«Die Super League ist mittelfristig das Ziel»

Daniel Koch | 
Noch keine Kommentare
FCS-Geschäftsführer Marco Truckenbrod Fontana (links) diskutiert mit Clubbesitzer und Schwiegervater Aniello Fontana über die Ziele des Clubs. Bild: Daniel F. Koch

Der Ligaerhalt in der Challenge League ist geschafft. Der FC Schaffhausen ist unter Trainer Murat Yakin das Team der Rückrunde. Clubbesitzer Aniello Fontana und FCS-Geschäftsführer Marco Truckenbrod Fontana zu den Zukunftsplänen des FCS.

Die Personalplanung für die neue Saison wird problematischer. Am Dienstag gab Servette Genf bekannt, dass Topskorer Steven Lang dorthin wechselt. Gjelbrim Taipi hat schon früher seinen Abgang vom FCS bekannt gegeben. Mit welchen weiteren Abgängen ist noch zu rechnen, und wie sollen diese ersetzt werden?

Marco Truckenbrod Fontana: Ob es noch weitere Abgänge geben wird, ist noch offen. Auch wir hören immer wieder von Wechselgerüchten, offizielle Anfragen liegen uns momentan für keinen Spieler vor. Für unsere Planungen ist es wichtig, dass wir Spieler wie jetzt bei Steven Lang, die uns verlassen, ersetzen können. Unser Ziel ist es, einen ähnlichen Spielertyp zu holen. Ich bespreche das mit Cheftrainer Murat Yakin. Gemeinsam suchen wir dann nach einer guten Lösung für den FCS.

Der FC Le Mont verliert seine Spielberechtigung in der Challenge League und steigt ab. Einen Kommentar dazu von Ihnen?

Aniello Fontana: Ich bin völlig überrascht über die Entscheidung von Le-Mont-Präsident Serge Duperret. Vor allem tut es mir leid um die Mitarbeiter, die dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren. Auch wenn es nicht einfach ist, einen Club in der Challenge League zu führen, würde ich nie kampflos meinen Platz in der Liga räumen. Allerdings müssen wir diese Entscheidung respektieren.

Beim FC Schaffhausen hat der Trainerwechsel von Axel Thoma zu Murat Yakin dafür gesorgt, dass der FCS zur besten Rückrundenmannschaft wurde. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Truckenbrod Fontana: Die Mannschaft hat leistungsmässig einen Quantensprung gemacht und sich vor allem in taktischer Hinsicht enorm gesteigert. Die Organisation in der Mannschaft wurde besser. Die Spieler haben sich weiterentwickelt. Man sieht die Handschrift der neuen Trainer Murat und Hakan Yakin. Die Defensive steht. Es wird gradlinig nach vorn gespielt. Der FCS ist viel stilsicherer geworden. Den Schlüssel zu unserem Erfolg sehe ich vor allen Dingen in der Verbesserung des taktischen Verhaltens auf dem Spielfeld

Fontana: Wir haben insgesamt von den grossen Erfolgen und Erfahrungen, die Murat Yakin als Trainer aus der Super League mitgebracht hat, profitiert. Dazu zähle ich auch die Mitarbeit seines Bruders Hakan, der ebenfalls seinen Teil beiträgt und dessen Arbeit nicht unterschätzt werden darf. Zudem können die Spieler die Anweisungen des Trainers bestens umsetzen. Sein Geschick im Umgang mit Menschen macht sie stärker. Man merkt das auch, wenn man die Einwechslungen anschaut. Jede Veränderung hat sich bisher positiv bemerkbar gemacht. Die Verpflichtung von Yakin ist für den FC Schaffhausen ein Glücksfall. Viele sehen nicht, dass hinter dem Aufschwung unheimlich viel Detailarbeit steckt. Und zwar auf jeder Ebene. Das schlägt sich auch in der Stimmung und neben dem Spielfeld nieder.

Im neuen Lipo-Park ist der FC Schaffhausen wieder zur Macht geworden. Der Zuschauerschnitt im neuen Stadion liegt derzeit bei 2825 Besuchern pro Heimspiel. Wie bewerten Sie das Interesse des Schaffhauser Publikums, und was bedeutet das für die Einnahmen?

Fontana: Das Interesse am FC Schaffhausen ist deutlich gestiegen. Der Zuschauerschnitt hat sich gegenüber dem Besuch im Stadion Breite verdoppelt. Das hängt vor allem mit der Infrastruktur und den besseren Dienstleistungen zusammen: Man wird im Lipo-Park nicht mehr nass, was einen Besuch im Stadion angenehmer macht. Wirtschaftlich liegen wir im Budget. So haben wir für diese Saison mit einem Schnitt von 1500 Zuschauern plus 200 VIP-Gästen kalkuliert. Der erreichte Zuschauerschnitt von über 2800 wird ja noch ansteigen, wenn am 27. Mai Leader FC Zürich antreten wird. Da rechnen wir nochmals mit vollen Rängen.

Es war zu hören, dass der Chef der Stadion Schaffhausen AG, Fabio Lenzlinger, Ende Saison gehen wird. Warum und gibt es schon einen Nachfolger?

Das hat vor allem mit organisatorischen Umstrukturierungen zu tun. Fabio Lenzlinger wurde geholt, um die Stadioneröffnung voranzutreiben. Das ist ihm hervorragend gelungen. Unser Budget beträgt knapp vier Millionen Franken. Da macht es keinen Sinn, zwei Organisationen wie die FC Schaffhausen AG und die Stadion Schaffhausen AG parallel zu führen. Darum wurden die Firmen zusammengelegt und das ganze Konstrukt nach kaufmännischen Grundsätzen organisiert. Als neuer operativer Chef wird Marco Truckenbrod Fontana für beide Firmen zuständig sein. Zusätzlich wird auch der Mitarbeiterstab angepasst. Das bedingt, dass es noch weitere personelle Veränderungen geben wird.

Die neue Heimstatt des FC Schaffhausen wird insgesamt sowohl von den Spielern als auch von den Gästen gelobt. Gleichwohl gibt es immer wieder Kritik wegen der Wartezeiten vor den Kassen, am Catering und wegen zu langer Wartezeiten vor den Verpflegungsständen, obwohl das Stadion nur zu einem kleinen Teil gefüllt ist. Sind diese Probleme beim FCS bekannt?

Truckenbrod Fontana: Das sind sie. Die Wartenzeiten an den Kassen haben sich entschärft, weil wir Änderungen beim Ticketing durchgeführt haben und man Billette einfacher vordrucken kann. Im Bereich Catering stehen intensive Gespräche an, um auch hier die Kundenfreundlichkeit zu verbessern. Wir wollen ja, dass die Fans gern zu uns kommen.

Fontana: Ich finde auch, dass das Pu­blic Catering organisatorisch stark verbesserungswürdig ist. So ist die Ausstattung ausserordentlich einfach ausgefallen. Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt.

Ein weiterer Kritikpunkt sind fehlende Handläufe bei den Zuschauerrängen. Gerade ältere Besucher macht das unsicher. Ist da Abhilfe geplant?

Fontana: Grundsätzlich ist es ja so, dass wir den Lipo-Park nach den Vorgaben des Stadion-Katalogs der Swiss Football League Uefa-tauglich gebaut haben. Wir haben sogar mehr gemacht, als wir mussten. Die Liga hat in Etappen die Sicherheit getestet und abgenommen, sodass wir sämtliche Super-League-Anforderungen erfüllen würden. Man muss es an dieser Stelle nochmals erwähnen: Hätten wir das Stadion nicht gebaut, wäre der FC Schaffhausen in die 1. Liga Promotion zwangsrelegiert worden.

Truckenbrod Fontana: Zur Kritik an den fehlenden Handläufen ist Folgendes zu sagen: Dort, wo es möglich war, wurden diese installiert. An den anderen Stellen ist das nicht gestattet, weil es sich dort um Fluchtwege handelt, und da dürfen keine Hindernisse eingebaut werden.

Erfreulicherweise hat Trainer Murat Yakin seinen Vertrag um ein Jahr verlängert und angekündigt, dass der FC Schaffhausen in der nächsten Saison vorn mitspielen soll. Das bedingt aber, dass das Kader verstärkt wird. Bekommt der Trainer die gewünschten Verstärkungen, und wird das Budget erhöht?

Fontana: Der Trainer und Sportchef Marco Truckenbrod Fontana hat klare Vorgaben erhalten. Das Ziel ist ein Platz in den Top 4 der Liga. Das ist auch mit Murat Yakin so abgesprochen. Ich glaube nicht, dass es viel Sinn macht, noch mehr Geld in die Mannschaft zu stecken. Wir müssen es der Liga melden, wenn wir das Budget um über zehn Prozent aufstocken. Wichtig ist, dass man bei der Kaderzusammenstellung mit Fingerspitzengefühl vorgeht.

Truckenbrod Fontana: Im Fussball ist es doch so, dass Geld nicht unbedingt den Erfolg bringt. Es geht darum, die richtigen Prozesse einzuleiten. Wie kann man das Kader gut ergänzen, damit das Kollektiv erfolgreich auf dem Platz agiert? Bei allen Entscheidungen steht das Team auf und neben dem Spielfeld im Mittelpunkt. Bei uns ist das Gerüst für die neue Saison vorhanden, weil zehn Verträge weiterlaufen. In enger Zusammenarbeit werden Cheftrainer Murat Yakin und ich Spieler suchen, die uns weiterhelfen können.

Wäre die Rückkehr in die Super League eine Alternative? Die Rahmenbedingungen sind ja vorhanden für ein erneutes Gastspiel in der höchsten Schweizer Liga.

Fontana: Kurzfristig ist das noch keine Alternative. Aber mittelfristig muss es das Ziel des FC Schaffhausen sein, wieder erstklassig zu werden. Vor allem dann, wenn die geplante Aufstockung der Super League durchgeführt wird. Es gibt derzeit nicht so viele Clubs in der Schweiz, die auf ein solches Stadion zurückgreifen können. Mit unserer Infrastruktur sind wir allerdings in der Lage, in der Super League mitzuhalten und wirtschaftlich bestehen zu können.

Ein anderes Thema: Immer wieder hört man, dass das Frauen-NLA-Team des FC Neunkirch sich dem FC Schaffhausen anschliessen soll. Damit könnten viele Synergien vom Profibetrieb auch vom Frauenfussball in der Region genutzt werden. Sind solche Überlegungen realistisch und was müsste der FCS dafür aufwenden?

Fontana: Ich kann bestätigen, dass Gespräche mit Vertretern des FC Neunkirch stattgefunden haben. Über die Inhalte wurde allerdings Stillschweigen vereinbart.

 

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren