Yakin: «Keine Sekunde nachlassen»

Daniel F. Koch | 
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Der FC Schaffhausen möchte auch im zweiten Heimspiel im Lipo-Park zum Sieg stürmen. Kann der fünffache Rückrunden- torschütze Steven Lang sein Skore auch gegen Wil noch weiter erhöhen? Bild: Roger Albrecht

Heute um 19 Uhr wird im Lipo-Park zum zweiten Mal ein Challenge-League-Spiel angepfiffen. Wieder steht ein Ostschweiz-Derby auf dem Programm. Gegner ist der FC Wil.

Nach dem rauschenden Eröffnungsfest mit dem umjubelten 2:1-Sieg über den FC Winterthur vor der Rekordkulisse von 7727 Zuschauern folgt jetzt das Nachtragsspiel aus der 20. Runde gegen den FC Wil. Die sportliche Ausgangslage hat sich nicht verändert. Der Tabellenletzte FC Schaffhausen hat nach wie vor vier Punkte Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz, den der FC Winterthur (21 Punkte) und Chiasso (21) belegen. Der Gast aus Wil hat derzeit noch zehn Punkte Vorsprung auf den FCS, muss aber mit ganz anderen Problemen kämpfen.

Wils Überlebenskampf

Gestern lief die Frist ab, der Swiss Football League nachzuweisen, dass die Januarlöhne der Profis endlich bezahlt sind. Es gelang nicht. Jetzt ist damit zu rechnen, dass dem Tabellenfünften drei Punkte wegen Reglementsverstoss abgezogen werden. Denn seit die Investoren aus der Türkei bei Nacht und Nebel verschwunden sind, fehlen Millionen in der Clubkasse. Die Ver­antwortlichen in Wil kämpfen um das nackte Überleben des FC Wil. Ein Thema, das medial seit Januar inten­-siv beleuchtet wird. Auch weil bekannt wurde, dass die Investoren den Spielern in der zweiten Schweizer Liga Löhne bezahlt haben, die sich nicht mal die Topclubs der Super League leisten können.

Der Scherbenhaufen in Wil ist gross, klammheimliche Schadenfreude bei der Konkurrenz inklusive. Derzeit versuchen die Verantwortlichen des Clubs verzweifelt, den Konkurs abzuwenden. Noch immer weigern sich einige der Grossverdiener im Team (es soll sich dabei um Saläre zwischen 30 000 und 50 000 Franken pro Monat handeln), von ihren Maximalforderungen an ihren Arbeitgeber abzusehen. «Die Chancen, den Existenzkampf zu gewinnen, liegen bei 50:50», hatte Präsident Bigger sowohl nach der 1:3-Niederlage gegen Xamax wie auch bei sonstigen Interviews immer wieder betont. Dem «St. Galler Tagblatt» sagte Bigger auch, dass Wil selbst mit dem Gedanken spielte, den Punktabzug in Kauf zu nehmen. «Wann immer wir eine Chance auf Rettung sehen, nehmen wir allenfalls diese Massnahme in Kauf. Gibt es einen Hoffnungsschimmer, so dürfen wir nicht einfach aufgeben. Dann hätten wir vier Wochen lang vergebens Tag und Nacht gearbeitet.»

Nicht nachlassen

FCS-Trainer Murat Yakin hat die Entwicklung beim FC Wil wie alle Interessierten mitverfolgt und weiss, wie gefährlich es ist, wenn seine Spieler daraus ableiten, dass man vor einem eher leichten Spiel steht. Zumal ihm auch noch der gelbgesperrte Stürmer Demhasaj fehlt. «Wir dürfen jetzt keine Sekunde nachlassen», wird er seinen Spielern mit auf den Weg geben und sie warnen, einen fussballerischen Selbstläufer zu erwarten. Yakin kann sich gut vorstellen, dass die Wiler Spieler nach all den Negativschlagzeilen seit Anfang Jahr und den persönlichen Existenzängsten froh sein werden, auf dem Platz zu stehen und zu spielen. Den Spruch: «Die werden um ihr Leben rennen», könnte man dabei durchaus als eine realistische Einschätzung der Situation heranziehen.

Wie man Spiele im Abstiegskampf gewinnen kann, demonstrierten Yakins Schützlinge gegen den FC Winterthur. Es lief zwar noch nicht alles so wie erhofft, aber die Richtung hat gestimmt. Murat Yakin nennt einige Begriffe, dank derer auch das zweite Spiel im Lipo-Park gewonnen werden sollte. «Konzentration, Einsatz und Laufbereitschaft», sind drei Forderungen, die der Trainer an seine Spieler stellt. «Wir müssen Vollgas geben», ist eine weitere Erwartung des Trainers. Yakin hofft, dass wieder viele Fans den Weg nach Herblingen finden werden, um die Mannschaft nach vorn zu peitschen.

Lizenz beantragt

«Ich denke, dass viele abwarten, wie die Wetterbedingungen sein werden, und sich erst dann entscheiden, ob sie ins Stadion gehen», sagt Marco Truckenbrod Fontana, der Geschäftsführer des FC Schaffhausen. Vermutlich wird der Alltag in die neue Heimstätte einkehren. Der Club hat bei seinen Berechnungen mit durchschnittlich 2000 Fussballfans im Lipo-Park kalkuliert. Dank des Zuschaueraufmarsches zur Stadioneröffnung ist der Schnitt auf 2271 gestiegen. Zum Vergleich: Leader und Super-League-Absteiger FC Zürich konnte bei seinen Heimspielen im Schnitt 9550 Fans begrüssen, der FC Aarau 3761, Winterthur 3136, Xamax 2898 und Servette 2559. Die wenigsten Zuschauer haben Chiasso (571) und Le Mont (722).

Unabhängig von der Entwicklung im sportlichen Bereich ist der FCS-Geschäftsführer derzeit mit einer anderen Aufgabe, die genauso wichtig für die Zukunft des Clubs ist, beschäftigt. Bis zum Donnerstag muss Truckenbrod Fontana die Unterlagen für die Lizenzierung für die neue Saison 2017/18 bei der Swiss Football League eingereicht haben. «Es war wahnsinnig viel Arbeit», stöhnt der 34-Jährige. «Doch wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Es ist alles im grünen Bereich», berichtet Marco Truckenbrod Fontana.

Die restliche Arbeit liegt jetzt bei der Lizenzierungskommission der Swiss Football League. Grosse Mängel dürften dank des neuen Stadions wohl keine auftauchen.

Sie können heute leider nicht den Match besuchen? Kein Problem! Wir sind vor Ort und berichten in unserem Live-Ticker vom Spiel des FC Schaffhausen gegen den FC Wil.

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