Die Stars beim FCS stehen am Spielfeldrand

Am kommenden Sonntag startet im Aarauer Brügglifeld die Mission Ligaerhalt beim FC Schaffhausen mit seinem prominenten Trainer-Brüderpaar Murat und Hakan Yakin.
Noch hat die Verpflichtung von Murat Yakin als Cheftrainer und seinem Bruder als Assistenztrainer dem FC Schaffhausen nichts Zählbares eingebracht. Seit fast vier Wochen bereitet Murat Yakin, der als Spieler und Trainer so viel erreicht hat, die Spieler des Letzten der Challenge League auf die Rückrunde vor. Das Interesse an Yakin und folglich auch an seinem Arbeitgeber (vorerst bis Ende Juni) ist gewaltig. Wohl noch nie ist in den nationalen Medien so viel über den Provinzclub an der Grenze zu Deutschland berichtet worden wie jetzt. Kein Wunder, sagt der Geschäftsführer des FCS, Marco Fontana Truckenbrod: «Die Verpflichtung von Murat Yakin ist für uns ein Glücksgriff. Wir spüren in der Mannschaft und im Umfeld eine regelrechte Aufbruchstimmung.»
Yakin geht in seiner Aufgabe auf
Man merkt es auch Murat Yakin an, dass er in seiner Aufgabe in Schaffhausen aufgeht. Nach 18 Monaten Pause, die er genutzt hat, um sich über seine Einstellung zum Leben und zum Beruf klar zu werden, brennt er nun darauf, seine Mission in der Munotstadt zu erfüllen. Die heisst Ligaerhalt in der zweithöchsten Schweizer Liga. Nicht wenige haben gestaunt, dass sich ein aufstrebender Schweizer Trainer, der zuvor einen Karriereschritt nach dem anderen gemacht hat und als zweimaliger Landesmeister einen Leistungsausweis vorweisen kann, einem serbelnden Club aus der Provinz angeschlossen hat. «Es hat alles gepasst, und die Aufgabe ist hoch spannend», sagt Yakin.
«Die Infrastruktur ist erstklassig. Die Wege zu den Verantwortlichen sind sehr kurz. Die Spieler sind lernwillig und ziehen voll mit», so Yakin, der mit dem Vorgefundenen zufrieden ist. Natürlich sieht er beim FC Schaffhausen eine grosse Chance, sich wieder als Trainer auf dem Markt zu bestätigen und interessant zu machen. Das Risiko, zu scheitern, ist aber immer auch dabei. Doch daran denkt er nicht. Die Zielsetzung lautet Ligaerhalt, das heisst, er muss mit seinem Club mindestens Platz 9 in der Challenge League erreichen. «Wer mich kennt, weiss, dass ich mich nicht mit dem Minimalziel zufrieden gebe», hatte er bei seiner Vorstellung in Stein am Rhein gesagt. «Wir haben 18 Spiele Zeit, um uns zu verbessern. Vielleicht dauert es bis zum letzten Spieltag, um dieses Ziel zu erreichen», sagt Murat Yakin vor dem Rückrundenstart am Sonntag gegen den von Marco Schällibaum trainierten FC Aarau. Yakin ist klar, dass es ein harter Weg bis zum Klassenerhalt wird. Die Liga betrachtet er als zweigeteilt. Vier, fünf Teams orientieren sich nach oben, der Rest kämpft um den Ligaerhalt. Der FCS (10./13 Punkte), Chiasso (9./15), Winterthur (8. /18), Le Mont (7./21) und auch Wohlen (6./22) werden wohl den Absteiger unter sich ausmachen.
Wo setzt Trainer Yakin an?
Murat Yakin gilt in der Fussballszene als gewiefter Taktiker. Das beinhaltet auch einen Wesenszug von ihm. «Ich lerne unheimlich gerne und versuche, mich immer zu verbessern und neue Strategien auszuprobieren», sagt er. Fussballtechnisch betrachtet, will er flexibel bei den Spielsystemen sein, um auf Entwicklungen während der Partie angemessen reagieren zu können. «So etwas funktioniert aber nur, wenn du die Spieler hast, die das erkennen und umsetzen können.» Daran arbeitet er als Trainer aber tagtäglich. «Wir müssen uns viel bewegen, kompakt gegen den Ball arbeiten, unsere Fehlerquote tief halten und Goals schiessen, wenn wir die Chance haben», fordert er.
Ebenso wichtig ist es ihm, die Mentalität seiner Spieler anzupassen. Man könnte auch sagen, das Siegergen einzuimpfen. So reicht es nicht mitzuspielen, sondern immer nur den Erfolg, das heisst den Sieg, anzustreben. «Egal, was wir machen und versuchen. Am Ende zählen immer nur die drei Punkte.» Ein weiterer Ansatzpunkt für Yakin ist auch die bisherige katastrophale Heimbilanz (1 Sieg). Die müsse man positiv gestalten. «Jetzt haben wir eine Chance. Die Ausgangslage ist neu, die gilt es zu nützen», sagt er zu den Heimspielen im Lipo-Park mit seinem Kunstrasen. Weil die FCS-Profis dort trainieren, kann das zum Vorteil werden. Beim 4:3-Sieg im Testspiel in Bern hatte Yakin den Spielern gesagt, dass seine Taktik immer gewinne. «In der Theorie gewinne ich immer. Aber ihr müsst mitmachen. Ihr müsst mir helfen, das Spiel zu gewinnen.» Doch alle Theorie nützt nichts, wenn es nicht gelingt, sie auf dem Platz umzusetzen. «Es zählt erst, wenn es um Punkte geht, und dann werden wir sehen, wie weit die Spieler schon sind, das Erlernte abzurufen.» Yakin bleibt Realist.