Es rumort im EHCS: Nur noch ein Vorstandsmitglied

Hans Christoph Steinemann | 
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Nach drei Rücktritten innert einer Woche hat sich der Vorstand des EHC Schaffhausen von vier Personen auf eine reduziert. Als Einziger im Führungsgremium verbleibt vorerst Adrian Bangerter, der Vizepräsident und Finanzchef.

Die gestern Nachmittag auf der Homepage des EHC Schaffhausen aufgeschaltete News-Meldung liess aufhorchen: «In der vergangenen Woche haben am Montag Iwan Waber (Sportchef), am Mittwoch Monika Steinmetz (Aktuarin) und am Donnerstag André Leder (Präsident) ihre sofortigen Rücktritte aus dem Vorstand des EHC Schaffhausen bekannt gegeben.» Vom vierköpfigen Vorstand bleibt nur noch Adrian Bangerter übrig, der an der Generalversammlung im Mai 2017 als Nachfolger von René Schaible zum Vizepräsidenten und Finanzchef gewählt worden ist. «Als einziges gewähltes Vorstandsmitglied werde ich, zusammen mit der tatkräftigen Unterstützung einiger zuverlässiger Mitstreiter, temporär die Geschicke des EHC Schaffhausen leiten», schreibt Adrian Bangerter, der beruflich bei der IT3-Treuhand AG in Schaffhausen als Partner und Geschäftsleitungsmitglied tätig, aber im EHCS ein Neuling ist. «Ich werde zusammen mit einem kleinen ‹Krisenstab› innerhalb der nächsten Wochen eine ausserordentliche Generalversammlung organisieren und einberufen. Der Trainings- und Spielbetrieb wird wie geplant weitergeführt.»

Berufliche Überlastung

Als Hauptgrund für seinen sofortigen Rücktritt gibt der bisherige Präsident André Leder nach acht Jahren im Amt berufliche Überlastung an. Er sei als Führungsmann der Tobler Haustechnik AG in Urdorf momentan mit einer Fusion beschäftigt, die ihn zeitlich enorm fordere. «Da liegt die Führung eines solchen Vereins wie des EHCS einfach nicht mehr drin.» Hinzu kamen im Sommer massive Rückenprobleme. Bis im letzten Frühling hatte sich Leder als Sportchef sowie im Marketing und Sponsoring des Clubs um viele Sachen zusätzlich gekümmert. Dieses Engagement konnte er nicht mehr leisten. Auf die neue Saison hin engagierte er dann mit Iwan Waber einen neuen Sportchef, der sich zusammen mit dem ebenfalls neuen Trainer, Patrick Meier, um sportliche Belange kümmern sollte, vor allem um die erste Mannschaft, das Aushängeschild des Vereins in der 2. Liga. Dass nun auch Iwan Waber ebenfalls per sofort zurücktritt, ist sicher unglücklich, das weiss auch André Leder, der im Oktober 2016 an einer Vorstandssitzung erstmals von Rücktritt sprach.

Verkettung unglücklicher Umstände

Bei Iwan Waber seien es ähnliche Rücktrittsgründe wie bei Leder gewesen, nämlich berufliche, erklärte Vizepräsident Adrian Bangerter auf Anfrage. «Der berufliche Druck ist zu gross geworden für ihn, zudem kommt erschwerend hinzu, dass Iwan Waber in Zürich wohnt.» Von einer Rücktrittswelle aus dem Vorstand will Bangerter trotz des fast gleichzeitigen Abgangs der Aktuarin Monika Steinmetz nicht sprechen. «Diese Rücktritte sind Verkettungen von unglücklichen Umständen», betont Adrian Bangerter, der sich diese Abgänge natürlich auf den Abschluss des Geschäftsjahres auf die nächste GV gewünscht hätte. Aber es sei nun anders gekommen, und sie würden alles daran setzen, die Lücken so schnell wie möglich wieder zu schliessen. «Ich bin schon im Gespräch mit zwei, drei Leuten, ob sie mitarbeiten würden, und wohl nach den Herbstferien werden wir sie hoffentlich an einer ausserordentlichen GV in den Vorstand wählen lassen.»

Altlasten belasten EHCS massiv

Angesprochen auf allfällige Probleme im EHC Schaffhausen, gab Adrian Bangerter ohne Umschweife zu, dass Altlasten das finanzielle Gleichgewicht sehr belasten. Der Abschluss der Saison 2016/17 sei schlecht gewesen, insgesamt habe er bei seinem Amtsantritt jedoch Altlasten von rund 130 000 Franken angetroffen, für die er nun umgehend Sanierungsmassnahmen eingeleitet habe. «Zum einen habe ich Gespräche mit Gläubigern geführt, zum anderen müssen wir aber rigoros sparen und, was weit schwieriger ist, mehr Einnahmen generieren. Denn der Kampf um Sponsoren ist im Schaffhauser Sport gross», weiss der ebenfalls aus Zürich stammende Bangerter bereits bestens. Wichtig sei dabei die stets gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Sponsoren- und Business-Club des EHCS «Club 100», der den Club seit langem grosszügig unterstützte. Der Beziehung zum «Club 100» gilt es besonders Sorge zu tragen.

Schnelle Kostensenkungen

Adrian Bangerter muss in diesem Zusammenhang allerdings den EHCS-Mitglieder reinen Wein einschenken: «Wir müssen uns langsam darauf einstellen, dass mehr als die 2. Liga bei uns im Moment nicht drinliegt. Dafür haben wir jedoch eine fast zu perfekte Struktur und fast zu viele Betreuer.» Auch wenn keine exorbitanten Entschädigungen bezahlt werden, müssten nun im Rahmen der Sanierung schnelle Kostenreduktionen erreicht werden. Auch da sei er intensiv daran, mit den Betroffenen zu reden.

Dass es um den EHC Schaffhausen finanziell nicht gut bestellt ist, weiss der abtretende Präsident André Leder. Er könne dazu aber nichts sagen, wichtig sei, dass die Finanzen bei Adrian Bangerter, der massive Einsparungen eingeleitet habe, jetzt in guten Händen seien. Sportlich hatte Leder eigentlich ein gutes Gefühl mit dem neuen Sportchef Iwan Waber und Trainer Patrick Meier, die ein valables Team zusammenstellten. Bis Waber zu seiner Überraschung jetzt auch zurücktrat. Das hatte er nicht erwartet. André Leder und das ganze EHCS-Umfeld hoffen nun umso mehr auf einen guten Saisonstart am Samstag in der 2. Liga. Der EHCS braucht positive Meldungen, um möglichst bald wieder aus dem Tief herauszukommen.

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