So erfolgreich waren die FCS-Trainer zwischen Seeberger und Seeberger

Daniel Zinser | 
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Vor zwölf Jahren wurde Jürgen Seeberger beim FC Schaffhausen entlassen. Seither haben neun Trainer über die Geschicke beim FC Schaffhausen bestimmt. Bilder: Roger Albrecht / Daniel Koch / Michael Kessler / Key

Seit der letzten Amtszeit Jürgen Seebergers haben sich die Trainer beim FC Schaffhausen die Klinke in die Hand gegeben. Doch wer war am erfolgreichsten, wer am schlechtesten?

Genau 2454 Tage war Jürgen Seeberger zwischen 2000 und 2007 Trainer des FC Schaffhausen. Seit Mitte der 90er-Jahre war der Verein nie mehr so erfolgreich wie unter seiner Leitung. 2004 gelang der Aufstieg in die Super League, in welcher man zwar drei Jahre lang gegen den Abstieg kämpfte, trotzdem aber den einen oder anderen Sieg gegen die grossen Klubs feiern konnte. Nach dem 24. Spieltag der dritten Saison in der obersten Schweizer Spielklasse wurde er entlassen - den Abstieg in die Challenge League erlebte Seeberger also bereits nicht mehr.

Seit damals standen bei Gelb-Schwarz 13 Trainer für 1 bis 150 Spiele an der Seitenlinie. Die einen glänzten mit unglaublichen Siegesserien, andere wiederum sorgten für Ärger und schlechte Stimmung. Wir haben uns die Erfolgsquoten der neun Trainer mit über 50 Spielen etwas genauer angeschaut. 

Der Nachfolger: Marco Schällibaum
1.34 Punkte pro Spiel 

Mit ihm erlebt der FC Schaffhausen eine der bittersten Zeiten des neuen Jahrtausends. Nach der 0:2-Niederlage gegen den damals letztplatzierten FC Aarau rutscht der FC Schaffhausen am zweitletzten Spieltag der Saison 06/07 anstelle der Aarauer auf den Abstiegsplatz. Einen  Spieltag später ist der Abstieg in die Challenge League definitiv besiegelt. Dort spielen die Gelb-Schwarzen unter Marco Schällibaum eine Saison mit Höhen und Tiefen, welche sie schlussendlich auf dem sechsten Platz abschliessen. Der FC Schaffhausen beschliesst, den Vertrag mit dem Trainer Ende Saison nicht zu verlängern. Am 6. Juni 2008 wird Schällibaums sofortiger Wechsel zum Super-League-Aufsteiger AC Bellinzona bekannt.
 

Der Unbekannte: Fabian Müller
1.10 Punkte pro Spiel

Unter Schällibaum Co-Trainer, kommt Fabian Müller nach dessen Entlassung zum Zug. Sein Einstand missglückt mit einer 1:4-Niederlage in Biel deutlich. Nach einer vorübergehenden Leistungssteigerung werden die guten Resultate in der zweiten Saisonhälfte deutlich rarer. Somit ist nach einer Saison und 31 Spielen bereits wieder Schluss. Aniello Fontana hadert mit der fehlenden Entwicklung im Team und kommt zum Schluss, dass es mit dem erst 28-jährigen Cheftrainer Müller nicht mehr weitergehen kann.
 

Der Auf-Krawall-Gebürstete: René Weiler
1.22 Punkte pro Spiel 

Auch er ist mit 36 Jahren noch sehr jung. Und auch ihm misslingt der Einstand beim FC Schaffhausen gründlich. In den ersten drei Spielen gibt es ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Ein Steigerungslauf beschert der Mannschaft bis zum 24. Spieltag aber den Sprung auf den vierten Platz in der Tabelle. Doch die Freude über den guten Tabellenplatz ist nur von kurzer Dauer. In den letzten sechs Saisonspielen gibt es nur noch drei Punkte und den Fall auf Tabellenplatz elf. Trotzdem startet man beim FC Schaffhausen mit René Weiler auch in die neue Saison 2010/11. Nach einem durchwachsenen Saisonstart kommen die Munotstädter in eine erste grosse Krise. Vor und nach der Winterpause verliert die Mannschaft sechs Spiele am Stück. Mit sieben Punkten aus den folgenden vier Spielen kann René Weiler das Ruder zwar noch etwas herumreissen, auf mehr Abstiegskampf hat der junge Trainer aber wohl keine Lust. Nach einem heftigen Streit mit Aniello Fontana wird der Vertrag mit René Weiler nach dem 22. Spieltag per sofort aufgelöst. Weiler wechselt zum damals schlechter platzierten Ligakonkurrenten FC Aarau und sorgt für viel böses Blut. 
 

Der Schlechteste: Vlado Nogic
0.14 Punkte pro Spiel 

Bei seinem Antritt ist er noch topmotiviert. Sieben Spiele später verlässt er den FC Schaffhausen nach seiner Aussage ausgelaugt und leer: Vlado Nogic. Von der Juniorenabteilung der Grasshoppers kommend übernimmt er die verunsicherte Mannschaft von René Weiler. Nogic schafft es nicht, der Mannschaft neue Impulse zu geben. Im Gegenteil. Seine Amtszeit wird zu einem der grössten Desaster in der Klubgeschichte der Munotstädter. Unter dem neuen Trainer verliert der FC Schaffhausen sechs der letzten sieben Saisonspiele und steigt zum Schock von ganz Fussball-Schaffhausen Ende Saison in die 1. Liga ab. Vlado Nogic verlässt den Verein wieder. 
 

Der Mister FCS: Hans Stamm
1.76 Punkte pro Spiel 

Den Neustart in der 1. Liga nehmen die Schaffhauser mit dem 2018 verstorbenen Vereinspräsidenten Hans Stamm als Trainer in Angriff. Plötzlich ist der FC Schaffhausen als einziger Profiverein unter 15 Amateurvereinen in jedem Spiel der grosse Favorit. Dabei tun sich die Spieler doch das eine oder andere Mal schwer. Vier Mal gehen die Profis unter Stamm als Verlierer vom Platz. Zum Jahreswechsel 2011/12 liegt man auf Platz 4 hinter den Aufstiegsrängen zurück. So entscheidet sich Hans Stamm zusammen mit Aniello Fontana, den Platz auf der Trainerbank zu räumen und Maurizio Jacobacci zu übergeben. 
 

Der Aufsteiger: Maurizio Jacobacci
1.73 Punkte pro Spiel 

Mit dem grossen Ziel, den Wiederaufstieg zu schaffen, startet Maurizo Jacobacci in seine Regentschaft beim FC Schaffhausen. Unter dem neuen Trainer geben die Schaffhauser so richtig Gas. In 15 Spielen gibt es 13 Siege und nur zwei Niederlagen. Die letzten neun Spiele der Saison gewinnt die Mannschaft mit einem Torverhältnis von 39:3. Der Aufstieg in die neu geschaffene 1. Liga Promotion ist damit besiegelt. Auch in der neuen Liga gelingt der Start vorzüglich. Das Profiteam ist endgültig in Fahrt gekommen. Nach dem 24. Spieltag liegen die Schaffhauser an der Tabellenspitze. Doch beim haushohen Favoriten aus Schaffhausen flattern plötzlich die Nerven. Die Mannschaft verliert wertvolle Punkte und steht unter Zugzwang. Im letzten Spiel der Saison kommt es ausgerechnet zum Spitzenkampf des zweitplatzierten FC Schaffhausen und des erstplatzierten SC YF Juventus Zürich. Mit einem Sieg sind die Schaffhauser zurück in der Challenge League, holt YF mindestens einen Punkt, steigen die Zürcher auf. Und das Spiel liefert noch viel mehr Spannung als versprochen. Bis zur 93. Spielminute steht es 1:1 und die Schaffhauser Fans im Stadion Breite verzweifeln. Doch als die meisten sich bereits mit einer weiteren Saison in der 1. Liga abfinden, köpft Patrick Rossini mit seinem 27. Saisontor den Verein zurück in die Challenge League. Maurizio Jacobacci hat den Verein mit zwei Aufstiegen in Folge dahin zurückgeführt, wo er hingehört und wird dementsprechend von den Fans gefeiert. In der Folgesaison läuft es den Gelb-Schwarzen und ihrem Trainer weiterhin sehr gut. Nach 31 Spieltagen liegt als Zweitplatzierter sogar noch der dritte Aufstieg in Serie im Bereich des Möglichen. Der FC Schaffhausen schliesst die Saison allerdings dann doch nur auf Rang 4 ab. In der nächsten Saison folgt ein fünfter Rang. Gar nicht rund läuft es dann aber in der fünften Saison unter Jacobacci. Nach dem 23. Spieltag steht der FC Schaffhausen erneut auf dem letzten Tabellenplatz und reagiert dieses Mal sofort. Der Erfolgstrainer muss 2016 gehen. Nach über 1535 Tagen im Amt. 
 

Der Top-oder-Flop-Trainer: Axel Thoma
1.35 Punkte pro Spiel

Für Jacobacci muss der erfahrene Axel Thoma die Rolle des Feuerwehrmannes übernehmen und den FC Schaffhausen vor dem Abstieg retten. Dies tut er mit Bravour. Nur der FC Aarau holt in den restlichen 14 Spielen der Saison mehr Punkte als das Team von Thoma. Kein Team schiesst mehr Tore. Axel Thoma ist Ende Saison 2015/16 der gefeierte Mann und darf logischerweise auch in die neue Saison mit dem FC Schaffhausen starten. Dieser Start misslingt dem Team von Thoma aber komplett und das letzte Spiel im Stadion Breite ist auch das letzte Spiel von Axel Thoma als Cheftrainer. Mit 13 Punkten aus 17 Spielen steht der FC Schaffhausen ein weiteres Mal ganz am Ende der Tabelle. Thoma wird per sofort freigestellt. 

Der Alles-Überstrahlende: Murat Yakin
2.33 Punkte pro Spiel  

Mit dem Wissen, einen zweiten Abstieg in die Bedeutungslosigkeit kaum ohne grösseren Schaden zu überstehen, gelingt Aniello Fontana ein Transfercoup. Unter riesigem Medienrummel kann er Star-Trainer Murat Yakin nach Schaffhausen lotsen. Zusammen mit seinem Bruder Hakan Yakin als Assistenztrainer beginnt er die Arbeit im neuen Lipo-Park und liefert sofort Resultate. Der FC Schaffhausen ist dank zahlreicher Verstärkungen - die Yakin in die Munotstadt locken kann - nicht mehr wiederzuerkennen und stürmt die Tabelle nach oben. Unter Yakin ist die Mannschaft, welche in der Hinrunde am wenigsten Punkte der ganzen Liga gesammelt hat, plötzlich noch besser als der eigentliche Ligadominator FC Zürich. Doch es wird noch besser: Murat Yakin startet mit dem FC Schaffhausen auch in die neue Saison. Mit sechs Siegen in ebenso vielen Spielen reitet das Team weiterhin auf einer unglaublichen Erfolgswelle. Die Euphorie ist riesig. Doch dann der Schock: Murat Yakin wechselt 2017 in die Super League zu GC. Das Ende einer kurzen aber erfolgreichen Liebesgeschichte zwischen dem FC Schaffhausen und dem charismatischen Star-Trainer.  

Der Umstrittene: Boris Smiljanic 
1.38 Punkte pro Spiel 

Selten hatte wohl ein Trainer solch einen schweren Einstand wie Boris Smiljanic beim FC Schaffhausen. Besser sein als sein Vorgänger Murat Yakin: unmöglich. Prompt verliert Smiljanic sein erstes Spiel an der Seitenlinie, die Tabellenführung muss er nach vier weiteren Spieltagen nach der zweiten Niederlage abgeben. Nach sechs Niederlagen in sieben Spielen wird Boris Smiljanic von Aniello Fontana schliesslich im März 2018 bereits angezählt. Auf keinen Fall würde man mit dem Trainer verlängern, heisst es. Doch plötzlich hat der FCS das Momentum wieder auf seiner Seite. Smiljanic lässt begeisternden und vor allem erfolgreichen Fussball spielen. Auf den zweiten Schlussrang folgt als Belohnung trotzdem noch eine Vertragsverlängerung. Auch der Start in die neue Saison 2018/19 gelingt Smiljanic vernünftig. Weniger gut ist der Start in die Rückrunde. Die Mannschaft ist verunsichert, zeigt sich auf dem Feld in teils katastrophaler Verfassung und eine Besserung ist nicht in Sicht. Nach vier Spielen, davon drei Niederlagen, muss Boris Smiljanic definitiv gehen. Für ihn kommt nun Jürgen Seeberger wieder nach Schaffhausen zurück. Bereits heute Abend muss er zeigen, ob er es besser kann. 

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Kommentare (3)

Teresa Fischer-Faliti Sa 02.03.2019 - 12:45

Gratulation, finde diesen Beitrag sehr spannend und informativ. Wünschte mir einfach, die Schaffhauser Nachrichten würde generell die Spiele des FCS, deren Geschäftsleitung, aber auch die Trainer kritischer begleiten. Auch bei Jacobaccis Schlussphase las man in der Schaffhauser Nachrichten (Printausgabe) kaum je einen kritischen Kommentar, obwohl es schon lange extrem kriselte zwischen Mannschaft und Trainer.

Alfredo Lovallo Sa 02.03.2019 - 09:26

Unter Yakin gab es zahlreiche Verstärkungen, die diesen Namen auch verdienten (Taipi, Steven Lang, Mikari, Demiri). Es war also nicht die gleiche Mannschaft wie unter Axel Thoma.

Daniel Zinser Sa 02.03.2019 - 10:00

Guten Tag Herr Lovallo

Danke für den Hinweis. Da haben Sie recht. Das war tatsächlich so. Wir haben aus diesem Grund den Text leicht angepasst.

Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.

Freundliche Grüsse

Daniel Zinser, Online Redaktor Schaffhauser Nachrichten

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