«Die Neugier ist gross»










Der Andelfinger Unternehmer und Auto-Liebhaber hat seinem Hobby mit der «Autohalle» ein Denkmal gesetzt. Am Samstag findet die offizielle Einweihung des Hotel-Restaurants statt. Ein SN-Gespräch über Gemütlichkeit und finanzielles Risiko.
An und für sich könnte sich Thomas Meister, Jahrgang 1958, zurücklehnen. Nach dem Verkauf der Abraxas-Gruppe, zu der auch sein Schleifwerkzeug-Familienbetrieb der Meister Abrasives gehört, an eine ausländische Investorengruppe 2017 hat er ausgesorgt. Doch da ist noch seine Leidenschaft – das Automobil. Für seine mittlerweile auf 30 Oldtimer angewachsene Fahrzeugsammlung musste Platz her. Was liegt also näher, als auf dem eigenen Grundstück neben der eigenen Firma Oldtimer-Abstellplätze zu bauen? Das alleine erschien Meister als «zu langweilig». Jetzt ist innert vier Jahren aus der Idee einer einfachen Halle durch den «Initiant und Investor», wie es auf seiner Visitenkarte heisst, die eigene «Autohalle» geworden; ein Gebäude, das zugleich einen Oldtimer-Anziehungspunkt und –Parkplatz mit 100 Abstellplätzen, interner Auto-Werkstatt und -Ersatzteillager darstellt, aber auch Oldtimer-Vermietung, Hotel, Restaurant mit Fokus auf regionalen Produkten, Bar und Event-Location. Am Samstag wird die «Autohalle» offiziell eingeweiht, geöffnet ist sie ab dem 1. November.
Herr Meister, was versprechen Sie sich von der «Autohalle»?
Thomas Meister: Meine Vorstellung ist ein kompletteres Erlebnis rund ums Auto, nicht nur für Diskussionsmöglichkeiten, sondern zur Geselligkeit. Dass man sich gegenseitig von Reisen mit dem Auto erzählen kann, oder auch einmal ein «Schrauber»-Thema diskutiert, das in einer gemütlichen Umgebung. Die «Autohalle» ist über die Vermietung der Einstellplätze schon jetzt gut angekommen. Aber auch das Hotel und das Restaurant stossen auf Zuspruch, die Neugier ist gross. Es sind viele und grössere Anlässe geplant, schon jetzt sind über 80 gebucht: Beispielsweise kommt die Musikgesellschaft wegen dem 125-Jahre-Jubiläum zweimal zu uns. Das bestätigt, dass die Leute Interesse daran haben, wieder rauszugehen, und gewillt sind, auch neue Orte zu testen. Meistens sind es dann Kombinationen von Catering und Event oder Kombinationen mit dem Oldtimer-Erlebnis. Das sehe ich auch als Chance: Geburtstage, Jubiläen, Firmenanlässe, Hochzeiten, all das haben wir in unserer Event-Pipeline.
Die Hotellerie und Gastronomie sind ihnen als Unternehmer fremd. Wie gehen Sie mit dem finanziellen Risiko um?
Wir sind schon sehr bekannt in einer Phase, in der wir noch gar nicht geöffnet haben. Mein Geschäftsführer Simon Schmid hat da grossen Anteil daran. Das ist auch mein Eindruck nach den ersten Test-Veranstaltungen und Probe-Essen. Aber ja, das Risiko besteht weiterhin. Die Gastronomie ist keine Rendite-Perle, nirgends. Die verschiedenen Geschäftsbereiche hier im Haus helfen jedoch, die Risiken zu minimieren. Unser Businessplan sieht nach Jahr Drei eine bescheidene Gewinnzone vor. Kein Unternehmer ist daran interessiert, über Jahre oder Jahrzehnte hinweg konstant das Portemonnaie zu öffnen und Defizite zu decken, irgendwann hört da dann auch bei mir der Spass auf. Am Ende muss sich die «Autohalle» selber tragen können; aber mir ist klar, dass ich nicht jedes Jahr massig Gewinne erwarten darf.
Sie haben während der Coronakrise bauen lassen...
Wir hatten generell Glück. Im Sommer 2019 gab es das Kickoff-Meeting, im Februar 2020 war der Spatenstich. Wir kamen in eine trockene Schönwetterphase. Wir brauchten für das Gebäude eine gelbe Wanne, weil hier Grundwasserströme bestehen, die von Adlikon her stammen. Aus diesem Grund durften wir für die Heizung auch leider keine Wärmepumpe installieren. Die Baugrube war 7,5 Meter tief und wir sind kein einziges Mal auf Grundwasser gestossen, so trocken war es. Wir hatten auch keinen einzigen Corona-Fall auf der Baustelle zu verzeichnen, keine Ausfälle, wir waren terminlich immer auf der Linie. Beim Beton oder Stahl waren wir da und dort mit dem Problem der Lieferkette konfrontiert; die Einstellhalle ist eine Stahlkonstruktion mit verkleideten Panelen. Im hochwertigen Bereich mit der Event-Halle, dem Hotel oder Restaurant existieren ebenfalls Betondecken, aber das wurde mit dem Innenarchitekten bei den Materialisierungen so gewählt, dass man es eher als gemütlich empfindet.
Die «Autohalle» macht einen sehr wertigen Eindruck. Ein Treffpunkt nur für Gutbetuchte?
Die ganze Materialisierung der «Autohalle» hat sich aus meinem Anspruch ergeben, dass es gemütlich sein soll. Also Holz, Leder, etc. Das ist dann nicht immer gerade das Günstigste. Die Oldtimer-Erfahrung wird mit Gemütlichkeit verbunden, mit Essen, dem Zusammenkommen, mit Genuss. Es muss aber deswegen nicht teuer sein. Unsere Menü-Karte ist online. Wir hatten schon eine Rückmeldung, das liege fürs Weinland an der oberen Grenze. Man kann nicht alles haben und sagen, ein Bauer soll fair für seine Produkte entschädigt werden, die ohne Pestizide auskommen, und dann in der Kette weiter oben verlangen, dass es bei uns bei der Zubereitung günstiger wird. Am Ende ist das eine bewusste Wahl, wo man auswärts Essen geht. Wir haben unsere Wahl über unser Konzept getroffen, möchten damit möglichst viele Menschen ansprechen und haben bereits ein Mittagsmenü für die Industrie hier kreiert, das seit Beginn der Testphase Anfang Oktober sehr gut ankommt.
Herr Meister, vielen Dank für dieses Gespräch.