«Hier ist Vollgas gute Stimmung»

Miriam Barner | 
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«Mexiko wird bezahlen»: Die Flurlinger Manuel Distel, Linus Ritzmann, Sebastian Surber, Fabian Ringli und Tino Sauter (v. l.) hatten für den Hilariumzug am Samstagnachmittag eigens eine «Mauer» gebaut. Bild: Miriam Barner

Ob herziger Schülerhilari, bunter Strassenumzug oder Freinacht in den unzähligen Partylokalitäten: Am Hilariwochenende war in ­Flurlingen, Feuerthalen, Langwiesen und ­Uhwiesen einiges los.

Vor einer Menge buhender Schüler steht ein orangefarbe-ner Donald Trump. Neben ihm eine Mauer, die ihn von Flüchtlingen aus Honduras trennt: Dies spielte sich am Freitagnachmittag nicht in Amerika ab, sondern im Rheintalsaal in Flurlingen. Spätestens jetzt, wenn man bemerkte, dass die dort anwesenden Lehrer sogar als leckere ­Fajitas verkleidet waren, wurde einem klar: Es ist Hilari!

Witze, Tänze und Theater

Das Motto in Flurlingen lautete: «Fiesta Mexicana». Viele Primarschüler waren als Mexikaner und im «Dias de los muertos»-Stil verkleidet. Zuerst gab es einen Umzug durchs Dorf. Schulleiter Walter Berli sagte: «Das Wetter stimmt.» Dann prämierte die Jury die Einzel- und Gruppenmasken, und nach dem Zvieri wurden die Klassenproduktionen gezeigt. Die Schüler führten Tänze, Witze, Theater und sogar eine Schnitzelbank auf. Nach den Schülerauftritten gaben auch noch die Lehrer und die Schulpflege ihr Bestes. Der Schülerhilari endete mit der traditionellen Schnitzelbank und dem bekannten Hilari­lied.

Nach dem Hilari ist vor dem Hilari

Kaum war der Schülerhilari zu Ende, öffneten die unzähligen Partylokale ihre Türen. Die Jugend besuchte den Hilarikeller und das Rhyhuuszelt. Nebst den Dorfbeizen trieben sich die Erwachsenen bis in die frühen Morgenstunden im Häxähüüsli, in der Bar Dorfstross 13, in der Tetrisbar und im Rheintalsaal herum. Dass das Dorf in Feierlaune war, zeigte sich auch am frühen Samstagmorgen im Dorfkern: Kein einziger Mensch war anzutreffen.

Freinacht in Feuerthalen

Auch in Feuerthalen wurde ausgiebig gefeiert. «Am Donnerstag ist Freinacht», sagte Daniel Riedener, Inhaber des Restaurants Munotblick. «Ein DJ legt bis zum Morgen um 5 Uhr auf», so Riedener. Am Freitag gehe man eher nach Langwiesen, und am Samstag spiele sich die Party im Feuerthaler Oberdorf ab.

Mit dem Hilariumsatz ist Riedener zufrieden. Dies habe auch mit der kürzlich erfolgten Schliessung des Restaurants Engel zu tun. «Nach 62 Jahren schloss es leider seine Türen», sagte Riedener. Deswegen konnte er einige Gäste quasi übernehmen: «Am Samstag haben wir von 17 bis 21 Uhr um die 100 Essen verkauft», sagte er und machte sich mit seiner Gruppe auf den Weg zu den Partylokalitäten im Oberdorf.

Eine davon ist das Restaurant Schwarzbrünneli. «Hier ist Vollgas gute Stimmung», sagte Kellnerin Anou Beseda. Nebst den vielen Partygästen kam auch eine Guggenmusik vorbei. «Das ‹Schwarzbrünneli› ist ein guter Ort, um sich aufzuwärmen, etwas zu essen und zu trinken und auch mal einen Schwatz zu halten», sagte Beseda. Auch das Personal sei in super Stimmung, sagte sie und zeigte lächelnd auf eine tanzende Köchin.

Stumpenbodenhalle: Ausverkauft

Nicht nur tanzende Köche, sondern auch rauchende Eishockeyspieler, frierende Krankenschwestern und gut gelaunte Wi­kinger traf man am Samstagabend vor der Turnhalle Stumpenboden in Feuerthalen an. Die Abendkasse war bereits um 22 Uhr ausverkauft. Der Einlass wurde von der Security streng kontrolliert. Nicht nur die Taschen wurden nach geschmuggeltem Alkohol durchsucht, man musste auch ausreichend geschminkt sein, damit man sich unters Partyvolk im Innern mischen durfte.

Sicherheitsmann lässt Gnade walten

Doch manchmal wurde auch ein Auge zugedrückt: «Er ist Feuerthaler, und heute Morgen war er wirklich geschminkt – die Farbe muss wohl bereits verblasst sein», klärte ein Mitglied des Hilarivorstands einen Security-Mann auf, der einen Hilarigast kontrollierte. Die heisere Stimme des Besagten deutete darauf hin, dass er die letzten Tage wohl mit Grölen und Trinken verbracht hatte. Der Sicherheitsmann liess Gnade walten. Nicht unweit des Einlasses, aber in sicherer Entfernung nippte eine Gruppe Jugendlicher an einem Billigwodka. Die jungen Männer sind zwischen 17 und 19 Jahre alt und wohnen in den Hilaridörfern. «Wir wollen im Stumpenboden zünftig Schnäpse trinken und saufen», sagte ein Brillenträger.

Am Freitag war der 18-Jährige bereits im Flurlinger Hilarikeller gewesen: «Um 22 Uhr funktionierten die Lautsprecherboxen nicht mehr, dann wurde der Keller leider geschlossen.» Gerne würde er an eine Technoparty gehen, nur lasse sich in den Hilarigemeinden keine finden. Sein Kumpel, der erst 17 Jahre alt ist, prahlte damit, dass er – trotz der Altersbeschränkung von 18 Jahren – in die Turnhalle gekommen war. Er sagte stolz: «Auch hat sich eine 30-Jährige an mich rangemacht.»

Text und Bilder Corina Fendt

Mit Paukenschlägen und Trompetenklängen wurde der Hilariumzug am Samstagnachmittag in Langwiesen eröffnet. Pünktlich zum Start vor Ort waren auch die Freundinnen Majlinda Qela, Fabienne Scherrer und Shakiba Ardestani. Als Feuerthalerinnen gehen sie jedes Jahr an den Hilari und freuen sich jeweils schon Wochen vorher auf die bunten Festaktivitäten.

Seit klein auf am Hilari-Umzug dabei: die Freundinnen Majlinda Qela, ­Fabienne Scherrer und Shakiba Ardestani (v. l. n. r.).

Bunt und selbst gemacht waren auch die Kostüme von Stefan und Daniel Oberhänsli. Sie liefen in einer Gruppe mit und verteilten, passend zu ihren Kostümen, selbst gebackene Hilariteigvögel – und Konfetti in allen Farben.

In bunten Vogelkostümen waren Stefan und Daniel Oberhänsli unterwegs.

Für Notfälle gewappnet schienen derweil die Krankenpflegerinnen Judith und Carola ­Miozzo zu sein. Sie schoben ihre ­«Patientin» Angela Uhlmann durch den Umzug und waren damit ebenfalls Teil einer grösseren Hilari­gruppe, die mit Musik und Wagen durch die Dörfer zog.

Judith Miozzo, Carola Miozzo und Angela Uhlmann (v. l. n. r.) als Pflegerinnen und Patientin.

Als Zuschauer in Feuerthalen vor Ort war Fiona Werner, die sich mit ihrer Tochter den Umzug anschaute. Für ihren kleinen Hai war es der erste Hilari überhaupt.

Zum ersten Mal am Hilari-Umzug war der kleine Hai Lea mit Mutter Fiona Werner.

Hilariluft schnuppern konnte am Samstag auch Alessia Wetter, die als Marienkäfer verkleidet den Umzug mit ­ihren Eltern Philippe und Melanie besuchte.

Kleiner Marienkäfer: Für Philippe, Alessia und Melanie Wetter ist der Hilari ­Familiensache.

Doch nicht nur in Feuer­thalen und Langwiesen wurde am Samstagnachmittag am Umzug gefeiert, auch in Uhwiesen und Flurlingen wurden die samstäglichen Festaktivitäten mit dem Dorfumzug eingeläutet.

Pinar und Christian Loosli genossen das bunte ­Treiben rund um den Hilariumzug.

 

Bilder Miriam Barner

Hinter den besten Kostümen steckt oft viel Arbeit. Für den Flurlinger Schülerhilari hatten die beiden Fünftklässler Joshua Pouwer und Jona Bolanz den mexikanischen ­Vulkan Popocatépetl nachgebaut. «Er kann sogar Konfetti spucken», sagte Joshua. «Wir haben mit Kleister, Bauschaum, Karton und Holz ­gearbeitet», so Jona. Seine Mutter schätzte den Arbeitsaufwand auf eineinhalb Tage. Die harte Arbeit habe sich gelohnt, denn sie hätten den 1. Preis der Fünft-und Sechstklässler gewonnen: einen Kinogutschein.

Joshua Pouwer und Jona Bolanz haben den mexikanischen ­Vulkan Popocatépetl nachgemacht.

Mit ihrer Clique war Vanessa Jessica Rose am Samstagabend in der ­Turnhalle Stumpenboden in Feuerthalen unterwegs. «Ich bin als ­Freddie Mercury verkleidet», sagte die 28-jährige Schaffhauserin. «Ich bewundere Queen und besonders den Sänger Freddie», so das Model. Am Hilari nahm sie bereits zum dritten Mal teil. «Ich war als Zahnarztassistentin und als Pippi Langstrumpf verkleidet», sagte Rose. Zu ihrem Kostüm höre sie viele Kommentare: «Die meisten finden es sehr cool.»

Vanessa Jessica Rose verkleidete sich als Freddie Mercury.

Auch Roger, Bruno, Barbara, Johnny, Tamara, Tobi und Susann e (v. l.) feierten den Hilari in der Turnhalle Stumpenboden. Zum ersten Mal hatten sie sich für ein Gruppenkostüm entschieden. «Wir sind Glücksbärchis», sagte Susanne. «Und ich bin ein ­Hippie», so Roger . Wie sie auf die Kostümidee gekommen waren, daran konnten sie sich nicht mehr erinnern. «Es war halt eine Schnapsidee», winkte Barbara ab. Wie lange sie heute unterwegs seien, wisse sie noch nicht. Dann drehte sie sich um und tanzte mit ihrer Gruppe weiter.

Fröhliche Glückbärchis in der Turnhalle Stumpenboden.

Der als Kaktus verkleidete Flurlinger Pascal Helstein lachte: «Ein Handy mit Gesichtserkennung bringt am Hilari nichts.» Sein Handy lasse sich aufgrund seiner Verkleidung nicht mit dieser Funktion entsperren. Die Kostüme von Mario Weber, Anna Huber, Pascal Helstein, Désirée Bernath, des Flurlinger Gemeindepräsidenten Gilbert Bernath und von Doris Bernath waren selbst genäht. «Anna hat sich dazu bereit erklärt», so Désirée Bernath . Obwohl die Mitglieder der Gruppe bereits um 4 Uhr an der Tagwache gewesen waren, dachten sie noch lange nicht ans Schlafen. «Wir werden wohl erst heimgehen, wenn es wieder hell ist», sagte Désirée Bernath. Weber fügte lachend an: «Wir haben Kinder zu Hause. Wir werden noch sehen, ob wir vor oder nach dem Umzug am Samstagnachmittag zum Schlafen kommen werden.» 

Lebende Kaktusse am Flurlinger Hilari.

(mba)

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