Neue nordische Mitbewohner auf dem Mühlebachhof

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Das Faszinationstier des ­Nordens hält Einzug auf dem Mühlebachhof. Zwölf Rentiere ­leben seit drei Wochen zwischen ­Dachsen und Uhwiesen.

von Katja Brütsch

Seit dem 24. November leben auf dem Mühlebachhof zwölf Rentiere. Die Idee dazu kam mit der Auflösung der Milchwirtschaft. Für Salome Fürst, Tochter der Betriebsleiter und Verantwortliche für die Rentiere, war klar, dass wieder Vieh auf dem Hof zu Hause sein muss. «Ein Betrieb ohne Tiere kam für mich nicht infrage», sagt sie. Ursprünglich war Rotwild geplant. In der Hirschhaltungszusatzausbildung sei auch über Rentierzucht gesprochen worden. «Dann habe ich mich in die Tiere verliebt, und die Folge war, dass wir Rentiere statt Rotwild züchten werden.»

In der Schweiz gebe es nur drei Rentierzuchten, obwohl die Nachfrage gross sei. Momentan haben die Tiere auf dem Mühlebachhof noch keinen Nutzen. Sie sollen gezüchtet und später teils geschlachtet und teils für Trekking genutzt werden. Auch sieht Fürst die Möglichkeit von Patenschaften. Eine Privatperson beteiligt sich finanziell an einem Tier und bekommt dadurch die Möglichkeit, sich selbst um das Rentier zu kümmern, es zu pflegen und im Leben zu begleiten.

Zwölf auf dem Mühlebachhof

Zehn Weibchen und zwei Stiere habe man von einer ehemaligen Zucht in Bern übernehmen können, sagt die Besitzerin. Das Veterinäramt verbiete den Import aus dem Norden. «Richtig so», sagt Fürst und fügt an: «Die Tiere würden den Futter- und den Klimawechsel nicht überleben.» Zu fressen bekommen die Rentiere Kraftfutter, Mais und Heu sowie das Gras auf der Weide. Zur ­Ver­fügung steht den zwölf Rentieren eine Hektare Auslauf. Das Veterinäramt schreibt vor, dass maximal 20 Tiere auf einer Hektare leben dürfen. Fürst möchte auf drei Hektaren ausbauen, damit genügend Platz zum Wachsen da ist.

Die zehn Weibchen sind zwischen ein und elf Jahre alt. Junge können sie ab einem Alter von zwei oder drei Jahren bekommen. Fürst rechnet mit vier Jungen im nächsten Frühling, die Jungen kämen im Mai/Juni zur Welt. Zwillinge seien sehr selten und wären eine Sensation. Geht es den Rentieren gut, können sie bis zu 20 Jahre alt werden.

«Dann habe ich mich in die Tiere verliebt, und die Folge war, dass wir Rentiere statt Rotwild züchten werden.»

Salome Fürst, Besitzerin von zwölf Rentieren

Unterschieden werden Rentiere anhand ihrer Fellzeichnung. Jedes Tier ist individuell. Auch über die Geweihform lassen sich die Tiere identifizieren. Dieses wächst immer unterschiedlich und auch asymmetrisch auf beiden Seiten. Die Rentiere auf dem Mühlebachhof haben alle einen Namen. «Ich kann aber noch nicht alle einwandfrei mit Namen identifizieren. Das braucht noch etwas Zeit», sagt Fürst.

Salome Fürst ist die Tochter der Betriebsleiter Walter und Katharina Fürst. In zwei bis drei Jahren wird sie den Mühlebachhof übernehmen. «Für mich war immer klar, dass ich irgendwann den Hof übernehme.» Denn sie absolvierte eine Ausbildung zur Landwirtin und besucht zurzeit eine höhere Fachschule, um sich als Agrotechnikerin weiterzubilden.

Auf dem Mühlebachhof finden sich neben den zwölf Rentieren auch Kleintiere, ausserdem gibt es Kirschen und Beeren zum Selberpflücken, Reben und einen Hofladen. Weiter betreibt die Familie Fürst Ackerbau und vermarktet die Erträge direkt. Seit Februar werden auf vier Hektaren Baumnüsse angepflanzt. Salome Fürst sieht neben den Rentieren auch in der direkten Vermarktung eine Zukunft. Einerseits möchte sie diese ausbauen, andererseits den Hofladen vielleicht um eine Besenbeiz erweitern.

Auch Radio Munot hat Salome Fürst und ihre Tiere besucht. Alle Hintergründe gibt's hier zum Nachhören:

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