Des einen Anschluss, des andern Lücke

Mark Gasser | 
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Die Haltestelle Schloss Laufen – hier beim Einbau des Fussgängerstegs – wird bald wieder zur Baustelle. Archivbild: Mark Gasser

Trotz Verbesserungen für die meisten Gemeinden im und ums Zürcher Weinland wird nicht für alle Dörfer das ÖV-Angebot Ende 2018 besser. Auf Schloss Laufen freut man sich bereits auf die Haltestelle – und auf mehr Halte.

«Neuhausen – dieser Zug fährt weiter ohne Halt bis Dachsen.» Die Durchsage in den S33-Zügen zwischen Schaffhausen und Winterthur lässt jeweils die Haltestelle Schloss Laufen ab 18.30 Uhr in beiden Richtungen aus. Das bekam zuletzt der Bäckermeisterverband an seiner Versammlung mit 150 Mitgliedern auf Schloss Laufen zu spüren. «Die meisten kamen mit dem Auto», monierte Ruedi Karrer, Gemeindepräsident von Laufen-Uhwiesen, jüngst an der regionalen Verkehrskonferenz in Henggart. Delegierte aus den Gemeinden im Weinland und in angrenzenden Gebieten diskutierten am Dienstagabend das Fahrplanverfahren 2018/19.

Es ist seit Jahren ein Anliegen, dass die Rheinfall-Linie S33 ihrem Namen gerecht wird und auch wirklich am Rheinfall hält – und zwar durchgehend bis kurz nach Mitternacht. Ob dies wenigstens nach der Fertigstellung der neuen Haltestelle Schloss Laufen der Fall sein werde, wollte Karrer von den Fahrplangestaltern wissen. Urs Arpagaus, Regionalmanager des Zürcher Verkehrsverbunds, konnte dies bestätigen. Eine Angebotsausweitung sei ohnehin auch im Interesse jedes Steuerzahlers, da das Schloss in Kantonsbesitz sei, fügte Karrer an. Wie wichtig das auch für den Tourismus wäre, zeigt das Angebot des Betriebsleiters auf Schloss Laufen, Bruno Greuter: Er erklärt, dass er abends einen Konsumationsrabatt im Restaurant geben wolle, um den Aufenthalt zu unterstützen. Wie das Anreizsystem aussehen werde, könne er zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. «Wir werden aber sicher ein Angebot machen für den Kunden, der mit dem Zug kommt», so Greuter auf Anfrage

Der Bau der Haltestelle steht gemäss Zeitplan kurz bevor. Laut Arpagaus fehle den SBB nur noch die nötige Verfügung des Bundesamts für Verkehr. «Vom 29. Oktober 2017 bis zum 24. März 2018 wird die Haltestelle Schloss Laufen von der Bahn nicht ­bedient», verriet die Vertreterin von Thurbo, Ursula Gamper. In dieser Zeit sollen Ersatzbusse zum Einsatz kommen.

Ein weiteres grosses Anliegen der Region Ausseramt soll bereits Ende 2017 erfüllt werden: die abendliche Harmonisierung der Buslinien 630 und 634 von Schaffhausen ins nördliche Weinland dank der Wiedereinführung des Abendbetriebs der Linie 630 (Schaffhausen–Feuerthalen–Marthalen), in Richtung Schaffhausen sogar via Trüllikon.

Die andere, oft kritisierte nördliche Buslinie 621 (Marthalen–Trüllikon–Ossingen) wird Ende 2018 abends nun Benken, Rudolfingen und Trüllikon bedienen, dafür wird Oerlingen durch die neue Linie 623 (Marthalen–Ossingen) erschlossen. Doch weniger die Neuerungen als vielmehr die «Dauerbrenner» unter den 32 Begehren aus den Gemeinden gaben zu reden (siehe unten).

Verkehrskonferenz: Zufriedene Gemeinden trotz Diskussion um vier Minuten

Die Regionale Verkehrskonferenz Weinland (RVK) ist jeweils ein halbjährliches Wunschkonzert, in dem gerungen wird um Fahrplanänderungen, Minuten und Umsteigezeiten. Auch am Dienstag war dies im Hinblick auf den grossen Fahrplanwechsel Ende 2018 – als dritte und letzte Etappe im Rahmen der 4. Teilergänzungen der S-Bahn – nicht anders. Dannzumal findet laut Urs Arpagaus vom Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) «der Grossteil der Angebotsausbauten fürs Weinland statt». Mit diesem wird etwa auf der Etzwiler Linie ab Ende 2018 die S29 durchgehend im Halbstundentakt verkehren.

Zwar ging es nun an der aktuellen Versammlung bei der Behandlung der Begehren aus den Gemeinden eigentlich nur noch um die Feinjustierung der Fahrpläne. Und es schien Konsens zu herrschen, dass es allgemein zu einer Angebotsverbesserung kommen werde – auch auf dem Busnetz. Auch die bisherigen Fahrplanänderungen seit Ende 2015 werden bei PostAuto als Erfolg verbucht: Die Fahrgastzahlen sind seither um 10,2 Prozent gestiegen. Trotzdem scheuten sich einige Gemeindevertreter nicht, auch in dieser letzten Phase wieder konzeptionelle Fragen aufzuwerfen. So ist aber eine (auch vom Kanton Schaffhausen geforderte) Aufstockung der Züge während der Hauptverkehrszeit auf der Linie Zürich–Schaffhausen aus SBB-Sicht nicht möglich, ebenso wenig eine Beschleunigung der S29 einmal stündlich – allein schon der Kreuzungspunkte wegen. Beim Busverkehr hinterliess die Vertreterin aus Kleinandelfingen, Susanne Eigenheer, eine Duftmarke: «Für meine Gemeinde ist der neue Fahrplan in allen Fällen schlechter.» Insbesondere die Einwohner von Oerlingen verpassten mit dem Ersatz der Buslinie 621 durch die neue Linie 623 (Marthalen–Oerlingen–Ossingen) teilweise den Anschluss nach Zürich um vier Minuten – nur noch stündlich werde Oerlingen Anschluss haben. «Vier Minuten sind in diesem Fall eine Welt. Wir sind ‹not amused›. Eure vier Minuten brechen uns das Genick», wetterte Eigenheer. Trotz der Unterstützung ihres Wunsches nach einer Beibehaltung der heutigen Linienführung des 621ers durch die Delegierten sei der Wunsch «ohne Realisierungschance», so Urs Arpagaus vom ZVV. Immerhin sei es im Hinblick auf zukünftige Fahrplanänderugen «ein deutliches Votum».

Begrüsst wurde die Angebotsverbesserung im Flaachtal mit den neu konzeptionierten Linien 675, 677 und 670: Linie 675 (Henggart–Flaach–Buchberg–Rafz) schafft etwa den Anschluss an die S12 in Henggart und in Rafz an die S9. Der Wermutstropfen für die Flaacher: Man vermisst nach wie vor eine Verbindung in die Thurauen – etwa mit einem Bus über Alten, das punkto ÖV immer noch aussen vor bleibt. «Prüft das, ich werde mit dem Begehren wiederkommen», so der Flaacher Vertreter Walter Staub.

Schlaufe zur Haltestelle Post in Rafz

PostAuto will einem Wunsch aus Rafz entsprechen und die neue Linie 675 in Nebenzeiten in Richtung Rafz via Haltestelle Post führen, um wieder Anschluss an die Züge nach Schaffhausen zu schaffen. Dafür verändert sich aber die Abfahrtszeit, was für Fahrgäste aus Buchberg, Rüdlingen und Flaach am Bahnhof Rafz die Übergangszeit um vier bis fünf Minuten erhöht. «Vier Minuten scheint heute eine magische Zahl zu sein», scherzte der Rüdlinger Vertreter. Doch sei Rüdlingen bereit, diese Pille zu schlucken zugunsten eines Mehrwerts für Rafz.(M. G.)

Fahrplangestaltung So geht es bis 2018 weiter

  • Verkehrskonferenz: Die Regionale Verkehrskonferenz (RVK) ist das Weinländer Planungsgremium für den öffentlichen Verkehr.
  • Änderungen Bahn: Die dritte und letzte Etappe der 4. Teilergänzungen bringt auf Dezember 2018 dem Weinland die grossen Änderungen. Auf der Andelfinger Linie verkehren dann je einmal pro Stunde die schnelle S24 sowie die S33, welche die S12 auf dem Abschnitt von Winterthur bis Schaffhausen zum Halbstundentakt ­ergänzt. Die S29 (Winterthur–Stammheim–Stein am Rhein) wird halbstündlich verkehren, ab 21 Uhr noch im Stundentakt.
  • Budget fürs ZVV-Netz: Welche Mittel im Dezember 2018 definitiv fürs Bus- und Bahnnetz zur Verfügung stehen (vorgesehen sind knapp 400 Mio. Franken), entscheidet der Zürcher Verkehrsrat im Juni 2017.

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