Das Spiel, tanzend interpretiert in Form einer farbenfrohen Explosion

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Die spanische Tanzkompanie Aracaladanza verwandelt das Stadttheater mit «Play» in ein reines Spielzimmer.

von Liv Ira Weltzien

Mit Plüschhund und Stirnlampe betritt die Tänzerin die Bühne des Stadttheaters. Gekleidet wie ein Schulkind bleibt sie vor der grossen Play-Taste stehen, die auf den Vorhang projiziert ist. «Play» − Spiel − ist nicht nur der Name der Show, welche die spanische Tanzkompanie Aracaladanza am Wochenende präsentiert. «Play» animiert, fordert auf. Und als hätte die Taste nach der Tänzerin gerufen, streckt sie ihre Hände aus und startet ein Spiel, in dem alles möglich ist. Ein Spiel, dessen Entwurf die Tänzerin zuvor noch auf einem kleinen Tisch am Rande der Bühne aus Elementen und Figuren aus ihrem Rucksack aufgebaut hat. Der Vorhang lüftet sich. Dahinter eine riesige Version dessen, was auf dem Tisch steht. Der Entwurf erwacht zum Leben. Das Spiel beginnt.

Tanz der Nostalgie

«Alle grossen Leute waren einmal Kinder, aber nur wenige erinnern sich daran», heisst es in Antoine de Saint-Exupérys «Der kleine Prinz». Aracaladanza scheint mit ihrem Stück genau das ändern und die Erinnerung an weit zurückliegende Tage, geprägt durch Glück und Spass, wieder aufblühen lassen zu wollen. Tanzend interpretierte Versionen von Spielen, die schon die Eltern der Kinder im Publikum, gekannt haben sind deshalb Teil der Show. In farbigen Kostümen, miteinander verbunden durch meterlange Ärmel, schlängeln sich die Tänzerinnen und Tänzer mühelos aneinander vorbei und bilden Formen. Gummitwist, nur eben anders.

Die Animation auf der aus Rechtecken bestehenden Wand wechselt. Während «Pong» − ein Videospiel aus den Siebzigern − von Level zu Level schneller wird, zweckentfremdet das Ensemble eine soeben aufgebaute Couch als Hüpfburg. Nicht lange, und schon folgt die nächste Idee. Versteckt hinter der Sitzgruppe, strecken die Darsteller ihre mit kulleraugenbeklebten Hände in die Höhe und formen Schwäne, die ihre Hälse zu Tschaikowskis «Schwanensee» tanzen lassen. Der ganze Saal lacht, nicht nur die jüngsten Besucher können sich nun kaum mehr auf den Sitzen halten. Als mindestens genau so amüsant entpuppt sich die Performance der Hunde in Anzug. Eben noch mit Kreide auf die Leinwand illustriert, werden sie plötzlich zum ­Leben erweckt und stepptanzen zu Funk-­Musik, bis es auf einmal auch noch von allen Seiten neonfarbene Teller regnet.

Preisgekröntes Durcheinander

Zum zweiten Mal stattet Aracaldanza dem Stadttheater einen Besuch ab. Unter der Leitung von Choreograf Enrique Cabrera produziert das Ensemble mehrfach preisgekrönte Tanztheater für die ganze Familie. In «Play» verwandeln die fünf Tänzerinnen und Tänzer das Stadttheater in ihr Spielzimmer. Licht und verschiedenste Animationen in Einklang mit den Bewegungen der Tänzer. Mal schweben sie zu Techno in silbrigen, bodenlangen Mänteln über die Bühne, bevor sie mit an den Köpfen befestigten Luftballons Drehungen zu ­japanischen Flötenklängen vollziehen.

«Play» ist eine Party ohne Pause, auf der eine Überraschung die nächste jagt.

Die Suche nach dem Sinn ist zwecklos, ein buntes Durcheinander herrscht, Grenzen gibt es keine. Das, was sich auf der Bühne abspielt, ist eine farbenfrohe Explosion an reiner Fantasie. Eine Party ohne Pause, auf der eine Überraschung die nächste jagt, bis das Spiel zu Ende, das Ensemble fort ist und der Applaus verebbt. Was bleibt, ist eine in Unordnung zurückgelassene Bühne als Zeuge von Momenten voller Unbeschwertheit und Spass.

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