Razzia im «Zak»: Darum schweigt die Schaffhauser Polizei

Schaffhauser Nachrichten | 
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Die Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Hotel Zak wurden verschiedenen Medien zugespielt. Darin ist zu sehen, wie vermummte Polizisten die Bar stürmen. Screenshot: zvg-Video

Trotz Kritik: Die Polizei sagt nichts zur Festnahme eines mutmasslichen Drogendealers und dem dazugehörigen Einsatz im Hotel Zak - aus «polizeitaktischen Gründen».

Die Schaffhauser Polizei will das Vorgehen der Polizisten bei der Razzia von vergangener Woche im Hotel Zak in der Webergasse, bei der ein mutmasslicher Drogendealer festgenommen wurde, nicht kommentieren. Beim Einsatz stürmten vermummte Polizisten, welche für die Anwesenden nicht als solche zu erkennen waren, das Lokal. Es kam zu tumultartigen Szenen: Stühle kippten um, Gläser klirrten und es wurde geschrien. Augenzeugen erzählen, dass sie zuerst nicht sicher waren, ob sie in einen Raubüberfall geraten waren. Mehrere Anwesende äusserten nach der Stürmung Kritik, dass der Einsatz unprofessionell und nicht verhältnismässig gewesen sei. 

Die Festnahme im «Zak» wurde von den Überwachungskameras der Bar und des Eingangsbereichs auf Video festgehalten. Die Daten wurden den SN und anderen Medien zugespielt. Die «Schaffhauser Nachrichten» haben die Schaffhauser Polizei damit konfrontiert, dass in den Aufnahmen der Überwachungskameras der Eindruck entstehen kann, die Polizei habe unverhältnismässig gehandelt. Diverse Fragen, die dem Mediensprecher Patrick Caprez zugestellt wurden, blieben aber unbeantwortet. Etwa, in welchen Situationen die Polizei maskiert in ein Gebäude eindringe und wann nicht. Stattdessen schreibt Caprez: «Bei Ihren Fragen handelt es sich um Bereiche der Ermittlungen und der Polizeitaktik. Dazu können wir Ihnen keine weiteren Angaben machen.»

In einer der Aufnahmen ist zudem zu sehen und zu hören, wie ein in Zivil gekleideter Polizist an die Eingangstür der Bar spuckt. Auch hier hätten sich die SN dafür interessiert, ob dieses Verhalten des Mitarbeiters interne Konsequenzen hat. Keine Antwort.

Wenn es nach dem Besitzer des Gastro- und Hotelbetriebs ginge, müsste das Spucken des Polizisten sogar eine strafrechtliche Konsequenz haben. Der Hotelbetreiber hat nämlich gegen den Mitarbeiter der Schaffhauser ­Polizei Anzeige erstattet. «Das Verhalten war unprofessionell», sagt Beat Hochheuser, Rechtsanwalt des «Zak»-Besitzers. Polizeisprecher Caprez bestätigt, dass eine entsprechende Anzeige eingegangen ist. Den SN liegt zudem die Bestätigung der Polizei vor, worin festgehalten wird, dass die Anzeige an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde, weil die Polizei nicht in eigenen Angelegenheiten ermittle.

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen hat diesbezüglich bereits am 1. März eine Nichtanhandnahme verfügt. Das bestätigt der Erste Staatsanwalt Peter Sticher auf Anfrage der SN. Grund dafür sei, dass kein Tatbestand erfüllt sei. Der Entscheid ist aber noch nicht rechtskräftig.Wie oft Angehörige der Schaffhauser Polizei bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden, konnte Sticher gestern nicht sagen. Entsprechend ist auch nicht klar, in wie vielen dieser Fälle eine Anzeige nicht weiterverfolgt wurde.

Der Rechtsanwalt des «Zak»-Besitzers erklärt im Videointerview, warum Anzeige gegen den spuckenden Polizisten erstattet wurde.

Für das Hotel und den Besitzer sei die spektakuläre Festnahme auf alle Fälle rufschädigend gewesen, so Hochheuser. «Das Hotel war während fünf Stunden komplett abgeriegelt», sagt er. «Hotelgäste konnten während dieser Zeit auch nicht in ihre Zimmer.» Dass das Hotel Zak mit Drogen in Verbindung gebracht werde, sei ebenfalls rufschädigend. Die Polizei habe ihm aber bestätigt, dass gegen den Besitzer kein Verfahren laufe.

Während im «Zak» gestern von aussen betrachtet wieder Normalbetrieb herrschte, gab es für den Geschäftsbetrieb nach wie vor Einschränkungen. Wie Hochheuser sagt, ist der Geschäftscomputer von der Polizei beschlagnahmt worden.

Zum Verfahren gegen den mutmasslichen Drogendealer äusserte sich die Polizei gestern ebenfalls nicht.

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