38 Geschichten – und alle sind wahr
Der ehemalige Fernsehmacher und Autor Philipp Flury hat ein Buch aus der Sicht seiner verstorbenen Hündin verfasst.
von Mark Schiesser
Bunt gemischt und zahlreich erschien das Publikum – darunter auch zwei brave Vierbeiner – gestern im Zunftsaal im Hause Meier zur neuesten Präsentation einer nicht alltäglichen Lektüre. Und der eine oder andere war auch gespannt und neugierig auf deren Ankündigung im Titel: «Jetzt rede ich», und wie sich der Schreibende wohl in die Gedankenwelt eines Hundes versetzen konnte.
Während Verlagsleiter Daniel Haberthür noch weitere Stühle herbeischaffte, wurden die Gäste auf einer grossen Leinwand mit herzigen Szenen aus der Kinderstube der Protagonistin berieselt. Diese hatte das Züchterpaar Dagmar und Roger Gubler aus Dörflingen extra dafür zusammengestellt und mitgebracht. Denn Whoopi, so heisst die Protagonistin, war eine extrem feinfühlige Bearded-Collie-Hündin, welche den Autor Philipp Flury jahrelang als Familienmitglied begleitete.
In der Rolle eines Ghostwriters
«Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, dieses Buch zu schreiben», erklärte der ehemalige TV-Star bei der Begrüssung. «Sie lernen dabei zwei Leute kennen, den Hund und mich. In 38 Geschichten, und alle sind wahr», erklärte der Menschen- und Hundefreund, der seit einigen Jahren in Schaffhausen lebt, nachdem er lange in Stein am Rhein wohnhaft gewesen war. Erst als ihn ein Bandscheibenvorfall zu einem Klinikaufenthalt zwang, zu dem er seine treue Begleiterin mitnehmen durfte, entschloss er sich zum Schreiben. «Ich wollte aber nicht über Whoopi schreiben, sondern quasi als ihr Ghostwriter ihr Leben nach dem Tod erzählen – aus ihrer Sicht», erklärte Flury und überliess es der ehemaligen Fernseh- und Radiojournalistin Marion Preuss, in die Rolle der erwachsenen Hündin zu schlüpfen und zu erzählen.
In diesem Buch lernen Sie zwei Leute kennen – den Hund und mich.
Als weitere Vorleserin übernahm die elfjährige Luana Zuzak aus Winterthur den Part von Whoopi in jungen Jahren. Mucksmäuschenstill war es im Zunftsaal während der Lesungen über die Gefühls- und (vermeintliche) Gedankenwelt von Whoopi, der aufmerksamen, sensiblen, liebenswürdigen Hundedame, die auf alle Menschen und Tiere sozusagen mit «offenen Armen» zuging. «Und es wurde still, ganz still in der Wohnung, als sie starb», heisst es im Text. Das war am 19. Juli 2015. Philipp Flury hat Bücher über interessante Menschen wie den Musiker und Komponisten Paul Burkhard oder den populären Volksschauspieler Schaggi Streuli geschrieben.
Beim Buch «Whoopi – Jetzt rede ich über mein Leben und meinen Tod» waren es andere Voraussetzungen. «Es schien mir egal, ob es sich dabei um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen handelt», erklärt er. Ein Buch über einen Hund sei seiner Meinung nach eher bei der leichten Literatur, wenn man überhaupt von Literatur sprechen könne, angesiedelt. Whoopi erzählt lustige Geschichten, bisweilen auch aus ironischem, wenn nicht gar aus sarkastischem Blickwinkel, und lässt die Menschen nicht immer als Gutmenschen davonkommen. Auch das Alter, die damit verbundenen Schwierigkeiten körperlicher und psychischer Natur, das Sterben und der Tod, ebenso das Thema «Nach dem Tod», nehmen dabei einen nicht unwesentlichen Teil ein. Es sind die Hochs und Tiefs einer Hündin – und auch des Menschen. Und letztlich ist es egal, ob Mensch oder Tier, denn das Leben schreibt doch die besten Geschichten. Das im Meier Buchverlag Schaffhausen erschienene Werk ist ab sofort am Empfang der «Schaffhauser Nachrichten» und in allen Buchhandlungen erhältlich. Ausserdem wird ein kleiner Obolus aus dem Verkauf an das Schaffhauser Tierheim überwiesen.