«Das Festival lebt vor allem von den Helfern»

Daniel Jung | 
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«Mark Forster, der 2017 bei uns war, ist heute rund fünfmal teurer.» Adrian Brugger Geschäftsführer Stars in Town AG. Bild: Selwyn Hoffmann

Veranstalter Adrian Brugger zieht ein positives Fazit des «Stars in Town». Bereits läuft das Booking für das nächste Jahr - Brugger denkt über einen sechsten Abend nach.

Sind Sie zufrieden mit dem «Stars in Town» 2018?

Adrian Brugger: Ja. Das Festival ist sehr gut über die Bühne gegangen, alles hat funktioniert. Im Gegensatz zum Vorjahr hatten wir diesmal viel Wetterglück. Die Stimmung ist bei gutem Wetter einfach viel besser. Wir ziehen ein sehr positives Fazit.

Welches waren Ihre persönlichen Lieblingsmomente?

Jeder Tag war speziell. Es ist uns gelungen, für jeden Abend ein stringentes Programm zusammenzustellen und jeden Abend eine eigene Zielgruppe anzuziehen. Auch das Experiment mit Nightwish am ersten Tag hat gut funktioniert.

Vier Abende waren ausverkauft, nur der Donnerstag mit Anastacia und Joss Stone war nicht ganz voll. Wie viele Besucher waren insgesamt auf dem Herrenacker?

Wir hatten eine Auslastung von 95 Prozent, was sehr hoch ist für ein Festival, das hauptsächlich Tagestickets verkauft. Vor allem auch in einer Zeit, wo viele Festivalveranstalter Mühe haben. Auf dem Herrenacker hatten wir rund 32'000 Besucher. Hier ist nicht mehr viel Wachstum möglich, denn unser Platz ist limitiert. Mehr als 6500 Personen passen an einem Abend nicht auf den Herrenacker. Dieser Fakt hilft uns aber auch im Vorverkauf. Das ist wichtig für uns, weil 65 Prozent des Budgets durch den Ticketverkauf gedeckt werden. Würde der Vorverkauf nicht laufen, wären wir voll vom Wetter abhängig. Das wäre extrem riskant für eine Veranstaltung mit einem 4-Millionen-Budget.

Gibt es auch Schätzungen für die Besucherzahl auf dem Fronwagplatz?

Wir schätzen, dass wir hier ungefähr 23'000 Besucherinnen und Besucher hatten. Der Fronwagplatz hat sich in den letzten Jahren extrem entwickelt. Die frei zugänglichen Konzerte mit dem Streetfoodfestival und dem besonderen Ambiente haben auch vom schönen Wetter profitiert. Wir haben auch programmlich nochmals zugelegt mit Künstlern wie Crimer oder Veronica Fusaro, die oft im Radio gespielt werden. Hier gab es eine sehr gute Stimmung, und der Platz kam an seine Kapazitätsgrenzen.

Gab es am «Stars in Town» irgendwelche Zwischenfälle?

Nein, es ist wunderbar abgelaufen. Wir haben aber auch grosse Anstrengungen unternommen. So haben wir am Anfang etwa Gratiswasser angeboten, weil wir vor der Hitze viel Respekt hatten. Wir schauen, die Risikofaktoren zu reduzieren, und informieren die Besucher möglichst früh über die Bedingungen. Am Donnerstagabend gab es eine kleine Panne, als wir zu wenig Pelerinen hatten. Es hat aber nach einer Stunde aufgehört zu regnen.

Hat sich die neue Hospitality-Plattform aus Holz bewährt?

Ja, sie ist beim Publikum sehr gut angekommen. Sie sieht sehr ästhetisch aus. Oben auf der Plattform hatten wir in diesem Jahr aber auch wieder das Problem, dass sich unsere Loungegäste recht laut miteinander unterhielten. Wir haben relativ provokative Einspieler gemacht, die zur Ruhe im Publikum aufforderten. Das hat aber nur bedingt genutzt. Ich finde das schade. Hier wollen wir im nächsten Jahr eine Verbesserung erreichen.

Gibt es die Holzplattform im nächsten Jahr wieder?

Ja, es wird wieder eine solche Konstruktion geben. Wir müssen die Grösse der Plattform aber überprüfen, die Plattform ist für den Platz eher gross, sie soll nicht erdrückend wirken. Vielleicht besteht die Möglichkeit, noch mehr die Fassaden entlangzubauen.

War die neunte Ausgabe des «Stars in Town» auch finanziell erfolgreich?

Ja. Wir haben schwarze Zahlen geschrieben. Aber auch bei gutem Wetter bleibt die Finanzierung eine Herausforderung, und wir müssen Rückstellungen machen für das Folgejahr. Die Künstlergagen sind sehr hoch, und sie werden nicht sinken. Wir müssen uns überlegen, wie gut man mit einer Headliner-Strategie fortfahren kann. Es muss unser Ziel sein, das schön inszenierte Gesamterlebnis in den Vordergrund zu bringen. In Schaffhausen haben wir eine schöne Community, die auf das Festival stolz ist und es auch besucht. Trotzdem ist es wichtig, auch überregionale Besucher anzuziehen. Die machen rund 50 Prozent aus – wir brauchen also auch eine nationale Ausstrahlung.

Das heisst aber, dass die Programmstrategie nicht auf noch grössere Namen setzt?

Das ist gar nicht möglich. Die ganz grossen Namen sind für uns nicht erreichbar. Dies gilt übrigens aber auch immer mehr für die ganz grossen Schweizer Festivals. Die Konkurrenz aus südlichen und östlichen Ländern wie beispielsweise Portugal oder Polen ist zu gross. Und in der Schweiz geht das Sponsoring eher zurück. Weil die Künstlergagen steigen, können wir nur unsere Kosten senken und/oder die ­Ticketpreise erhöhen.

Werden die Preise 2019 also steigen?

Das müssen wir anschauen. Die Margen in diesem Business sind sehr klein. Unser Break-even-Punkt ist so hoch, dass es unternehmerisch kaum noch verantwortbar ist. Wir haben in diesem Jahr aber auch wieder bewiesen, dass wir mit guten Kombinationen etwas weniger bekannter Künstler für stimmungsvolle Abende sorgen können. So war etwa der Abend mit Lo & Leduc und Adel Tawil vergleichsweise günstig, aber sehr schön. Die Abende mit Nightwish oder James Blunt waren dagegen teurer. Es ist speziell wichtig, die Künstler zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Es kann sein, dass wir uns Wincent Weiss in ein paar Jahren nicht mehr leisten könnten. Mark Forster, der 2017 bei uns war, ist heute rund fünfmal teurer. Wir analysieren diesen Markt ständig.

Der Vorverkauf für 2019 startet schon am 31. August. Sind schon Künstler bekannt?

Schon seit einem halben Jahr sind wir hier am Buchen. Bei gewissen Künstlern sind wir schon in der Endphase, ein Vertrag ist unterzeichnet. Namen dürfen wir aber noch keine nennen. Es stehen uns noch spannende Verhandlungen bevor.

Was ist für das 10-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr geplant?

Wir möchten uns weiter entwickeln und ein attraktives Programm bieten. Wir dürfen aber auch nicht überschiessen, weil wir auch an unser elftes Jahr denken. Wir können von der Besucherzahl her auf dem Herrenacker kaum mehr wachsen. Es wäre wohl auch nicht sinnvoll, weitere Abende anzuhängen, fünf Tage sind eine gute Grösse. Eine Option für einen sechsten Abend ist denkbar, dabei ginge es darum, die Infrastrukturkosten noch besser auszulasten. Den Rahmen möchten wir grundsätzlich beibehalten und unser Profil weiter schärfen: «Stars in Town» ist ein charmantes Festival, das vor allem von seinen über 600 Helfern lebt. Ein gutes Festival bietet etwas für das Auge, das Ohr und die Nase und wird so zu einem Gesamterlebnis für das Publikum.

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