Balladen, Rocksongs und britischer Humor

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Begnadeter Songwriter, grossartiger Sänger und bescheidener Entertainer: James Blunt bei seinem Auftritt am Samstag auf dem Herrenacker. Bild: Selwyn Hoffmann

Dem Singer-Songwriter James Blunt gebührte die Ehre des letzten Auftrittes am diesjährigen «Stars in Town». Mit bekannten Hits und neuen Kompositionen erfüllte er die Erwartungen des Publikums.

von Fabienne Thöni

Es war keine einfache Aufgabe, nach der Stimmungskanone Hecht noch eine Steigerung zu bieten. Doch vergleichen lässt sich James Blunt sowieso nur schwer, genauso wie sein erster Song «Heart to Heart», den er fröhlich und unbeschwert mit Gitarre in der Hand und seiner vierköpfigen Band im Hintergrund spielte. Nach den nächsten Songs «I’ll Take Everything» und «Wisemen» und steigender Stimmung durch rockige Gitarrensoli begrüsste der Brite das Schaffhauser Publikum. «Guten Abend, Schaffhausen, wie geht es euch?», rief der 44-Jährige auf Deutsch ins Mikrofon. Das Publikum antwortete mit lautem Gekreische. Er werde sowohl bekannte als auch weniger bekannte Songs spielen, verkündete der Popstar und spielte zwei Lieder seines neuen Albums «The Afterlove». Das erste ruhig-melancholisch, das zweite fröhlich-rockig, beide ganz nach bluntscher Art. Doch von nicht kennen konnte nicht die Rede sein, das Publikum klatschte, sang und hüpfte im Takt mit.

Nach den neuen Hits folgten die Klassiker des Musikers. Die Bandkollegen verschwanden von der Bühne, das Licht wurde gedimmt, Blunt setzte sich ans Klavier und spielte die ersten Akkorde seiner schnulzig-traurigen Ballade «Goodbye My Lover». Das Publikum wurde ganz leise – die Bitte von Moderator Blunschi an die VIP-Terrasse, nicht so viel zu reden, sondern zuzuhören, zeigte Wirkung – und man fühlte sich wie in Blunts Wohnzimmer zu einem Privatkonzert versetzt.

Sein Humor und die sanften, fröhlichen Klänge verraten wenig von Blunts Leben vor dem musikalischen Durchbruch.

Neben seiner unverkennbaren, leicht heiseren Singstimme gehört die Kopfstimme zu Blunts Markenzeichen. Diese präsentierte er in «High», seiner Debütsingle aus dem Jahr 2004. «Bei diesem Song sollen vor allem die Frauen mitsingen. Es wird sogar gemunkelt, dass die Töne so hoch sind, dass sie sowieso nur ich selbst, Frauen und Hunde hören können», kommentierte Blunt und erntete Gelächter. Es folgten weitere Hits wie «You’re Beautiful», «Postcards» oder «Ok», mehrere Gitarrenwechsel und Witze, so beispielsweise über die Ukulele, welche er spielte. «Damit sehe ich immer so gross aus», so der gut 1,70 Meter kleine Mann. Oder über Ed Sheeran, mit welchem er den Song «Make Me Better» über seine Familie in seinem Zweitwohnsitz in Verbier schrieb. «Meine Frau sagte, das sei das schönste Liebeslied, das Ed Sheeran je für sie geschrieben habe.» Sein Humor und die sanften, fröhlichen Klänge verraten wenig von Blunts Leben vor dem musikalischen Durchbruch. Seinen mehrjährigen Militärdienst mit Einsatz im Kosovokrieg erwähnte er nur am Rande.

Konfetti und Wunderkerzen

Nach den Zugaben «Stay the Night», «1973» und «Bonfire Heart» zeigte sich, dass der sympathische Blunt die Erwartungen der Besucher erfüllt oder sogar übertroffen hatte. Er spielte Songs all seiner Alben, sprach immer mal wieder Deutsch und erzählte einen Witz nach dem anderen. Das Energiebündel animierte zum Mitsingen, rannte wild in alle Ecken der Bühne und liess eine Kanonenladung Konfettisterne auf die Zuschauer rieseln. Das Publikum applaudierte zum Schluss laut, die Helfer zündeten Wunderkerzen für den Bühnenabgang an, und der Herrenacker leerte sich nur langsam.

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«Anastacia war mit Abstand die Beste», lautet das Fazit von Hans Kübler aus Siblingen. Bei ihr sei die Stimmung am besten gewesen. Er freute sich aber auch auf James Blunt und genoss die familiäre Stimmung am Schaffhauser Musikfestival.

 

Das «Stars in Town» lockt auch immer Besucher ausserhalb Schaffhausens an. Alexsandra Nuhija war aus Frauenfeld angereist. Für sie war es der erste Besuch am Festival. «Ich habe es mir nie so gross vorgestellt», sagte sie positiv überrascht.

Für Lohri Brunner aus Rheinau war der Samstag der einzige Tag am Festival. Sie gehe aber fast jedes Jahr, «das gehört einfach dazu». Das Highlight stand schon vor Konzertbeginn fest: «James Blunt, die Lieder sind genial, und er sieht auch noch gut aus.»

«Das ‹Stars in Town› ist gemütlich, nicht gar so gross, und die Stimmung ist trotzdem super», lautete das Fazit von Simon Bolli. Für ihn war der Samstag das Highlight, da es aus seiner Sicht der am besten besetzte Abend war.

Aus dem grossen Rucksack verkaufte der freiwillige Helfer Daniel Leu seit Mittwoch jeden Abend Bier an die Gäste. Am besten gefielen ihm Rag ’n’ Bone Man und Adel Tawil: «Die beiden hatten die beste Show.»

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