Und der Herrenacker schmolz dahin

Maria Gerhard | 
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Sexy Stimme, sexy Kleid: Die britische Soul-Queen Joss Stone wickelte das Publikum gekonnt um ihre schmalen Finger. Bild: Selwyn Hoffmann

Grammy- und Brit-Awards-Gewinnerin Joss Stone weiss , wie man Menschen für sich gewinnt: Sie stürmte als Hauptact die Bühne auf dem Herrenacker – und Frauen wie Männer waren hin und weg.

Und sie hat es wieder getan: Während die meisten sich bei dem nasskalten Wetter fest in ihre Regenjacken wickelten, stand Joss Stone tapfer barfuss auf der Bühne – eine Art Markenzeichen von ihr. Dabei trug sie ein bodenlangens, hauchdünnes, weisses Blümchenkleid mit sexy Rückenausschnitt, den sie immer wieder gekonnt in Szene setzte. Bestens gelaunt und mit einem spitzbübischen Lächeln bezirzte sie das Schaffhauser Publikum sofort und zeigte so den anderen beiden Ladys, KT Tunstall und Anastacia, die zuvor aufgetreten waren, wer die ungekrönte Queen auf dem Herrenacker ist.

«Nehmt das Leben nicht zu ernst», flötete Stone zuckersüss auf Englisch und forderte das Publikum während ihrer Darbietung auf, sie zu unterstützen: «Mmmhh», macht sie vor, und man fühlte sich etwas an die Gelati-Werbung im Fernsehen erinnert. Die Frauen und Männer sollten es ihr nachtun, was sie auch machten, nur zu leise. Da erklärte Stone: «Ihr seid so scheu.» Also noch einmal. Beim nächsten Anlauf parierte das Publikum besser. Das Ganze glich einem Katz-und-Maus-Spiel, an dem aber beide Seiten ihre Freude hatten.

«Nehmt das Leben nicht zu ernst.»

Joss Stone, Soul-Sängerin

Anzüglich Pfiffe inklusive

Aber nicht nur mit ihrer britisch-höflichen Art («the rain has stopped, isn’t it nice») überzeugte die Soul-Queen, auch mit der Intensität ihres Gesangs und ihrer scheinbar unendlichen Stimmpower wusste sie zu beeindrucken. Ganz nebenbei setzte sie auch noch gekonnt eine politische Botschaft: «In der Welt gehen derzeit verrückte Dinge vor sich, nicht wahr?» Dann gab sie «Give More Power to the People» der afroamerikanische Soul-Vokalgruppe The Chi-Lites aus den 70er-Jahren zum Besten, mit den Worten: «Wahrscheinlich haben wir diesen Song noch nicht laut genug gesungen.» Und weil Politik und Sexyness sich bei Joss Stone nicht ausschliessen, liess sie beim Tanzen so gekonnt die Hüften kreisen, dass ein paar anzügliche Pfiffe aus dem Publikum zu hören waren. Sie antwortete darauf mit «Love Me» aus ihrem Album «Water For Your Soul» (2015).

Ob mal melancholisch oder fetzig-energetisch: Das Publikum lag der junge Frau jedenfalls zu Füssen. Oder wie sie selbst wohl sagen würde: «It was lovely.»

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