Eine Reise in die Vergangenheit: Besuch bei der Ausgrabung am Fischerareal

Ralph Denzel | 
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Wir waren mit der Kamera vor Ort bei der Ausgrabung am Fischerareal und haben mit der Kantonsarchäologin Katharina Schäppi gesprochen, was die Grabungen dort so besonders macht.

Wer denkt, Archäologen schrubben mit Pinseln und Zahnbürsten Schicht für Schicht frei, um Erkenntnisse über die Vergangenheit zu erlangen, der wird spätestens beim Besuch der Ausgrabung am Fischerareal eines Besseren belehrt. Kantonsarchäologin Katharina Schäppi und ihr Team sind dort mit Spitzhacke und Schaufel zugange. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass etwas kaputt geht? «Es kann schon sein, dass wir dann etwas zerstören - aber es ist immer auch eine Abwägungssache», so die Kantonsarchäologin. Die Erkenntnisse, die man aus diesem Areal gewinnen kann, erfordern keinen Pinsel, sondern harte, körperliche Arbeit. Seit Anfang Juni gräbt die Kantonsarchäologie im Areal Fischerzunft. Laut des kantonale Baudepartements, sollen vor den anstehenden Umbau- und Abbrucharbeiten vor allem die noch erhaltenen archäologischen Schichten kontrolliert, abgetragen und dokumentiert. Die Fundstücke, wie das Ritterspielzeug, sind dabei eher sowas nette Dreingaben, wenngleich sie natürlich auch sehr wertvolle Erkenntnisse über das Leben damals liefern können. 

Trotzdem ist die Grabung besonders, wie uns Katharina Schäppi erklärt: «Wir sind jetzt in einer Zeit, bevor dieses Areal überhaupt das erste Mal erwähnt wurde.» Genaugenommen sind die Forscher mit ihren Grabungen mittlerweile im frühen 12. Jahrhundert angekommen. Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde die Stadt Schaffhausen im Jahr 1045 - das Fischerareal einige hundert Jahre später. Das bedeutet: «Alles, was wir jetzt hier finden, gibt uns Auskunft über die Zeit, die wir bisher noch nicht kannten», so Katharina Schäppi. 

Bisher hat sich das Graben schon sehr gelohnt: So wurden dort unter anderem Ritterspielzeuge entdeckt, die eigentlich gar nicht in den Bereich der Fischerzunft gehörten: Bruchstücke eines Ritters mit Helm, eines Turnierpferdes und einer Dame im langen Kleid. Solche Tonfiguren sind vor allem aus dem Umfeld des Adels bekannt und dienten unter anderem den Knaben in ihrer Ausbildung zum Ritter.

Von einer Ritterfigur mit Helm und Rüstung wurde der Oberkörper gefunden.

Auf welchen Wegen sie ins Fischerhäuserquartier gelangten, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall wird durch die laufenden Grabungen deutlich, dass das Fischerhäuserquartier mindestens hundert Jahre vor seine schriftliche Ersterwähnung zurückreicht und die dort ansässige Bevölkerung nicht zu den ärmsten Schaffhausern gehörte.

Die Ausgrabungen dauern noch bis Ende Juli. 

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