Ein guter Fang für die Archäologie

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Die Ausgrabungen an der Fischerhäuserstrasse lassen Rückschlüsse darauf zu, wie Einwohner in Schaffhausen im 12. Jahrhundert gelebt haben. Bilder: zvg

Spielzeuge für junge Ritter, eingegrabene Holzfässer und Steinpflästerungen: Die Ausgrabungen im Areal Fischerzunft an der Fischerhäuserstrasse fördern Überraschendes zu Tage.

Seit Anfang Juni gräbt die Kantonsarchäologie im Areal Fischerzunft. Wie das kantonale Baudepartement mitteilt, werden hier vor den anstehenden Umbau- und Abbrucharbeiten  die noch erhaltenen archäologischen Schichten kontrolliert, abgetragen und dokumentiert. Die Grabungsfläche im Hinterhofbereich des ehemaligen Restaurants Fischerzunft ist einer der wenigen Orte im gesamten Fischerhäuserquartier, welcher von modernen Bodeneingriffen weitgehend verschont geblieben ist. Damit besteht die einmalige Gelegenheit, Informationen über die Entwicklung dieses Quartiers und seiner Bewohner zu gewinnen.

Das Fischerhäuserquartier wird im späten 13. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Hier waren Fischer und Schiffsleute ausserhalb der Stadtmauern angesiedelt. Diese beiden Berufsgruppen waren für die Entwicklung und den Wohlstand der mittelalterlichen Stadt Schaffhausen von grosser Bedeutung. Die bisherigen Grabungserkenntnisse bestätigen diesen Sachverhalt, haben aber auch Erstaunliches zu Tage gebracht. So kann über das Fundmaterial belegt werden, dass die Besiedlung spätestens im 12. Jahrhundert beginnt und seither kontinuierlich anhält. Die frühesten gefassten Gebäude aus dem Hochmittelalter waren Holzhäuser mit Lehmböden. Zu jüngeren Bebauungsphasen gehören mehrere Mauern und zwei sorgfältig gesetzte Steinpflästerungen.

Zwei Steinpflästerungen aus verschiedenen Zeiten in ehemaligen Räumen.

Zwei in den Boden eingegrabene Holzfässer dienten wohl der Vorratshaltung. In eine Mauer der «Fischerzunft» war ein Sodbrunnen eingebaut, der die komfortable Wassergewinnung im Hausinnern gestattete.

Von einem in den Boden eingelassenen Holzfass hat sich der unterste Teil gut erhalten.

Vielfältiges Handwerk und Fundmaterial

Viele Werk- und Abfallgruben zeugen von unterschiedlichen Handwerken. Dabei lassen sich alltägliche und spezialisierte Tätigkeiten nachweisen, etwas das Verspinnen von Wolle zu Garn, Schmiedearbeiten und die Herstellung von Knochenperlen. Das Fundmaterial ist reichhaltig und qualitativ hochstehend. Neben sehr viel Keramik wurden Glas, Knochen und etliche Eisen- und Bronzeobjekte sowie Kacheln von mindestens sechs verschiedenen Kachelöfen geborgen. Zahlreiche Fragmente von Weinflaschen und Glasbechern stammen aus der Trinkstube der Fischer.

Spielzeugfiguren für angehende Ritter

Als herausragend zu nennen sind drei Tonfigürchen: Bruchstücke eines Ritters mit Helm, eines Turnierpferdes und einer Dame im langen Kleid. Solche Tonfiguren sind vor allem aus dem Umfeld des Adels bekannt und dienten unter anderem den Knaben in ihrer Ausbildung zum Ritter.

Von einer Ritterfigur mit Helm und Rüstung wurde der Oberkörper gefunden.

Auf welchen Wegen sie ins Fischerhäuserquartier gelangten, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall wird durch die laufenden Grabungen deutlich, dass das Fischerhäuserquartier mindestens hundert Jahre vor seine schriftliche Ersterwähnung zurückreicht und die dort ansässige Bevölkerung nicht zu den ärmsten Schaffhausern gehörte. Die Grabungen dauern voraussichtlich bis Ende Juli 2018.

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