Wie man der Feuerwehr viel Arbeit ersparen könnte

Ralph Denzel | 
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Die Arbeit der Feuerwehr ist wichtig - und eigentlich könnte man ihr leicht viel unnötige Arbeit ersparen. Bild: Selwyn Hoffmann

Die Feuerwehren in der Schweiz ächzen unter immer mehr Arbeit – in Schaffhausen ist dies zum Glück noch nicht so schlimm. Hier macht jedoch ein anderes Problem den Rettern das Leben schwer.

Die Arbeit bei der Feuerwehr ist nicht einfach - und folgt man der Statistik der Feuerwehr Koordination Schweiz (FKS), dann auch sehr zeitintensiv. So wurden laut einer Erhebung «zu jeder Tages- und Nachtzeit» knapp «815‘001 Einsatzstunden in 72‘785 alarmmässigen Einsätzen geleistet.» Dazu kämen nochmals «10‘577 planbare Einsätze mit 69‘982 Einsatzstunden».

Was auffällig ist: 2017 waren von diesen 815‘001 Einsatzstunden fast ein Achtel Fehleinsätze. Insgesamt rückten die Feuerwehren in der Schweiz gut 15'700 Mal aus, ohne dass dies nötig gewesen wäre. Hauptgrund waren, neben missbräuchlichen Notrufen oder irrtümlichen Meldungen, auch oft automatische Brandmeldeanlagen. «Bagatelleinsätze wie zum Beispiel die Kollegen vom Rettungsdienst sie manchmal erleben, wenn sich jemand in den Finger geschnitten hat, erleben wir so gut wie nie», erklärt Urs Gerschwieler, der Leiter «Einsatz und Administration» bei der Feuerwehr Schaffhausen. «Man darf hierbei auch nicht vergessen: Für uns als Feuerwehr ist ein Einsatz vielleicht eine Bagatelle – für die Leute vor Ort ist es ein Ereignis, dass schlimm genug ist, dass sie uns angerufen haben.» Laut dem Feuerwehrmann sei es den Rettern daher oft lieber, dass sie «einmal zu viel als einmal zu wenig ausrücken.» Im Gegensatz zu der Gesamtschweiz spüren die Feuerwehrleute in Schaffhausen trotzdem keinen massiven Anstieg bei den Einsätzen. «Wenn überhaupt, dann sind es Brandmeldeanlagen, die uns ab und an das Leben schwer machen», so Urs Gerschwieler.

Kleines Gerät – Grosse Wirkung

Brandmeldeanlagen sind per Gesetz von der Gebäudeversicherung und Feuerpolizei vorgeschrieben und müssen in jedem grösseren Betrieb installiert sein, wie Urs Gerschwieler erklärt. «Schauen Sie mal an die Decke, Sie werden sicher einen in Ihrem Büro entdecken.» Die Funktionsweise ist eigentlich selbsterklärend: Wenn sich Rauch entwickelt, steigt dieser hoch zum Brandmelder und löst Alarm aus. Wenn das passiert, bedeutet das jedoch nicht automatisch, dass die Feuerwehr ebenfalls alarmiert wird. In so einem Fall hat man auch vor Ort die Möglichkeit, binnen drei Minuten den Alarm zu quittieren. Erst, wenn das nicht passiert, wird die Feuerwehr benachrichtigt.

Die Geräte sollten eigentlich für Sicherheit sorgen – aber leider steckt auch hier der Teufel im Detail, wie Urs Gerschwieler weiss. Einerseits gibt es «nur sehr selten» wirkliche Fehlalarme. «Funktionsfehler gibt es fast nie», so Urs Gerschwieler.

Andererseits ist laut dem Feuerwehrmann der Bediener oft dafür verantwortlich, dass die Anlage auslöst, obwohl nichts passiert ist. «Je nach Einstellung können diese Geräte schon reagieren, wenn Handwerker etwas im Büro schleifen und es kleine Funken gibt», so Urs Gerschwieler. Denn: Die Anlange kann nicht unterscheiden zwischen Staub und Rauch. «Viele Menschen wissen nicht, dass man in so einem Fall auch im Vornerein der Polizei melden kann, dass beispielsweise zwischen 10 und 12 Uhr Handwerker vor Ort sind», so Urs Gerschwieler. Dann wüsste die Polizei, dass ein Brandmelderalarm nicht unbedingt ein Notfall, sondern einfach eine übereifrige Brandanlage ist.

«Es wäre wünschenswert, dass die Leute, die für solche Anlagen zuständig sind, besser ausgebildet wären», so Urs Gescherwieler. Dann könnte die Einsatzzeiten der Feuerwehr drastistisch reduziert werden, was sowohl die Retter als auch den Steuerzahler entlasten würde – von den Nerven aller Beteiligten ganz zu schweigen.

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