Neuhauser Jungunternehmer schaffen eine Plattform für den Camper-Trend

Kay Fehr | 
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Sie stecken hinter der Camper-Sharing-Plattform Campunite: die Jungunternehmer Gino Auciello, Valentin Ramsperger und Remo Auciello (v.l.). Bild: Selwyn Hoffmann

Drei junge Neuhauser haben eine Online-Plattform für Mieter und Vermieter von Campern ins Leben gerufen. Ferien in der Region waren während der Pandemie gezwungenermassen angesagt, und auch jetzt erfreut sich Camping ungebrochen grosser Beliebtheit.

Flugreisen in die weite Ferne oder mit dem Dampfer quer über die Ozeane: Die Pandemie machte vielen Urlaubern einen Strich durch die Rechnung. Auslandsreisen waren zeitweise unmöglich. Auch das wachsende Bedürfnis, seinen CO2-Fussabdruck zu verringern, kommt dem Trend der Staycation zugute. Staycation – ein Kofferwort aus den englischen Worten «Stay» (zu Deutsch «bleiben») und «Vacation» (zu Deutsch «Urlaub») – bezeichnet den Trend, Ferien in der eigenen Umgebung zu machen. Sprich: Tagesausflüge oder ein verlängertes Wochenende, nicht weit von zu Hause weg.

Hier kommen drei junge Männer aus Neuhausen ins Spiel, die diesen Zeitgeist aufgeschnappt haben. Die Brüder Gino (23) und Remo (26) Auciello sowie Valentin Ramsperger (25) betreiben gemeinsam die Camper-Sharing-Plattform Campunite, auf welcher Interessierte den passenden Vermieter finden. Gegründet wurde sie im September letzten Jahres, entstanden sei sie aber schon viel früher, wie Gino Auciello erzählt. «Erst fehlte uns das Kapital, aber als wir das aus dem privaten Umfeld auftreiben konnten, legten wir los.»

«Wir haben definitiv eine Daseinsberechtigung.»

Remo Auciello, Campunite

Den Jungunternehmern fiel auf, dass andere Plattformen nicht sonderlich transparent sind, was die Aufteilung der Kosten betrifft. Ausserdem hätten deren Geldgeber zu viel Mitspracherecht. «Sie verlangen eine saftige Kommission», so Gino Auciello. Er sagte sich: «Das können wir besser.» Der Start war aber holprig, wie es oft bei Start-ups der Fall ist. «Wir wollten unsere Plattform zuerst alleine mit Word Press aufbauen», erzählt Remo Auciello, «dort gab es aber grössere technische Hürden, wie die Integration von Google Maps.» Sie versuchten dann, die Erstellung der Plattform auszulagern, jedoch sei die Qualität miserabel gewesen. «Die Kommunikation hat überhaupt nicht funktioniert», sagt Gino Auciello rückblickend. Jetzt arbeiten sie mit dem Schaffhauser Softwareentwickler «MUV Kollektiv» zusammen; das klappe einwandfrei.

«Wir verdienen nichts an der Firma»

Mittlerweile hat das Trio auch die Helvetia als Versicherungspartner mit an Bord geholt. Sie suchen zudem weitere Geldgeber, um Campunite weiter aufzubauen. «Wir verdienen nichts an der Firma», sagt Remo Auciello, der Überschuss werde direkt reinvestiert. In den nächsten drei Jahren werde sich das auch nicht ändern, betont Gino Auciello. Das sei möglich, weil alle drei nur Teilzeit für Campunite tätig sind und nebenbei anderen Berufen nachgehen. «Die Pensen variieren stark, aber ich würde behaupten, jeder von uns arbeitet für Campunite noch einmal 50 Prozent zusätzlich», schätzt Gino Auciello. Während er hauptsächlich für die IT-Systeme verantwortlich ist, kümmert sich sein Bruder Remo um das Marketing; Valentin Ramsperger ist der Mann für die Finanzen. Das Geschäft führen sie aber alle gemeinsam.

Speziell an ihrer Plattform sei, dass Vermieter nicht den Gesamtpreis angeben, sondern das, was sie effektiv verdienen wollen. So seien für alle Parteien die genauen Kosten ersichtlich. «Für viele ist der Camper ein zweites Zuhause. Darum ist ein achtsamer Umgang damit – und auch mit dem Besitzer – essenziell», sagt Ramsperger. Dazu gehöre auch, im Schadensfall niemanden im Regen stehen zu lassen.

Camping bleibt weiterhin populär

Noch ist das Angebot der drei Neuhauser nicht so gross wie von der schweizweit aktiven Konkurrenz. Doch nicht nur in der Region spricht sich der Name Campunite langsam herum, auch im Aargau und in Zürich gibt es erste Vermieter. «Wir haben definitiv eine Daseinsberechtigung», sagt Remo Auciello, auch wenn es noch eine Weile dauern werde, bis schwarze Zahlen geschrieben werden könnten. Eine Plattform koste viel Geld, so Ramsperger, aber er sei überzeugt, dass es mit genügend Fleiss rentieren wird. Die drei Männer glauben an ihr Projekt einer transparenten Camper-Sharing-Plattform. «Der Trend nach Campingferien wird weiter da sein», ist Gino Auciello überzeugt.

Für die kommende Zeit haben die Jungunternehmer mehr als nur einen Pfeil im Köcher. «Wir wollen mit einem Camper durch die Schweiz fahren, um Campunite bekannter zu machen», sagt Ramsperger – und an der Landesgrenze sei noch lange nicht Schluss.

Zusätzlich zum Camper sollen auf ihrer Plattform dann auch der Campingplatz und die benötigte Ausrüstung dazugebucht werden können. Eine App sei ebenfalls in Planung, weitere lokale Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber die Ideen gehen ihnen nicht so schnell aus.

Weitere Infos

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