Badewannen aus der Hand des Bootsbauers

Jeannette Vogel | 
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Thomas Löpfe, der Inhaber der Basadinger Alegna, fertigt bis zu 100 Holzbadewannen im Jahr. Bild: Jeannette Vogel

Einrichtungsgegenstände aus Holz liegen im Trend – auch im Badezimmer. Die Basadinger Alegna nutzt ihre Erfahrung im Bootsbau, um freistehende Holzbadewannen in Handarbeit herzustellen.

Das «Chedi» in Andermatt zählt zu den besten Adressen in den Alpen. Das mit viel Holz und Naturstein gestaltete Schweizer «Hotel des Jahres 2017» bietet seinen Gästen viel Luxus – darunter Badewannen aus Basadingen. Thomas Löpfe stellt seit über zehn Jahren Holzbadewannen her. «Das ist Bootsbau im Kleinen», sagt der Inhaber der Firma Alegna. Der gelernte Bootsbauer hatte um die Jahrtausendwende die Wahl, Bootsputzer und -pfleger zu werden oder ein neues Herstellungsverfahren für Holzbadewannen zu entwickeln, denn «der Markt für Boote aus Holz war damals schon praktisch inexistent».

«Ein Boot ist grösser und unhandlicher, aber einfacher herzustellen als unsere Badewannen.»

Thomas Löpfe, Erfinder und Firmeninhaber

Löpfe tüftelte über drei Jahre lang an einem Herstellungsverfahren zum Formverleimen. «Es wurde bis heute nicht kopiert», freut sich der Erfinder. Löpfe nimmt ein Blatt Papier, zieht es über einen Ball und demonstriert so auf einfache Weise das geheime Verfahren: «Ich habe meine Erfahrung aus dem Bootsbau genutzt. Ein Boot ist grösser und unhandlicher, aber einfacher herzustellen als unsere Badewannen.»

Die Basadinger Holzbadewannen im «Chedi» in Andermatt. Bild: zvg

«Dunkle Hölzer sind beliebt», sagt Löpfe, es würden sich aber sämtliche Hölzer für den Wannenbau eignen – die Lebensdauer betrage unabhängig davon viele Jahre. Trotz des Einsatzes von Putzmittel? «Ja, sie kann gleich wie eine Keramikbadewanne behandelt werden, sogar mit Entkalkungsmittel.» Die widerstandsfähige Beschichtung garantiere einen optimalen Schutz, sagt Löpfe. Absplitterungen, das Vollsaugen des Holzes mit Wasser oder andere Abnutzungserscheinungen seien dadurch ausgeschlossen. Jährlich entstehen um die 100 Badewannen und einige Waschbecken in Basadingen. Sie werden von Hand hergestellt, die Manufaktur führt kein Lager. Kundenbestellungen würden innerhalb einiger Wochen ausgeführt, sagt der Firmeninhaber.

«Mathilda» hat ein eigenes Zimmer

Löpfe fertigt die Einzelstücke, die ab 8000 Franken zu haben sind, zusammen mit einer Handvoll Mitarbeiter. Seine lichtdurchflutete Werkstatt könnte auch als klassische Schreinerei genutzt werden, alle notwendigen Gerätschaften sind vorhanden. In einem Nebenraum steht jedoch «Mathilda» – so nennt der Firmeninhaber seinen Fräsroboter des Herstellers Kuka. Was macht ein Roboter in einer Manufaktur? «‹Mathilda› fräst komplizierte Formen für die Badewannen und die Waschbecken aus», sagt Löpfe über die Investition, die er 2017 getätigt hat und mit der er schon länger liebäugelte. Der Fräsroboter, von denen es landesweit nur drei Stück gebe, nehme keinem die Arbeit weg, sagt der Chef von Alegna. Er erleichtere aber das Herstellen von Entwürfen und helfe, die Arbeitsstunden tief und somit die Preise moderat zu halten. «Aber auch in 20 Jahren wird ‹Ma­thilda› keine Badewannen furnieren können, das bleibt immer Handarbeit», sagt der Firmeninhaber.

Versand in die Mongolei

«Ich habe es nicht weit gebracht im Leben», sagt Thomas Löpfe und grinst. Er hat immer im Raum Diessenhofen, Paradies und Basadingen gearbeitet. Seine Produkte sind aber weltweit gefragt, sie werden in eigens in der Schreinerei gefertigten Kisten versandt: «Wir haben beispielsweise Kunden in Neuseeland, der Mongolei und in England.» Einen Traumauftrag konnte er 2016 realisieren, er lieferte vier Badewannen auf eine 220 Millionen Franken teure Privatjacht. Eine Badewanne mit zwei Whirlpoolsystemen ging kürzlich nach Wien, so Löpfe weiter. Aktuell in Arbeit ist eine runde Badewanne mit einem Durchmesser von 2,1 Meter, sie ist für die Innerschweiz bestimmt.

Basadingen ist nicht gerade eine Designmetropole. Geht er häufig auf Messen, um seine Produkte vorzustellen? Löpfe verneint: «Interessenten finden uns häufig über das Internet.» Von teuren Showrooms hält der Badewannenbauer nichts, er lädt Interessenten und Kunden lieber in seine Schreinerei ein: «Wenn sie den Holzgeruch in die Nase bekommen und dann eine Wanne mit der Hand berühren, fühlen sie etwas Schönes, das funktioniert.»

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