«Endlich darf die Maske zu Hause bleiben»

Jurga Wüger | 
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Schülerinnen und Schüler der unteren Stufen können wieder aufatmen. Der Schulunterricht ohne Maske freut die meisten von ihnen. Die Lehrpersonen begrüssen die Aufhebung und sind geteilter Meinung wegen der Maskenpflicht bei Lehrkräften.

Das Erziehungsdepartement hat die Aufhebung der Maskentragpflicht in der Primarschule und auf der Sekundarstufe I bereits vor den Ferien bekannt gegeben. Viele Kinder und Eltern freuten sich darüber. Die Maskentragpflicht auf der Primarstufe galt einen Monat lang. Auf der Sekundarstufe I hingegen sechs Monate. Nun sind die Sportferien zu Ende. Pünktlich zum Schulbeginn, Zeit für einen Augenschein vor Ort, diesmal im Neuhauser Schulhaus Rosenberg.

Punkt 10 Uhr klingelt die Schulglocke. Schülerinnen und Schüler stürmen den Pausenplatz. «Endlich darf die Maske zu Hause bleiben», sagt einer der Schüler im Vorbeigehen, als er das Reporterteam erblickt. Auffallend ist jedoch, dass ein paar Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenplatz trotzdem eine Maske tragen. «Warum?» Die meisten Gefragten zucken mit den Schultern und gehen weiter. Einer von ihnen sagt aber klar: «Ich muss mich zuerst an die neue Situation gewöhnen. In den sechs Monaten ist die Maske zur Normalität geworden. Und jetzt ist es komisch, sie einfach abzuziehen.» Ein anderer: «Wenn ich einen Mundschutz trage, dann fühle ich mich sicherer. Die Pandemie ist noch nicht zu Ende, und ich möchte mich selbst sowie meine Mitmenschen damit schützen. Und mir ist es egal, was die anderen sagen.»

Erwachsene vor Corona schützen

In der Klasse der Primarschullehrerin Ursina Stoll sind Sechstklässler anzutreffen. Alle Kinder tragen keinen Mundschutz, ausser einem Jungen. Den Entscheid, eine Maske zu tragen, habe er selber gefällt, weil er Erwachsene vor Corona schützen will, auch wenn seine Mitschülerinnen und Mitschüler ihn dazu animieren, den Mundschutz wegzulassen. «Warum sollte ich das machen, wenn ich davon überzeugt bin?», sagt er.

Der zwölfjährige Leon Valli meldet sich ebenfalls zu Wort. Dass die Maske wegfällt, freut ihn sehr. Aber: «Die Maske und die Pooltests wurden vor den Sportferien aufgehoben. Das ist toll. Was für mich aber überhaupt keinen Sinn macht, ist die Tatsache, dass die Skilager trotzdem abgesagt wurden. Ich finde das überhaupt nicht logisch. Wir wären alle so gerne hingefahren.»

Daumen hoch für Schule ohne Maske

Auch andere Schülerinnen und Schüler strecken die Daumen hoch, als sie die Frage hören: «Und wie ist es ohne die Maske?» Der Grundtenor ist mehr als nur positiv. Die Maske habe schon sehr gestört. Die untere Gesichtshälfte sei immer feucht gewesen, das Atmen sei schwerer gefallen, und die Konzentration habe darunter gelitten. «Jetzt kann ich auch während des Unterrichts endlich sehen, wenn meine beste Freundin lacht», sagt ein Mädchen.

Klassenlehrerin Ursina Stoll begrüsst ebenfalls, dass die Maskenpflicht für die Kinder aufgehoben wurde. «Ich bin froh, dass sie die Maske nicht mehr tragen müssen. Es war für uns oft mühsam, die Kinder ständig darauf aufmerksam zu machen.» Beim Sportunterricht und auf dem Pausenplatz hätten die Schülerinnen und Schüler ohnehin keinen Mundschutz getragen. Da habe es sicher Ansteckungen gegeben, so Stoll. Aber: «Ich bin überzeugt, dass die Maskentragpflicht im Januar einen Sinn gemacht hat.»

Lehrpersonal wird damit entlastet

Mit dem Wegfall dieser Massnahme werde das Lehrpersonal nun auch organisatorisch entlastet und müsse nicht mehr schauen, ob die Kinder Masken bei sich haben und ob diese korrekt getragen werden. Widerstand seitens der Eltern habe sie bei der Einführung dieser Massnahme keine gespürt. «In meiner Klasse haben sich alle Kinder vorbildlich verhalten», sagt Ursina Stoll. Dass die Maskentragpflicht für das Lehrpersonal weiterhin besteht, begrüsst Stoll ebenfalls. Selbst wenn diese aufgehoben werden sollte, würde sie den Mundschutz freiwillig weiterhin tragen. «Die Maske gibt mir Sicherheit und vermittelt ein besseres Gefühl als ohne.» Der Schulleiter Stefan Balduzzi sieht das ähnlich: «Die Aufhebung der Maskentragpflicht ist vor allem für unsere Schülerinnen und Schüler eine Erleichterung. Nach und nach kehrt wieder Normalität ein, was auch das Unterrichten wesentlich vereinfacht. Persönlich fühle ich mich momentan noch sicherer, wenn ich eine Maske trage. Ich bin froh, dass in den vergangenen Wochen und Monaten in Neuhausen alle an der Schule Beteiligten – Eltern, Schülerinnen sowie Schüler, Mitglieder der Schulbehörde und Lehrpersonen – am selben Strang gezogen haben.»

Die Französisch- und Deutschlehrerin Irène Plouze ist da anderer Meinung. Sie sagt: «Ich finde es super, dass die Kinder keine Maske mehr tragen müssen. Und ich fände es auch super, wenn diese Massnahme für das Lehrpersonal ebenfalls wegfallen würde, und das aus diversen Gründen. Ich gebe Sprachunterricht. Ohne Maske verstehen mich die Kinder besser.»

Unterricht ohne Maske: Befreiung oder noch zu früh?

Ursina Stoll, Lehrerin

«Die Freude in der Klasse war gross, als es hiess: keine Maske mehr. Ich persönlich fühle mich sicherer, wenn ich eine anhabe. Selbst wenn die Pflicht aufgehoben werden würde, würde ich wahrscheinlich weiterhin einen Mundschutz tragen, bis mein Gefühl sagt: Jetzt ist gut.»


Laith Zeaiter (12)

«Ich trage weiterhin eine Maske, weil ich Erwachsene schützen möchte. Wir Kinder haben nicht einen so schweren Verlauf, wenn wir an Corona erkranken. Auch wenn mich meine Klassenkameraden dazu animieren, den Mundschutz abzunehmen, werde ich das nicht tun. Die Pandemie ist noch nicht vorbei.»


Samira Ancarola (13)

«Ich habe ein komisches Gefühl, nach sechs Monaten ohne die Maske in die Schule zu kommen. Ich hatte mich irgendwie daran gewöhnt. Ohne die Maske fühle ich mich aber wohler. Ich kann besser atmen und mich leichter auf den Unterricht konzentrieren.»


Blenchiona Rudi (12)

«Ohne die Maske geht es mir viel besser, und ich finde es gut, dass diese Pflicht weggefallen ist. Mir haben die Ohren und die Nase wehgetan. Auch beim Singen hat der Mundschutz extrem gestört. Heute haben wir weniger Leute, die wegen Corona im Spital liegen. Ich bin genesen. Der Verlauf war mild, und ich habe keine Angst mehr.»


Irène Plouze, Lehrerin

«Schule ohne Maske ist viel entspannter für die Kinder. Sie können sich besser konzentrieren. Auch für das Lehrpersonal sollte diese Massnahme aufgehoben werden. Maskentragepflicht für Lehrpersonen macht für mich keinen Sinn. Aber mit dieser Haltung ecke ich immer wieder an.»

 

Audio
Reibungslose Schulstarts: Der Unterrichtsstart nach den Sportferien an der Oberstufe in Thayngen sowie der Primarstufe in Beringen ist reibungslos über die Bühne gegangen. Hören Sie dazu den Beitrag von Radio Munot.

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