Es gilt Loyalitätskonflikte zu vermeiden
In den Schaffhauser Primarschulen gilt seit gestern Maskentragepflicht. Einige Eltern sind skeptisch. Für die Lehrerschaft bedeutet es einen Mehraufwand, zusätzlich darauf zu achten, dass die Kinder ihre Masken korrekt tragen und sie nicht verwechseln.
Die Schaffhauser Schulen sind gestern mit einer für alle geltenden Maskenpflicht in das neue Jahr gestartet. Diese gilt für alle Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse bis vorläufig Ende Januar. Wie ein Augenschein vor Ort gezeigt hat, herrschte in der Steiner Primarschule Schanz ein reges Treiben. Drei Lehrpersonen sind zu Hause geblieben, weil sie entweder an Corona erkrankt oder in Quarantäne sind. «Bei den Kindern kam es nur zu vereinzelten Abmeldungen», sagte die Schulleiterin Vreni Winzeler und fügte hinzu: «Wir testen immer montags. Dies ist in dieser Situation, am ersten Tag nach den Ferien, sicher ein Vorteil.»
Anrufe von besorgten Eltern
Nachdem die Maskentragepflicht vom Gesundheitsamt auf der Primarstufe beschlossen worden war, erreichten den Schulpräsidenten der Schulen Stein am Rhein und Coronaverantwortlichen, Hans Waldmann, zahlreiche Anrufe von besorgten Eltern. Es sei manchmal eine echte Herausforderung, den Eltern bewusst zu machen, dass diese Verordnung nicht von der Schule, sondern vom Gesundheitsamt beschlossen wurde. Vreni Winzeler ergänzt: «Ich habe nicht sehr viele Nachrichten von Eltern bekommen, weiss aber, dass dieses Thema im Hintergrund intensiv diskutiert wurde.» Fakt sei, so Winzeler, dass die Schule diese Massnahmen umsetzen muss, und sie möchte dabei Loyalitätskonflikte zwischen Eltern und Kindern, Eltern und Lehrpersonen sowie zwischen Schulleitung, Eltern und Erziehungsdepartement vermeiden. «Eine Wenn-dann-Haltung ist in dieser Situation nicht förderlich», sagt die Schulleiterin.
«Bist du von der Zeitung?»
Im Klassenzimmer bot sich ein ungewohntes Bild. Alle Schülerinnen und Schüler der Primarstufe sassen an ihren Plätzen und trugen einen Mundschutz. In den Gesichtern der Kinder machte sich leichte Verunsicherung breit. «Bist du von der Zeitung?», fragte ein Mädchen. Ihre Frage wurde bejaht. «Gut», sagte sie. «Dann schreib bitte, dass ich mich mit der Maske schlecht konzentrieren kann, weil sie mir ständig verrutscht.»
Am Nebentisch sassen vier weitere Kinder in der Klasse von Regina Baschnagel. «Und, wie findet ihr das Maskentragen?» – «Cool», sagte ein Junge. Seine Banknachbarin boxte ihn in die Rippen. Er hielt kurz inne und sagte dann: «Nein, die Maske ist nicht cool.» Andere Kinder pflichteten ihm bei. Eine Siebenjährige sagte: «Ich trage die Maske, weil es verlangt wird, obwohl ich gar nicht dafür parat bin und darunter schwitze.»
Mehraufwand für die Lehrerschaft
Klassenlehrerin Regina Baschnagel ist von der Maskentragepflicht auf dieser Stufe wenig begeistert. Sie sagt: «Ich hätte es sehr begrüsst, wenn die Maskentragepflicht erst ab der 4. Klasse eingeführt worden wäre.» Auch für die Schulleiterin Vreni Winzeler ist klar: «Die Kinder der 1. und 2. Klasse verfügen noch über wenig Metakognition wie Selbstbeobachtung, Selbststeuerung und reflexive Fähigkeiten, um die Maske korrekt zu tragen.» In der Pause und beim Sportunterricht ziehen sie die Masken ohnehin ab und lassen sie liegen. Ob dann die «richtige» Maske erneut angezogen wird, sei fraglich. Für die Lehrerschaft sei es ein Mehraufwand, zusätzlich darauf zu achten, dass die Kinder die Masken nicht verwechseln.
Punkt 9 Uhr wurden Spucktests durchgeführt. Für die Kinder war diese Übung nichts Neues. Jedes Kind packte seine Utensilien aus und wartete auf das Glöggli von der Lehrerin. Regina Baschnagel sorgte für den reibungslosen Ablauf beim Erstellen der Pools, dazu rief sie die Kinder einzeln auf. Bei der Musiklehrerin Janine Bolli konnten die Schülerinnen und Schüler die gebrauchten Utensilien wieder abgeben. Anschliessend wurden alle Tische im Klassenzimmer gereinigt, und der reguläre Unterricht konnte losgehen. Klassenzimmerwechsel. Auf dem Lehrplan stand Musikunterricht. Janine Bolli übte mit den Kindern den Dreier- und Vierertakt ein. Ein richtiges Singen kam nicht zustande.
Auch zwei Mütter, Rosamaria Haller und Cornelia Occhipinti, waren gestern Morgen zugegen. Beide sind der Maskentragepflicht gegenüber kritisch eingestellt und bezweifeln den Nutzen. Einige Eltern seien ebenfalls skeptisch, sagten die beiden, und viele von ihnen würden hoffen, dass diese Massnahme per Ende Januar aufgehoben wird. Für ihre Tochter hat Rosamaria Haller eine Maskenbefreiung erwirkt. Vreni Winzeler dazu: «Die Schule kann keine Maskendispens ausstellen. Dazu braucht es ein medizinisch begründetes Zeugnis des Haus- oder Kinderarztes.»