Neuhausen und seine Gasversorgungsstrategie

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Neuhausen will Biogas fördern und damit fossiles Erdgas langfristig ersetzen. Symbolbild: Pixabay

Neuhausen stellt Umsteiger von Erdöl auf Erdgas nur noch bis Mitte 2021 eine «Abfrackprämie» aus. Wie es mit der Gasversorgung weitergehe, wollte der Einwohnerrat Jakob Walter wissen. Auf seine Kleine Anfrage kommt nun Antwort.

Wer von Erdöl auf Erdgas umsteigt, wird in Neuhausen seit 2013 dafür belohnt – mit einer sogenannten «Abfrackprämie». Aber nicht mehr lange: Die Aktion soll nur noch bis Mitte 2021 dauern, dann ist die dafür zur Verfügung stehende Einlage aufgebraucht. Was kommt dann? Zur Gasversorgung von Neuhausen reichte der Einwohnerrat Jakob Walter Anfang Jahr eine Kleine Anfrage beim Gemeinderat ein. Nun hat dieser geantwortet.

Das Wichtigste dazu in vier Punkten:

Keine Erweiterung des Gasnetzes

Jakob Walter wollte etwa wissen, welche Ziele in welchen Zeiträumen der Gemeinderat bei der Gasversorgung verfolge. Als Energiestadt verfolge Neuhausen, nebst vielen anderen Massnahmen, das Ziel, weg von fossilen Brennstoffen zu kommen und diese mit erneuerbaren Energien zu ersetzen, so die Antwort des Gemeinderats. Deshalb sei bereits ein neues Förderprogramm in Erarbeitung, welches das alte Modell ersetzen soll. Mit der «Abfrackprämie» sei das Ziel, den CO2-Ausstoss nachhaltig zu reduzieren, erreicht worden.

Des Weiter soll laut Gemeinderat das bestehende Gasnetz miteinbezogen und erhalten, jedoch nicht mehr erweitert werden. Für den jährlichen Unterhalt des Gasnetzes sei ein fixer Betrag im Budget eingestellt, um die in das Alter gekommenen Gasleitungen kontinuierlich zu ersetzen, steht es im Antwortschreiben weiter. Von einem Rückbau des Gasnetzes, wie es in anderen Kantonen teilweise schon angedacht ist, sieht der Gemeinderat ab.

Biogas soll Erdgas ersetzen

Der Gemeinderat sieht zudem vor, dass der fossile Brennstoff Erdgas langfristig durch Biogas oder gar durch synthetisches Gas ersetzt wird. Doch der Übergang dürfte mehrere Jahrzehnte dauern, in denen Erdgas weiterhin genutzt werden soll. Zudem spricht er sich gegen einen verpflichtenden Umstieg auf andere wärmegenerierende Optionen aus. An seiner Energiestrategie hält der Gemeinderat fest und schreibt: «Mit dem Energieverbund Neuhausen am Rheinfall konnte der grösste Wärmeverbund im Kanton Schaffhausen realisiert werden. Mittels verträglicher Vereinbarung wurde ein Perimeter definiert, wo die Fernwärme verlegt und angeschlossen werden kann. Ziel ist es, mit der Fernwärme bis in 30 Jahren den CO2-Ausstoss um 133'000 Tonnen zu reduzieren.»

20 Prozent Biogas-Anteil

Mit welchem Anteil an Biogas denn zu rechnen sei, wollte Walter noch wissen. «Im Verlaufe des Jahres 2021 wird das gesamte Gasnetz mit einem Anteil von 20 Prozent Biogas versorgt. Die dazu benötigte Menge an Biogas konnte zwischenzeitlich von SH Power disponiert und gesichert werden», so die Antwort. Ebenfalls wird es laut dem Neuhauser Gemeinderat für Gaskunden künftig möglich sein, 100 Prozent Biogas zu beziehen. Das Tarifmodell Biogas100 wird im Laufe des Jahres 2021 angeboten und kann von den Gaskunden bezogen werden.

Neue Biogas-Tarifmodelle

Welche finanziellen Folgen der Transfer zu erneuerbaren Gasressourcen habe, wollte Jakob Walter zudem wissen. Die Antwort des Gemeinderats: Mit dem Erlös aus der Fernheizwerk AG habe sich die Gemeinde an der Energieverbund Neuhausen am Rheinfall AG beteiligt. Dadurch sei einerseits ein Mitspracherecht gegeben und andererseits könne sich die Gemeinde am Ertrag des Energieverbundes beteiligen und künftig schwindende Gaserträge substituieren.

Auf die Frage, wie sich der Einsatz von Biogas auf die Ertragsrechnung des Gaswerks niederschlägt, gibt der Gemeinderat zur Antwort, dass es im Laufe des kommenden Jahres neu zwei Biogas-Tarifmodelle (Biogas20 und Biogas100) geben werde. Beim Modell Biogas20 soll der Tarif gleich bleiben wie bis anhin, zudem sei keine ertragsmindernde Wirkung auf die Jahresrechnung zu erwarten. Gasbezüger, die sich jedoch für das Tarifmodell Biogas100 entscheiden würden, müssten mit einem entsprechenden Preisanstieg für diesen Tarif rechnen, da dieser durch die Herkunft des Biogases (Schweiz oder EU) beeinflusst werde.

Punkto Tarife ist in der Antwort des Neuhauser Gemeinderats weiter ausgeführt, dass es weder in der Stadt Schaffhausen noch in Neuhausen am Rheinfall einen gelisteten Tarif für Biogas gebe. «Aufgrund der steigenden Nachfrage an Biogas hat die Stadt Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall in Absprache mit SH Power vereinbart, dass die bestehenden Tarife für Erdgas ab 2021 mit einem Tarif für Biogas ergänzt werden», schreibt der Gemeinderat. (eku)

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