Ein Biergarten für den Rheinfall

Saskia Baumgartner | 
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Marco Pezzetta will den Einheimischen am Rheinfall mehr bieten. Künftig sollen deshalb regelmässig Events am Rheinfallbecken stattfinden. Bild: Selwyn Hoffmann

Das Mühleradhaus erhält einen Biergarten. Die Idee stammt von Marco Pezzetta, der seit bald 100 Tagen für die Gastronomiebetriebe auf Schaffhauser Seite zuständig ist.

Herr Pezzetta, Hand aufs Herz: Haben Sie vor Ihrem Arbeitsantritt am 1. Dezember 2016 schon mal am Rheinfall gegessen?

Marco Pezzetta: Aber natürlich, klar. Ich war mit meiner Familie mehrmals im heutigen Inseli-Bistro neben dem «Schlössli Wörth». Das ist dazu prädestiniert, um mit kleinen Kindern besucht zu werden.

Warum haben Sie das «Snack» in Inseli-Bistro umbenannt?

Der Name «Snack» stand für das bisherige Konzept, und mit dem Inseli-Bistro wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir eine Änderung im Angebot vornehmen. Es soll mehr in den französischen Stil gehen mit frischen Produkten und vor Ort aufgebackenen Gipfeli oder Weggen. Auch bauliche Veränderungen sind geplant. Neben dem Inseli-Bistro gibt es auch im Mühleradhaus ein neues Konzept. Wir bauen das Haus gerade zum Eventlokal samt Biergarten aus.

Zuletzt war das Mühleradhaus noch ein Café und gehörte zur Firma Müller Beck. Wann wurde entschieden, das zu ändern?

Die genauen Hintergründe sind mir nicht bekannt. Aber ich kann sagen, dass bereits bei meiner Bewerbung klar war, dass das Mühleradhaus neu von der Rheinfall Gastronomie AG betrieben werden soll. Und die Lage des Mühleradhauses, direkt neben dem Wasserfall, ist ja ideal für einen schönen Biergarten.

Ab wann soll dort denn Bier gezapft werden? Und für welche Gäste?

Ich weiss nicht, ob wir vor ­Ostern fertig sind, aber wir geben unser Bestes, um in vier bis sechs Wochen eröffnen zu können. Mit dem Biergarten wollen wir natürlich Einheimische ansprechen. Und als Eventlokal werden wir das Mühleradhaus unter anderem für ausländische Touristengruppen ­nutzen.

Gibt es neben dem Biergarten und dem Inseli-Bistro noch weitere Punkte, die Sie bereits in Angriff genommen haben?

Im Hintergrund haben sich einige Dinge verändert. Der Einkauf, die Mitarbeiterplanung und das Marketing – also sehr wichtige Prozesse – werden neu zentral organisiert und gesteuert. Dadurch können wir viele Synergien nutzen. Das ist mitunter die grösste Anpassung, von der die Kunden aber nichts merken.

Wie gross ist Ihr Team?

Acht Mitarbeiter sind mir direkt unterstellt. Und dann haben wir etwa 60 Gastromitarbeiter, Tendenz steigend zur Saison hin.

Wie ist denn die Stimmung am Rheinfall? Diverse Posten – auch Ihrer – schienen nach aussen Schleudersitze zu sein?

Die Stimmung ist sehr gut, der neue Spirit, der hier herrscht, wird von allen Mitarbeitern mitgetragen. Der Verwaltungsrat hat grosse Freude daran, dass sich hier etwas tut. Ja, das macht grossen Spass, das merkt man auch bei den Mitarbeitern – die sind hoch ­motiviert.

Sie waren früher schon im gastronomischen Bereich tätig, als Geschäftsleitungsmitglied der Elvetino AG, der Bordgastronomie der SBB. Was war dort genau Ihre Aufgabe?

Ich hatte verschiedene Aufgaben. Unter anderem war ich verantwortlich für den Aufbau und die Expansion der Bahnhofgastronomie in der ganzen Schweiz. Ich war aber auch Leiter verschiedener Projekte in den Zügen, etwa des Projekts «Rettung der Minibar». Die Tourenpläne und Logistikabläufe habe ich damals so optimiert, dass die Wägeli überlebt haben. Jetzt gibt es ja wieder Diskussionen, dass sie abgeschafft werden sollen ... Ja, das war damals eine spannende Herausforderung.

Welche sind die grössten Herausforderungen am Rheinfall?

Eine der grössten Herausforderungen ist, nie zu wissen, wie viele Kunden kommen. An den Wochenenden und bei schönem Wetter besuchen viele Einheimische den Rheinfall – darauf können wir reagieren. Was wir nicht planen oder steuern können, sind unangemeldete Reisegruppen, die vielleicht auch bei schlechtem Wetter kommen. Aber auch darauf müssen wir vorbereitet sein. Die Herausforderung ist, eine top Produktqualität anzubieten, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Wer sind die Zielgruppen am Rheinfall, und wie wollen Sie diese in die Restaurants bringen?

Grundsätzlich werden wir von Menschen aus der ganzen Welt besucht. Die unterschiedlichen Besuchergruppen haben natürlich verschiedene Bedürfnisse. Mir ist aber sehr wichtig, dass wir das Rheinfallbecken für die Einheimischen wieder attraktiv machen. Wir wollen ihnen neben dem Rheinfall – der ist ohnehin da – etwas bieten, damit wir wieder als attraktives Ausflugsziel wahrgenommen werden. Die Touristen von weiter weg kommen höchstens einmal zum Rheinfall und sind oftmals überrascht darüber, was wir sonst noch bieten.

Wie sieht das kulinarische Angebot für die Reisegruppen aus den verschiedenen Ländern aus?

Wir werden häufig von indischen Gästen besucht. Um diese zu verpflegen, arbeiten wir mit einem indischen Gastronomieunternehmen zusammen. Die zweite grosse Besuchergruppe aus dem Ausland sind die Chinesen. Im Unterschied zu den Indern probieren viele Chinesen auch mal schweizerisches Essen aus.

In den letzten Jahren war die Rede davon, dass am Rheinfall ein Schweins­füesslimenü für Chinesen eingeführt werden soll. Was ist daraus geworden?

Das Schweinsfüesslimenü existiert bereits, wir haben es letzte Woche degustiert. Es besteht aus einem Schweinefuss, einem Hühnerfuss mit einer Suppe, einem vergorenen Ei und als Beilage Röstitaler. Das Angebot ist auf chinesische Reisegruppen zugeschnitten, und wir vermarkten das mit unseren Partnern in Asien.

Wird das Menü denn auch auf den Speisekarten im «Schlössli Wörth» oder im Restaurant Park angeboten?

Nein, das nicht. Es ist für Eventgruppen ausgelegt, aber für Individualreisende ist es trotzdem möglich, es zu testen. Wir werden es hier im Restaurant Park zubereiten.

Wie schmecken Schweinsfüessli denn?

Das Menü ist schon auf den chinesischen Gaumen abgestimmt, für den europäischen Gaumen ist es vielleicht etwas salzarm. Aber es wird sehr gut mit anderen Gewürzen verfeinert und hat einen sehr leckeren, dezenten Geschmack. Also, mir hat es sehr gut geschmeckt.

Ihr Vorgänger André Müller Roost hat 2015 einen Weihnachtsmarkt am Rheinfall eingeführt, der nach einer Ausgabe wieder eingestellt wurde. Werden Sie ihn reanimieren?

Ein Weihnachtsmarkt ist in diesem Jahr nicht vorgesehen, dafür haben wir viele andere Events geplant. Wir wollen den Rheinfall, wie gesagt, für die einheimische Bevölkerung attraktivieren. Und das geht am besten, wenn man jahreszeitabhängige Events bietet. Nächste Woche ist ja zum Beispiel St. Patricks Day – da wird der Rheinfall grün beleuchtet. Im «Schlössli Wörth» bieten wir ein Whisky-Dinner an, im Restaurant Park einen Familienbrunch. Zudem wird es verschiedene Verkaufsstände mit irischen Spezialitäten geben. An Ostern werden wir dann diverse Aktivitäten speziell für Kinder anbieten, wie etwa Ostereiermalen und -suchen, wir werden auch zusätzliche Spielgeräte aufbauen. Das ganze Jahr 2017 soll unter dem Motto «Kinder» stehen.

Sind zu wenig Kinder am Rheinfall?

Es könnten mehr sein. Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe eine kleine Tochter, und letztlich entscheidet sie, wo wir hingehen. Und wenn Kinder sich irgendwo wohlfühlen, dann fühlen die Eltern sich auch wohl.

Rheinfall Gastronomie AG: Die Betriebe

Das «Schlössli Wörth» hat 14 Gault-Millau-Punkte. Das Angebot des traditionsreichen Restaurants richtet sich an Gourmets.

Das Inseli-Bistro liegt wie das «Schlössli Wörth» auf der Insel Wörth. Das ehemalige «Snack»-Restaurant soll künftig wie ein französisches Bistro daherkommen. Dem Bistro angegliedert ist ein Souvenirshop.

Das Restaurant Park ist ein Familien- und Eventrestaurant, welchem ein Take-away und ein Souvenirshop angegliedert sind.

Das Mühleradhaus wird derzeit zum Biergarten und Eventlokal umgebaut. Eröffnet werden soll es in vier bis sechs Wochen. Imbissstände,wie ein Glacestand oder ein Imbiss mit indischen Gerichten, der nahe der Fischzuchtanlage steht, runden in der Hochsaison das Angebot ab.

Marco Pezzetta: Der neue Geschäftsführer

Seit dem 1. Dezember 2016 ist Marco Pezzetta neuer Geschäftsführer der Rheinfall Gastronomie AG, die alle Gastrobetriebe auf Schaffhauser Seite des Wasserfalls führt.

Geboren wurde Marco Pezzetta in Deutschland, er ist jedoch italienischer Staatsbürger. Er lebt derzeit in Winterthur.

Fünf Sprachen spricht Pezzetta: Deutsch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Friaulisch – eine rätoromanische Sprache.

Beruflich kommt Pezzetta ursprünglich aus der Systemgastronomie. Er war unter anderem fünf Jahre Geschäftsleitungsmitglied bei der Elvetino AG, der Bordgastronomie der SBB. Pezzeta war aber auch schon als Verkaufsleiter in der Medienbranche tätig – unter anderem bei der Motor Presse Schweiz AG.

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