Gutes Bio-Gemüse und eine gute Gemeinschaft

Seit einem Jahr besteht die Gemüsekooperative Bioloca. Die 42 Mitglieder betreiben eine solidarische Landwirtschaft.
Es riecht erdigfeucht im ehemaligen Kuhstall auf dem Bauernhof Chlaffental in Neuhausen. Mit einer Schubkarre werden gerade die letzten paar Kisten mit Gemüse vom Feld hereingebracht.
Es ist Freitag, der wöchentliche Erntetag bei der Gemüsekooperative Bioloca (siehe Box), bei der alles komplett vor Ort produziert wird. Allein 17 Kisten Palmkohl sind heute zusammengekommen. Dazu noch kistenweise Rüebli, Peperoni, Kürbisse, Minze sowie Tomaten – die meisten davon sind noch grün. «Die können zu Hause nachreifen», sagt Nora Winzeler, Mit-Initiantin von Bioloca, und packt die Tomaten in Taschen.
42 Mitgliedschaften im ersten Jahr
Derzeit werden jede Woche 42 grosse Taschen mit dem geerntetem Bio-Gemüse gefüllt. Denn so viele Mitglieder zählt der Verein Bioloca, der am 12. November sein Einjähriges feiert. Ursprünglich hatte der Verein mit 60 Mitgliedschaften im ersten Jahr gerechnet und auch dementsprechend angebaut, weshalb sich nun mehr Gemüse auf die Anzahl Mitglieder verteilt. «Unsere Mitglieder wurden in diesem Jahr etwas verwöhnt», sagt Winzeler.
Die Idee hinter Bioloca ist aber nicht nur, dass die Vereinsmitglieder Bio-Gemüse aus der Region erhalten, sondern dass sie bei der Produktion und bei der Ernte mithelfen. Pro Mitgliedschaft sollen jährlich acht Arbeitseinsätze auf dem Gemüsefeld im Chlaffental geleistet werden.
Manche Mitglieder, wie etwa Johanna Gross-Eichenberger – mittlerweile auch ein Vorstandsmitglied –, kommen öfter als die geforderten acht Mal. Das Wühlen in der Erde mache ihr einfach Spass, sagt sie. «Immer wenn ich vom Hof wegfahre, bin ich glücklich», sagt sie.
Gemüse mit Charakter
Gross hat früher zu Hause Gemüse im eigenen Garten angebaut. Da sie und ihr Mann beide berufstätig sind, hatte sie aber nicht immer die Zeit, sich ausreichend um den Garten zu kümmern. Bioloca sei eine gute Alternative. «So kann ich ab und zu der Gartenarbeit nachgehen und erhalte das ganze Jahr über Gemüse.» Dieses schmecke genau so wie aus dem eigenen Garten. Und es sieht auch so aus: Da gibt es schon mal eine Tomate mit einem Fleck oder ein Rüebli mit mehreren Wurzeln. Gemüse, das man im Laden kaum findet.
Die Mitglieder schätzen auch die Gemeinschaft beim Jäten, Harken und Ernten. Immer wieder kommen auch die Kinder von Mitglidern zum Helfen vorbei – oder sei es nur, um sich auf dem Bauernhofgelände etwas auszutoben.
Bioloca Bio-Gemüse vom Chlaffental im Abonnement
Wie funktioniert Bioloca? Mit einem Gemüse-Abo erhält ein Mitglied ein Jahr lang jede Woche frisch geerntetes Bio-Gemüse. Ein Gemüse-Abo kostet 1100 Franken im Jahr. Mit diesem Geld werden die laufenden Kosten für die Arbeit des Bauern oder für die Infrastruktur gedeckt. Ebenfalls ist eine Gärtnerin angestellt, durch deren Fachwissen und Arbeit die Ernte garantiert wird. Um Mitglied zu werden, erwirbt man einmalig zwei Beteiligungsscheine à 250 Franken. Dieses Geld ist für Investitionen gedacht – zum Beispiel für Gartengeräte oder Folientunnel. Falls sich jemand ein Gemüse-Abo mit einer anderen Person teilen möchte, kann jeder einen Beteiligungsschein kaufen, und die beiden Personen beziehen gemeinsam ein Abo. Die Idee zu der Gemüsekooperative im Kanton Schaffhausen und zu einer solidarischen Landwirtschaft stammt von der früheren Bauernsekretärin Nora Winzeler und von Daniela Furter. Unabhängig davon kam AL-Kantonsrätin Linda De Ventura zeitgleich ebenfalls auf die Idee einer Gemüsekooperative. Die Frauen entschieden sich, sich zusammenzutun. Ähnliche Projekte wie Bioloca gibt es etwa in Winterthur, Baden oder Zürich.