Ferien mit oder ohne Fussball-WM

Edith Fritschi | 
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Da hoffte man noch: Match Schweiz gegen Schweden in der Hülse-Arena im Mosergarten. Diese Woche ist WM-Endspurt ohne die Schweiz. Aber das Fussball-Gemeinschaftserlebnis gibt’s weiter beim Public Viewing. Bild: Selwyn Hoffmann

Auch wenn die Schweiz nicht mehr dabei ist – die Fussball-WM findet weiterhin statt. Wir haben uns umgehört, wo Schaffhauser Politiker und Kulturschaffende anzutreffen sind.

Keine Prophetie: Wer den Weltmeistertitel nach Hause trägt, das zeigt sich am Ende dieser Woche. So lange kann man gespannt Fussball schauen, und das ohne Nervenkrisen – denn die Schweizer Nati, der unser Hoffen und Bangen galt, ist nun nicht mehr dabei. Schade, aber Realität. Doch nach wie vor grassiert das Fussballfieber – auch in der Region. Und alle, die einen Match als Gemeinschaftserlebnis betrachten, brauchen nicht im stillen Kämmerlein zu bleiben. Es gibt genügend Orte, wo man mit anderen der schönsten Nebensache der Welt frönen kann. Sei es in diversen Beizen, wo vielerorts das TV nach draussen umplatziert wurde, oder aber bei den grossen Public Viewings in Neunkirch, Stein am Rhein, Diessenhofen, im Schaffhauser Mosergarten oder bei «Meiers Pool».

«Ich schaue an verschiedenen Orten», sagt Stadtrat Simon Stocker, ein grosser Fussballfan. «Einmal im ‹Meiers Pool› mit vielen anderen oder dann wieder mit meinem Vater vor dem TV und mit Bratwurst und Bier in Buch­thalen.» Da er ab nächster Woche in Berlin in den Ferien ist, wird er die Halbfinals sowie das Finale dort anschauen. Natürlich sei er etwas enttäuscht, dass Deutschland draussen sei. «Sonst wäre das in Berlin bestimmt ein Volksfest geworden», meint er. «Aber ich freue mich auch so auf die Public Viewings und Sportbars an der Spree.»

Auch der sehr fussballinteressierte Stadtpräsident Peter Neukomm ist diese Woche ferienhalber in Berlin. Und wird dort auch mal an ein Public Viewing gehen. Ansonsten schaut er meist zu Hause. Und da sein Sohn in der «Spielvi» ist, trifft man ihn auch ausserhalb der WM regelmässig im Stadion. «Nach dem Ausscheiden der Schweiz schlägt mein Herz primär für Frankreich und Belgien», teilt er mit. «Aber auch England würde ich es mal wieder gönnen, weit zu kommen.»

Bei Stadträtin Katrin Bernath spielt die WM nächste Woche keine Rolle. Sie zieht es in die Berge. Und da heisst es kurz und knapp: «Kein Fussball.» Finanzreferent Daniel Preisig wird sich wohl einige Matches in der Unterstadt anschauen, beim Public Viewing. «Ich wohne ja dort, da liegt es nahe», sagt er.

Lieber aufs Tennis konzentrieren

Regierungspräsident Christian Amsler bleibt auf jeden Fall dran. «Ich bin ein grosser Fussball-WM-Fan und natürlich auch arg enttäuscht über das Ausscheiden der Schweizer Nati, die sehr lust- und ideenlos gespielt hat.» Und er hält das Ausscheiden gegen die Schweden für (leider) mehr als verdient. Die beiden Halbfinals wird er daheim privat im Garten im Familienkreis schauen. Wenn dann das grosse Finale über die Bühne geht, befindet er sich bereits in den Ferien im Berner Oberland und wird dort die Spiele mit Freunden entweder via iPad und WLAN im Ferienhaus schauen – oder auch ein Public Viewing in der Region Interlaken besuchen. «Das hängt ein bisschen davon ab, wer im Finale steht», fügt er an und outet sich als Fan des Fussballs von Frankreich und Kroatien. «Hier sehe ich Leidenschaft, Zug nach vorn und ein unglaublich rasches Überwinden der Räume.» Gleichwohl tippt er, dass Frankreich oder Brasilien den WM-Titel holen wird. «Ich verfolge das Geschehen an der Fussball-WM ausschliesslich in der Tagespresse («Schaffhauser Nachrichten»)», meint Stadtrat Raphaël Rohner. Und: «Das Ausscheiden der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ist zwar bedauerlich, aber entspricht wohl den tatsächlichen Möglichkeiten dieser Mannschaft.»

Vom Alltagsstress abschalten

Fussball schaue sie selten bis gar nie, meint Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter. Allerdings habe sie das Spiel Schweiz gegen Costa Rica letzte Woche zusammen mit ihrem Mann und einem Freund in einer Gartenwirtschaft angeschaut. «Danach sind wir noch in den Siegestaumel in der Altstadt eingetaucht.» Wenn sie einen Favoriten hat, dann ist es England. «Aber eigentlich sollten wir Schweizer uns nach dem Ausscheiden der Nati mehr auf Wimbledon konzentrieren und Roger Federer und Stan Wawrinka die Daumen drücken.»

Für Regierungsrat Walter Vogelsanger ist das Fussballschauen (oder es selbst zu spielen) eine gute Gelegenheit, vom Alltagsstress abzuschalten. «Ich schaue, wenn ich Zeit habe, zu Hause mit einem kühlen Bier.» Für das Spiel der Schweiz hat er sich Zeit genommen und in einer kleinen Gruppe mitgefiebert. Nun setzt er auf «Les Bleus». «Fussball ist nun wirklich nicht mein Ding», meint dagegen Regierungsrat Martin Kessler. «Aber wäre die Schweiz im Finale, hätte ich das Endspiel sicher auch angeschaut ...» «Auch Regierungsrat Ernst Landolt schaue selten «Fussball-fern», weil ihn die Zeit reue. «Doch weil die Schweiz dabei war, habe ich zu Hause ein paar Sequenzen einzelner Spiele angeguckt.» Das Spiel Schweiz gegen Schweden habe er letzten Dienstag nach der Regierungsratssitzung live bei einer Art «Mini-Public-Viewing» im Regierungsratssaal angeschaut. Ansonsten hält sich sein Fussballfieber in Grenzen.

«Ich schaue die Spiele, wenn es geht, entweder beim ‹Private Garden Party Viewing›, beim Public Viewing im Mosergarten oder zu Hause», sagt Staatsschreiber-Stellvertreter Christian Ritzmann, dessen Herz nach dem Ausscheiden der Schweiz für England schlägt. Das ist auch bei Jens Lamparter, Leiter des Stadttheaters Schaffhausen, der Fall. Als Sohn einer Engländerin hofft er nun auf das junge englische Team im Halbfinale und Finale. Die Spiele schaue er meist zu Hause oder bei Freunden an. «Public Viewing ist eher nichts für mich, ich bin ohnehin so selten zu Hause.»

Ferien ohne Fussball

«Nächste Woche bin ich unterwegs, in den Ferien, da gibt es kein TV», sagt MKS-Schulleiterin Esther Hermann, die ansonsten nichts gegen einen guten Match einzuwenden hat. Aber nicht beim Public Viewing. Der Diessenhofer Stadtpräsident Markus Birk ist, wenn er kann, beim Public Viewing des FC Diessenhofen am Rhein anzutreffen. «Leider habe ich aber grad so viel zu tun, dass ich die Matches zu Hause oder online ansehe.» Und er, der auf die Schweiz gehofft hat, finde es gut, wenn diesmal eher ein «Aussenseiter» mit dem WM-Titel nach Hause ginge.

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