Aufkleber der rechtsextremen «Jungen Tat» an Schaffhauser Schulen entdeckt

An Schulen in der Region tauchten Aufkleber der rechtsradikalen «Jungen Tat» auf. Diese zielt speziell auf Jugendliche und ist nicht unbekannt: In Schaffhausen gab es schon mehrmals rassistische Zwischenfälle an Schulen.
Die Organisation «Junge Tat» ist auch in Schaffhausen nicht unbekannt. Mit mehreren Aktionen im Kanton machte sie schon von sich reden. Im Jahr 2020 etwa, als sie auf dem Fronwagplatz eine Hinrichtung von Christen durch Muslime darstellte. 2022 protestierte die Organisation vor dem Neuhauser Kirchacker-Schulhaus gegen den Islamunterricht und zeigte ein Transparent mit der Aufschrift «Remigration statt Indoktrination. Kein Imam an Schweizer Schulen».
Die Gruppe wird von diversen Fachstellen als «rechtsextrem» eingestuft und scheint auch an Schaffhauser Schulen immer mehr Bekanntheit zu erlangen. Dort tauchten laut der Schaffhauser Polizei immer mehr Aufkleber von der Gruppe auf – das ist wenig verwunderlich, sind doch junge Menschen oft die Zielgruppe von extremistischen Vereinigungen.
Speziell im Visier: Jugendliche
«Jugendliche werden in der heutigen Zeit von vielen Faktoren beeinflusst, unter anderem spielen insbesondere soziale Medien, Influencer oder auch Hassprediger eine nicht zu unterschätzende Rolle», sagt dazu Nadja Stäheli, Bedrohungsmanagement und Gewaltschutz bei der Schaffhauser Polizei.
Die derzeitige Weltlage ist auch eine komplizierte: Krieg in der Ukraine, die Bedrohung von Russland, ein Mann wie Trump im Weissen Haus, Klimawandel – Zukunftsängste beeinflussen den Blick nach vorne.
«Jugendliche werden in der heutigen Zeit von vielen Faktoren beeinflusst.»
Daher schickte Stäheli auch den Brief an die Schulen im Kanton, in dem davor gewarnt wurde, dass immer mehr Zeichen der rechtsextremen Organisation kursieren.
Gruppierungen wie etwa die «Junge Tat» nutzen dabei gezielt soziale Medien, um auch dieses Publikum zu erreichen. Wie gut das funktioniert, sieht man auf den verschiedenen sozialen Medien: Eine Art «Werbevideo» hat auf der Plattform X etwa 12’860 Aufrufe. Auf dem Telegram-Kanal der Organisation tummeln sich knapp 8650 Personen, auf Youtube haben ihre Videos teils fünfstellige Aufrufzahlen.
Viele der Videos folgen dem gleichen Prinzip: Das ist das Problem (etwa Migration), das ist die Lösung (Ausschaffung). Hier sind die «Guten», in diesem Fall die «Junge Tat» oder auch das Opfer, welches brutal von einem Ausländer (die Bösen) erstochen wurde. Dieses Schema wird oft mit Wut und Erregung inszeniert. «Herausfordernd ist insbesondere auch die Unterscheidung zwischen dem, was wahr ist und was ‹Fake News› sind», so Stäheli.
Erregungspotenzial wird dabei meistens gut geklickt. Die Algorithmen auf den grossen sozialen Netzwerken spielen solche Beiträge besonders gerne aus, sorgen sie doch für Reichweite, fesseln die Nutzer länger auf der Seite und sorgen so für mehr Einnahmen, etwa durch Werbung.
«All dies kann beziehungsweise hat Auswirkungen in Sachen Radikalisierung beziehungsweise Extremismus zur Folge», sagt Stäheli.
In der Region gab es schon mehrere Zwischenfälle
Jetzt sind Aufkleber der «Jungen Tat» an Schaffhauser Schulen zu finden. Gibt es auch hier ein Problem mit Rechtsextremismus? Im Zuge des Gazakrieges kam es in Schaffhauser Schulen immer wieder zu antisemitischen und rassistischen Vorfällen, wie etwa Hakenkreuze auf einer Tischtennisplatte oder eine Zeichnung, auf der Adolf Hitler mit gestrecktem Arm und Hakenkreuz auf der Brust zu sehen war. Darüber, von zwei Herzen umrandet, soll das Wort «Führer» gestanden haben. Daneben ein Raum, der eine Gaskammer darstellen soll, zwei Totenköpfe, neben denen die Namen einer Lehrerin und eines Mitschülers standen.
Zusätzlich zu den Gesprächen mit den zwei Schülerinnen und dem Schüler, die für diese Zeichnung verantwortlich waren, wurden damals auch die «Fach- und Beratungsstelle Radikalisierung und Extremismus» der Schaffhauser Polizei und Stäheli hinzugezogen, der ehemalige Stadtschulratspräsident Werner Bächtold in einem früheren Gespräch sagte. «Die Sensibilisierung ist ein Dauerthema an den Schulen.»
So sagt auch Stäheli, dass das Schreiben vielmehr den Zweck hatte, «dass die Schulen auf das Thema sensibilisiert werden und wissen, wie sie mit einer solchen Situation umgehen sollten und wo sie Unterstützung erhalten».
Rechte Symbole sind teils nur schwer zu erkennen
Lehrerinnen und Lehrer müssen dabei sehr genau hinschauen, welche Symbole was bedeuten können. In rechten Szenen gelten zwei Blitze etwa als Symbol für die SS-Runen, ein winkendes Emoji als Hitlergruss. Hinter dem Kürzel GNLS verbirgt sich «Good Night Left Side», was auf Deutsch «Gute Nacht, Linke» bedeutet und als Gewaltaufruf gegenüber linken Akteuren verstanden werden kann.
Das Spiel mit Doppeldeutigkeit ist dabei ein Mittel, welches Rechtsextreme immer wieder einsetzen, so auch die «Junge Tat». Ihr Symbol sieht exakt aus wie die germanische Rune «Tiwaz» oder auch «Tyr-Rune». Diese war im Dritten Reich das Symbol der Reichsführerschulen. Diese waren Ausbildungsstätten für die «politischen Leiter» der «NS-Kampfverbände»: Wer es in einer der Nazi-Organisationen zu etwas bringen wollte, sei es bei der SA, der SS oder der HJ, musste diese erfolgreich durchlaufen haben.