Fast alle Stellen besetzt – doch der Kanton Schaffhausen ringt weiterhin mit dem Lehrermangel

Fabienne Jacomet | 
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, fotografiert am  , in . (Roberta Fele / Schaffhauser Nachrichten)
Sie sind im Kanton gefragt: Lehrerinnen und Lehrer bei einer Weiterbildung an der PHSH. Bild: Roberta Fele

Der Fachkräftemangel ist bei Lehrpersonen besonders ausgeprägt. Auch wenn für das laufende Schuljahr fast alle offenen Stellen besetzt werden konnten, beschäftigt den Kanton, wie er den Lehrerberuf attraktivieren kann. Weiterhin braucht es auch Lehrpersonen ohne Diplom.

Die Sportferien sind vorbei, zurück ins Klassenzimmer hiess es für Schaffhauser Kinder und Lehrpersonen. Letztere fehlten noch vor einem Jahr im Kanton akut, im Sommer wandte sich der Verein Lehrpersonen Schaffhausen (LSH) mit einem Flyer an die Schaffhauser Haushalte: «Wir müssen den Lehrpersonenmangel beheben. Gemeinsam und jetzt!», hiess es darin.

Und wie sieht die Stellenbesetzung momentan aus? «Für das laufende Schuljahr konnten im August bis auf wenige Lektionen alle Stellen besetzt werden», sagt Ruth Marxer, kantonale Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe.

Die Dienststelle erhebt die offenen Stellen für das kommende Jahr jeweils ab Ende Februar bis August, dementsprechend kann Marxer noch nicht sagen, wie viele Stellen für das Schuljahr 2024/2025 zu besetzen sind. «Die erste Umfrage bei den Gemeinden steht noch aus.» Auf dem Stellenportal des Kantons sind momentan diverse offene Stellen aufgelistet. Davon seien drei für kleine Pensen, die vorübergehend schulintern abgedeckt werden konnten, die anderen sind bis im August zu besetzen. Die drei aktuell offenen Stellen befinden sich alle in der Stadt. Dort seien naturgemäss die meisten Stellen zu besetzen.

Kantonales Diplom nicht angestrebt

«Dennoch bleibt die Lage angespannt, der Lehrpersonenmangel ist spürbar», sagt Marxer. Das Erziehungsdepartement hat deshalb vor zwei Jahren ein Projekt zur Attraktivierung der Rahmenbedingungen des Lehrberufs gestartet. Dieses habe schrittweise Verbesserungen für die Lehrpersonen bewirkt, weitere würden folgen, denn das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. «Damit wollen wir die Situation stabilisieren und die Attraktivität des Kantons als Arbeitsort steigern.»

Im September hat die Regierung zudem ihre Pläne für eine temporäre Lohnerhöhung für Kantonsangestellte vorgestellt. Die Lohnmassnahme soll per August 2024 gelten. Temporär ist sie, weil die Regierung das komplette Lohnsystem überarbeiten möchte.

Lohnsystem für Lehrpersonen: Kredit von 840'000 Franken nötig

Der Regierungsrat will ein eigenes Lohnsystem für Lehrpersonen schaffen. Ursprünglich war vorgesehen, eine erste Projektphase noch in diesem Jahr zu starten und das Lohnsystem in vier Jahren umzusetzen. Die Geschäftsprüfungskommission des Kantonsrats findet nun, dass eine Umsetzung wie vom Regierungsrat vorgeschlagen, mit den jetzt vorhandenen Ressourcen im Erziehungsdepartement undenkbar ist. Es seien derzeit zu viele andere Vorlagen in Bearbeitung, begründet die Kommission. Wenn man dieses Lohnsystem erarbeiten wolle, seien für die nächsten vier Jahre zusätzliche personelle Ressourcen von Nöten. Dies in den Bereichen Rechtsdienst (50 Prozent) und Projektmitarbeit (50 Prozent). «Eine befristete Anstellung von entsprechendem Fachpersonal erscheint sinnvoll», heisst es im Kommissionsbericht. Die Finanzierung solle mittels zusätzlichem Verpflichtungskredit für den Zeitraum von 2024 bis 2028 sichergestellt werden. Der Kredit setzt sich zusammen aus den Lohnkosten inklusive Sozialleistungen sowie den zu erwartenden Projektkosten. Er soll laut Kommissionsbericht 840'000 Franken betragen. Die Lohnkosten für zwei 50-Prozent-Stellen machen dabei 640'000 Franken aus, das sind für eine Stelle 80'000 Franken pro Jahr. Der Kantonsrat muss darüber noch befinden.

Inwiefern die Lohnerhöhung einen Einfluss auf die Stellenbesetzung haben wird, lässt sich laut Marxer aktuell noch nicht abschätzen. Sie könne aber als Wertschätzung dazu beitragen, dass Lehrpersonen im Kanton bleiben «und neue dazukommen».

Im Raum stand auch die Einführung eines kantonalen Lehrdiploms, das allen Quereinsteigern ohne Lehrdiplom eine Zukunftsperspektive bieten sollte. Dies werde nun doch nicht angestrebt, so Marxer. Das Erziehungsdepartement arbeite momentan Vorschläge zuhanden der Regierung aus, um die Unterstützung der berufsbefähigenden Aus- und Weiterbildungen auszubauen. Ziel sei es, dass Quereinsteiger allfällige Qualifikationslücken schliessen können.

Eine Ausbildung für Quereinsteiger wird seit 2022 geboten: Das Erziehungsdepartement des Kantons begleitet Lehrpersonen ohne Ausbildung mit dem Programm «ready for teaching». Damit soll der Einstieg in den Lehrerberuf erleichtert werden. Für dieses Schuljahr verzeichnet das Erziehungsdepartement 1409 Verträge mit Lehrpersonen, davon seien rund 88 Prozent adäquat ausgebildet, so Marxer. Beim Rest handelt es sich um Lehrpersonen mit einem «Lehrdiplom einer unteren Stufe oder um Verträge mit Lehrpersonen ohne Diplom». Das Programm «ready for teaching» wird auch künftig weitergeführt und weiterentwickelt, Details sollen in den nächsten Monaten bekannt gegeben werden, so Marxer.

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