«Vogelsanger hat ja selbst gesagt, er möchte Platz für Jüngere machen» – das sagt Marcel Montanari zu seiner Kandidatur

Schaffhauser Nachrichten | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
FDP-Kantonsrat Marcel Montanari will in den Regierungsrat. Bild: zVg

2024 ist ein Wahljahr im Kanton – im August stehen die Gesamterneuerungswahlen an. Nun bringen sich die ersten Politikerinnen und Politiker in Stellung für das Rennen um den Sitz des abtretenden Walter Vogelsangers.

von Tobias Bolli und Lucas Blumer

Nachdem Walter Vogelsanger eine erneute Kandidatur für den Regierungsrat Anfang Januar ausgeschlossen hatte, hielten Schaffhausens Politikerinnen und Politiker zunächst die Füsse still; potenzielle Kandidierende aller Parteien sagten ab oder vertrösteten auf später – niemand wollte sich mit klaren Worten aus der Deckung hervorwagen. Mit FDP-Kantonsrat Marcel Montanari scharrt nun ein erster Kandidat in den Startlöchern und bläst zum Angriff auf den SP-Sitz, den Montanari für die Freisinnigen zurückerobern will. Die Zeit sei reif für einen Generationenwechsel. «Walter Vogelsanger hat ja selbst gesagt, er möchte Platz machen für einen Jüngeren», so Montanari am Telefon verschmitzt. Zwar könne er sich nicht mehr als jung bezeichnen, aber doch als jünger als die übrigen Regierungsratsmitglieder, welche alle der gleichen Generation angehörten.

Gerade für die Aufsetzung der Digitalisierungsstrategie könne eine altersmässig durchmischte Regierung aber gewinnbringend sein. «Da ich mit den neuen Medien regelmässig umgehe, fällt es mir wohl leichter, dieses wichtige Projekt voranzutreiben.» Montanari nennt ein Negativbeispiel: In der Verwaltung würden Rechnungen manchmal ausgedruckt, dann geprüft und wieder eingescannt, um sie an die nächste Abteilung zu verschicken, welche sodann endlich die Zahlung veranlasse. Hier könne zum Wohle der Bevölkerung noch vieles verschlankt und verbessert werden. In Bausch und Bogen verurteilen möchte er die bisherigen Anstrengungen gleichwohl nicht. «Man muss der Regierung zugutehalten, dass sie verschiedene Sachen vorangetrieben hat.» Bei der online ausfüll- und einreichbaren Steuererklärung sei Schaffhausen beispielsweise schon sehr weit.

Spitalbau auf poetisch

In der Medienmitteilung der FDP-Kreisparteien Neuhausen und Reiat erwähnt Montanari zudem den Spitalneubau, welchen er entschieden voranbringen wolle – einfacher gesagt als getan bei einem mit so vielen Fragezeichen befrachteten Projekt. Was könnte ein Regierungsrat Montanari zum Gelingen beitragen? «Das Wichtigste ist, dass wir jetzt eine klare Vision entwickeln und dann alle an einem Strang ziehen», sagt Montanari und zitiert den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry: «Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem grossen und schönen Meer.» Umgemünzt auf Schaffhausen: Die Sehnsucht nach einer guten Gesundheitsversorgung müsse spürbar werden, damit sich ein Konsens finden lasse. «Jetzt sind die verschiedenen Parteien noch zu sehr damit beschäftigt, das Holz zusammenzutragen», spielt Montanari auf die Kontroverse rund um die Kosten des Neubaus an.

Montanari ist seit 2013 Mitglied des Kantonsrats und war acht Jahre Mitglied der Geschäftsprüfungskommission. Diese politische Erfahrung sei überaus wichtig für einen Regierungsrat. «Die Regierung muss schliesslich mit dem Parlament zusammenarbeiten, es braucht ein gewisses Rollenverständnis.» Weiter verweist er auf Kompetenzen im Bereich Recht und Wirtschaft, über die er als Rechtsanwalt und Wirtschaftsdozent an der ZHAW verfüge. Noch sei ihm nicht bekannt, ob es weitere Kandidatinnen oder Kandidaten aus der eigenen Partei geben werde; auch der Präsident der städtischen Kreispartei lässt dies noch offen. «Marcel Montanari stellt sich nun mal zur Verfügung, vielleicht gibt es noch andere», so Stephan Schlatter. Zu Montanaris Kandidatur wolle er sich zu diesem Zeitpunkt nicht äussern.

Zumindest die Präsidenten der Kreisparteien FDP Reiat und Neuhausen sind derweil bereits voll des Lobes für Montanari. Etwaige weitere Kandidaten – ex-Ständeratskandidatin Nina Schärrer hat sich bereits aus dem Rennen genommen – werden ihr Interesse schon bald anmelden müssen. Ende Februar findet die Nominationsversammlung der Freisinnigen statt.

Suche dauert an

Wie sieht es bei den anderen Parteien aus? Bei den Grünen hat sich zwischenzeitlich nicht viel getan. «Wir haben noch keine Kandidaten identifiziert», meldet Parteipräsident Roland Müller. Gespräche seien im Gange, man dürfe in den nächsten zwei oder drei Wochen mit Neuigkeiten rechnen. Auch die Grünliberalen befinden sich weiterhin im Suchmodus. «Wir wollen nur antreten, wenn wir eine Kandidatin mit Potenzial finden», so Christoph Hak, Präsident der GLP. Nach den Sportferien würden voraussichtlich erste Gespräche geführt. Da man keinen Sitz zu verteidigen habe, sei es aber auch nicht tragisch, wenn sich bis dahin keine Kandidatin finden lasse.

Wie die AZ berichtete, hat die SP in der Zwischenzeit zumindest zwei Interessentinnen ausgemacht. Bettina Looser, Geschäftsführerin Eidgenössische Migrationskommission, ist zwar zufrieden mit ihrem Job, fände eine Tätigkeit als Regierungsrätin aber reizvoll, wie sie gegenüber den SN bestätigte. Ebenfalls hat Katrin Huber angedeutet, mit der Findungskommission der SP in Austausch zu stehen. Mehr wollte die Stabsleiterin im städtischen Bildungsreferat und die Präsidentin des Munotvereins indes nicht verraten.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren