Wenn das Haustier stirbt: Diese Möglichkeiten haben Tierbesitzer

Ralph Denzel | 
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Auch nach dem Tod ist für viele Menschen das geliebte Haustier ein Teil ihres Lebens. Das wollen auch viele würdigen. Bild: zVg

Haustiere sind oft mehr als nur Begleiter, sondern Familienmitglieder. Wenn so einer stirbt, ist es für die Menschen meistens mit viel Schmerz verbunden. Trotzdem ist es ratsam, sich schon zuvor darüber Gedanken zu machen, was mit dem geliebten Tier geschieht, wenn es seinen letzten Atemzug macht.

Das letzte, was mein Kater in seinem Leben spürte, war meine Hand auf seinem Köpfchen. Direkt über seiner Nase, da wo er am liebsten gestreichelt wurde. Dann wurde sein Atem immer langsamer und langsamer, bis die Tierärztin, die ihm vor wenigen Augenblicken die tödliche Spritze gesetzt hatte, mit dem Stethoskop bestätigte, was ich schon gespürt hatte: «Er ist jetzt tot.» 

15 Jahre war mein Kater Kasimir an meiner Seite. Am Ende litt er unter Nierenversagen, einer Darmlähmung und hatte eine einsetzende Vergiftung wegen seiner kaputten Nieren. Ihn gehen zu lassen war die einzig richtige Entscheidung, so schwer es mir auch fiel. 

Das letzte Foto von meinem Kater. Kurz darauf hörte sein Herz auf zu schlagen. Bild: Ralph Denzel

Wenn ein Tier stirbt, sterben für viele Menschen Familienmitglieder. Und genauso wie man bei einem geliebten Menschen die Frage stellen sollte, was mit ihm passiert, wenn er oder sie fort ist, sollte man das auch bei einem Tier tun – denn wenn es so weit ist, steht erstmal die Trauer im Vordergrund.

Nach dem Tod: Diese Möglichkeiten haben Sie

Tote Tiere, auch Haustiere, fallen nach dem Schweizer Recht unter die «Verordnung über tierische Nebenprodukte». Diese regelt, was mit den Überresten passieren darf und was nicht. Daniela Meier, Tierärztin bei «Schäublis Tierklinik» in Schaffhausen, weiss, was das bedeutet: «Das Vergraben auf eigenem Grund und Boden ist für Tierkadaver bis 10 kg gestattet, es ist also möglich bei allen kleinen Haustieren von Hamster bis und mit Katze. Kleine Hunde sind ebenfalls erlaubt, jedoch wirklich nichts über 10 kg. Dabei ist darauf zu achten, dass das Grab tief genug angelegt wird, da sonst Wildtiere den Kadaver riechen können und ihn möglicherweise ausbuddeln wollen.» Die Verordnung schreibt da vor: mindestens 1.5 Meter.

Die zweite Möglichkeit und heutzutage die am meisten genutzte, ist die Kremation der Tiere. «Tierkrematorien sind ähnlichen Auflagen unterstellt wie diejenigen für Menschen, es wird hochprofessionell und seriös gearbeitet», versichert Meier. Der Besitzer kann dabei wählen, ob er nach der Kremation die Asche seines Tieres zurückbekommen möchte oder nicht. Wenn nicht, haben die Krematorien in der Regel ein Gemeinschaftsgrab, wo die Asche hinkommt. Wenn der Besitzer die Asche wieder möchte, kann er meistens unter einer grossen Auswahl Urnen wählen. Viele vergraben dann auch die Asche im Garten. «Insbesondere für Familien mit Kindern ist es wichtig, dass sie ein Plätzchen schaffen, wo an das Tier erinnert wird und Abschied genommen werden kann», so Meier. 

Über die Jahre entstand so ein regelrechtes Gewerbe rund um die Beerdigung von Tieren. «Inzwischen gibt es auch Schmuckstücke mit kleinen Behältern, wo ein Teil der Asche zum Beispiel als Halskette immer bei sich getragen werden kann. Ausserdem besteht sogar die Möglichkeit, aus der Asche einen Diamanten pressen zu lassen», weiss Daniela Meier. 

Die dritte Möglichkeit der Tierkörperentsorgung ist die Kadaversammelstelle der Gemeinde, hier in Schaffhausen wäre das die KBA Hard. «Die Entsorgung kostet pro Kilogramm. Die Tiere werden dort in Containern gesammelt und regelmässig von den Lastwagen der TMF, ehemals Tiermehlfabrik Bazenheid, jetzt Extraktionswerk, abgeholt» beschreibt Meier den Ablauf. Früher wurde dann aus den Tieren Tierfutter gemacht, heute ist das nicht mehr erlaubt. Der Ablauf dort: «Im Extraktionswerk werden die Kadaver zuerst zerstückelt, dann gekocht. Danach wird der Sud in verschiedene Bestandteile aufgeteilt sowie andere Komponenten. Auf jeden Fall werden die so gewonnenen Endprodukte als Brennstoffe für die Industrie gebraucht.»

Tierfriedhöfe sind Mangelware

Ein Tier ist ein Teil des eigenen Lebens. Man teilt mit ihm viel, schöne Momente, traurige, glückliche, schwere. Die schönste Vorstellung ist daher für viele: Für immer mit dem Tier zusammen sein, vielleicht sogar im gleichen Grab. In manchen Gemeinden in der Schweiz ist das möglich, in Schaffhausen derweil nicht. So erklärt Leo Müller, Abteilungsleiter des Amts:  «Nein, in Schaffhausen ist das nicht möglich, da unsere Friedhöfe Humanfriedhöfe sind, auf denen keine tierischen Überreste beigesetzt werden dürfen.»

Daher bietet sich für viele auch die Alternative «Tierfriedhöfe» an. Aber diese sind rar gesät. In der Schweiz gibt es gerade mal zwei davon. Einer davon ist von Marlies Mörgeli ins Leben gerufen worden und liegt im Kanton Basel Landschaft in Läufelfingen.

Wer sich dort umsieht, würde nur beim Blick auf die Namen an den Grabsteinen erkennen, dass es sich um Tiergräber handelt. Blumen blühen, die Sandwege sind sauber gepflegt, die Gräber liebevoll gestaltet. Man sieht, dass hier viel Liebe hineingesteckt wurde, auch, wenn man am grossen Teich mitten im Friedhof steht, auf dem die Seerosenblätter leise schwimmen. Eine Bank steht direkt davor, mit einem Blick über das Gelände und die Gräber. 

Der Teich in Marlies Mörgelis Tierfriedhof. Bild: zVg

«Diesen Ort haben wir geschaffen, als mein Hund damals starb», erinnert sich Mörgeli. Die Stadt, der der Grund gehört, war sogar dankbar, dass sie diese Aufgabe übernahmen. «Zuvor war das ein Schandfleck», erinnert sie sich. So übernahm sie das Grundstück, gründete später einen Verein und betreibt jetzt «ihren» Tierfriedhof. Heute gibt es hier unzählige Gräber, in denen Haustiere ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auch aus dem Kanton Schaffhausen, wie Mörgeli erzählt, ohne sich dabei zu wundern. «Wir haben hier die gesamte Schweiz vertreten und haben sogar Anfragen aus Hamburg», sagt sie. 

Impressionen vom Friedhof. Bild: zVg

Von Schaffhausen zum Tierfriedhof sind es mindestens 1.5 Stunden Fahrt und gute 130 Kilometer. Wieso nimmt man das auf sich? «Das Tier gehört heute zu der Familie, es ist kein Nutztier mehr, es sind immer Familienmitglieder», so Mörgeli. Das mache auch nicht bei Religion halt. «Egal ob Muslim, Jude, Christ, Atheist: Wenn ein Tier stirbt, trauern alle gleich. Dann sitzen alle zusammen und haben es gut miteinander.»

Schöner als Menschengräber

Wer nicht so weit fahren will, der kann seit 2004 auch in Singen am Hohentwiel sein Tier zur letzten Ruhe betten. Diesen Tierfriedhof führt seit 2015 Birgit Hafner. 

Der Friedhof liegt in unmittelbarer Nähe zum «echten» Friedhof der Stadt, direkt an einem Waldgebiet. Mehrere Flachgräber stehen nebeneinander, die Bepflanzung ist liebevoll gestaltet. Manchmal könnte man meinen, dass sich Menschen mehr um die Gräber ihrer verstorbenen Tiere als um die ihrer Angehörigen kümmern, blickt man auf das eine oder andere verwilderte Grab direkt gegenüber bei den Menschen. 

Ungefähr zweimal pro Monat wird dort ein Tier beigesetzt, wie Birgit Hafner erzählt. «Viele Tiere werden einfach dem Tierarzt zur Entsorgung überlassen, in der freien Natur oder im Garten beerdigt, oder eingeäschert.»

Ort für Trauer – und Hilfe

Sowohl Mörgeli als auch Hafner übernehmen dabei aber auch mehr Aufgaben als nur «Friedhofswärter». Bei beiden wird die Beerdigung des geliebten Tieres vorbereitet und durchgeführt. «Die Beerdigung beginnt bei uns mit einem Trauergespräch, oft sogar schon bevor das Tierchen verstorben ist», sagt Birgit Hafner. Das ist auch Marlies Mörgeli sehr recht, wenn man bereits davor ein Gespräch geführt hat. Die Bestattungen sind dann ähnlich wie bei Menschen: «Am Tag der Beerdigung wird das Tier dort aufgebahrt.» Die Menschen können sich verabschieden, Geschenke mitgeben, nochmal streicheln und liebevolle Worte sagen. «Das Tier ist geschmückt, hat die Augen zu, sieht aus, als würde es schlafen», so Mörgeli. Das Grab ist dann meistens schon vorbereitet und ausgehoben, eben wie bei einer Menschenbestattung.

Ähnlich läuft es bei Hafner in Singen ab: «Wir haben einen kleinen Abschiedsplatz auf dem Tierfriedhof, unseren ‹Angels' Place›. Dort werden die Tierchen aufgebahrt, die Menschen erzählen ihre Geschichten über ihren Hund, Kätzchen oder andere Kleintiere, wie es zu ihnen kam und so weiter.»

Tierfriedhöfe haben dabei einen entscheidenden Vorteil für die Trauernden: Sie können ein Ort sein, an dem man auch seiner Trauer Platz schaffen kann und auch die Hilfe von anderen, ebenfalls trauernden Menschen, finden kann. «Viele finden Trost im Gespräch mit anderen auf dem Friedhof», sagt Mörgeli etwa. 

Egal wie die letzte Ruhe für das eigene Haustier aussieht: Die Trauer um den geliebten Begleiter haben seine zweibeinigen Besitzer – und wie man damit zurechtkommt, ist ebenso individuell wie das Tier, welches man verloren hat.

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