«Meine Rute, das Wasser und ich – dann ist gut»

Alexander Vitolić | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Was man dabei haben sollte: Weste, Kescher Köder und Angelrute. Bild: Melanie Duchene

Der Sportfischerverein feiert am Wochenende 75-jähriges Jubiläum. Präsident Daniel Leonhardt freut sich auf Nachwuchs.

«Leo», so wird Daniel Leonhardt genannt, weil Daniel so ein verbreiteter Name ist, dass immer mehrere in einer Gruppe darauf hören, hat einen Traum: Lachsfischen an einem der grossen Flüsse in Kanada. In Angriff genommen hat er ihn noch nicht, zu kostspielig wäre das Vorhaben im Moment, und die Bedürfnisse der Familie gehen vor. Denn das Hobby, das Leo und seinen Bruder Michael dank ihres Vaters seit ihrer Jugend begeistert, teilen bisher weder seine Frau noch seine drei Kinder. Leonhardt lacht und winkt ab: «Das klingt jetzt viel schlimmer, als es ist. Es interessiert sie einfach nicht. Das ist schon okay.»

Daniel Leonhardt ist seit acht Jahren Präsident der «Sportfischer Schaffhausen».Dieses Jahr wird der Verein 75 Jahre alt. Am kommenden Wochenende steigt deshalb ein grosses, dreitägiges Fest im Mosergarten. Daher zunächst die Frage: Was machen Sportfischer? «Sie fischen, so wie alle anderen. Ich vermute, der Name kommt daher, weil es schon andere Fischereivereine gab, und wir können ja nicht alle gleich heissen.» Sportlich geht es nur beim Wettfischen zu und her, zweimal im Jahr. Im Fokus stehen dabei Ruchfische wie Alet oder Barbe, die auch an Gastronomiebetriebe abgegeben werden können. Die niedrigen Bestände an Edelfischen wie Äsche oder Forelle müssten geschont werden, sagt Leonhardt. Für die Äsche sei der Rhein jetzt schon viel zu warm.

Zur Person

Alter: 48

Beruf: Polizist

Aus: Neuhausen am Rheinfall

Familie: Verheiratet, drei Kinder zwischen 9 und 17 Jahren

Kann man Fischen ausprobieren: Am besten mit jemandem mitgehen, der es zeigen kann.

Darf man Fischer ansprechen? Sicher, man muss einfach respektieren, wenn sie keine Lust zu reden haben.

Die anspruchsvollere Verarbeitung der grätenreichen Ruchfische hat sich dank einer Initiative von Markus Heller (Vizepräsident der Fischervereins Schaffhausen) in der Region etabliert. «Im Unterhof in Diessenhofen gibt es sehr feine Fischburger», schwärmt Leonhardt. Insgesamt beteiligten sich fünf Restaurants. Ein Unkostenbeitrag fliesse in die Vereinskassen: «Viel nachhaltiger geht es nicht», sagt er.

Daniel Leonhardt ist von Beruf Polizist, Wachtmeister bei Kantonspolizei Thurgau. Seine Ausbildung hat er vor 26 Jahren in Zürich auf dem Flughafen abgeschlossen. Von der Tätigkeit in seinem Heimatkanton sieht er aus verschiedenen Gründen ab, einer ist: «Man muss nicht unbedingt dort Polizist sein, wo man aufgewachsen ist.» Das Fischen schätzt er als Ausgleich zu seinem Beruf, in dem er viel mit Menschen zu tun hat. Etwa frühmorgens auf dem Boot in der Badanstalt, einem der beiden Pachtgewässer des Sportfischervereins: «Meine Rute, das Wasser und ich – dann ist gut.»

In der letzten Zeit ist Daniel Leonhardt nur selten dazu gekommen, seinem Hobby nachzugehen. Zu sehr hat ihn die Vorbereitung für das Jubiläumsfest in Beschlag genommen: «Und wenn ich mal Zeit habe, will ich sie mit der Familie verbringen.» Er freut sich aber auf ruhigere Zeiten. Und eine mögliche Reise nach Schweden, die einen Vorgeschmack auf das Abenteuer Kanada geben wird – und vielleicht auch die Familie begeistern. Zeit ist genug. Im Januar hat er mit Dionys Mannhart einen der Urväter des Vereins kennengelernt. Der 92-Jährige fischt noch heute.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren