BBZ: Rücktritte aus Protest, Rückhalt für Rektor Schläpfer

Zeno Geisseler | 
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«Wie derzeit auf Ernst Schläpfer herumgehackt wird, ist sehr unfair», sagt Chefhauswart Fredi Stamm

Mitglieder der Aufsichtskommissionen geben ihr Amt ab, sie kritisieren Regierungsrat Amsler.

Pius Zehnder hat genug. Einfach genug. Seit über zehn Jahren ist der Schaffhauser Bauunternehmer Mitglied der Aufsichtskommission Berufsfachschule BFS - das ist eine der beiden Kommissionen, die für das Berufsbildungszentrum BBZ zuständig sind. Wenn es um die Schulentwicklung ging, um die Qualitätssicherung, die Führungsziele der Schule oder die Qualifikation der Lehrkräfte, dann waren Zehnder und seine Kolleginnen und Kollegen am Ball. Für Zehnder war das BBZ-Mandat keine Pflichtübung. Er interessierte sich stark für die Schule, über 30 seiner eigenen Lehrlinge hatte er im Lauf der Jahre dorthin geschickt. Als es darum ging, eine Subkommission zur Untersuchung der Führungskrise am BBZ zu bilden, war für ihn klar, dass er sich freiwillig melden würde.

Doch jetzt hat er den Bettel hingeschmissen. Aus und vorbei. In einem eingeschriebenen Brief an den Regierungsrat hat er seinen sofortigen Austritt aus der Aufsichtskommission mitgeteilt.

«Privatkrieg»

«Ich bin sehr enttäuscht. Es kann nicht sein, dass wir als Untersuchungskommission eingesetzt werden und dann verrissen werden», sagt er. Nach stundenlangen Befragungen von mehreren BBZ-Mitarbeitern war die Subkommission zum Schluss gekommen, dass Rektor Schläpfer keine Vorwürfe zu machen seien. Er sei zu rehabilitieren.

Das aber sah die Regierung überhaupt nicht so. Sie kritisierte den Bericht der Subkommission über die Zustände am BBZ in einer Medienmitteilung als methodisch schwach. Zudem gebe es Anzeichen, wonach die Subkommission die Untersuchung nicht vollkommen neutral und unabhängig durchgeführt habe. Die Mitglieder der Subkommission, Präsident Erwin Gfeller, Andrea Dörig (Spitäler Schaffhausen), Urs Krebser (Cilag) und Bauunternehmer Zehnder, warfen der Regierung im Gegenzug Ehrverletzung vor. Die Regierung habe die Kommission öffentlich desavouiert. In der Zwischenzeit sind ein weiterer Bericht und ein juristisches Gutachten zur Sache veröffentlicht worden. Und die Regierung hat in einer weiteren Medienmitteilung ihre Vorwürfe ­erneuert: Der Bericht der Kommission sei ­unvollständig und weder unabhängig noch objektiv.

«Das BBZ hat schweizweit seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf. Jetzt muss ich plötzlich hören, was angeblich alles falsch läuft», sagt Zehnder. Dabei, ist er überzeugt, geht es im Kern gar nicht mehr um das BBZ. Sondern um einen Konflikt zwischen Erziehungsdirektor Christian Amsler und BBZ-Rektor Schläpfer. «Aber wenn Amsler einen Privatkrieg führen will, dann soll er uns bitte nicht mit hineinziehen.»

Mit dem Kurs der Regierung ist auch ein anderes Mitglied einer der beiden BBZ- Aufsichtskommissionen nicht einverstanden. Die Person will anonym bleiben. Es sei befremdend, dass es trotz des Berichts der Subkommission nun Anstrengungen gebe, Rektor Schläpfer kaltzustellen, sagt die Person. Der Vorwurf, dass Mitglieder der Kommis­sionen befangen sein könnten, sei unsäglich. Die Person kritisiert weiter, dass die Aufsichtskommissionen schlecht informiert würden. Wie Zehnder überlegt sich auch sie den Rücktritt.

Jetzt spricht der Chefhauswart

Fredi Stamm aus Stetten, seit 17 Jahren Chefhauswart am BBZ, hat kein Problem, mit seinem Namen einzustehen. Ein Problem hat er aber damit, wie seinem Chef an den Karren gefahren wird. «Wie derzeit auf Ernst Schläpfer herumgehackt wird, ist sehr unfair», sagt er. «Am jährlichen Weihnachtsessen sind von 150 Angestellten sicher 120 da. Beim Neulehrerempfang im Griessbach kommen praktisch alle. An die Lehrerausflüge auch. Und da soll an Herr Schläpfer plötzlich alles schlecht sein? Ich habe an diesen Anlässen nur einen noch nie gesehen: Regierungsrat Amsler.»

Klar gebe es am BBZ auch Angestellte, die unzufrieden seien, «aber ist das in Ihrem Betrieb anders?», fragt er. «Ich erlebe Herr Schläpfer als extrem hilfsbereit, und zwar auch nach aussen. Wenn in den Ferien mal ein Verein in die Turnhalle will, dann ist er der Erste, der sagt, macht auf!»

Früher lobte Amsler Schläpfer

Klar ist: Das Verhältnis zwischen Amsler und Schläpfer war nicht immer so getrübt. Wenn es Konflikte gab, dann wurden sie jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen. Im Jahresbericht 2014/15 des BBZ fand Amsler für Schläpfer, der damals sein 25-Jahr-Dienstjubiläum feiern konnte, nur lobende Worte: «Dr. Ernst Schläpfer ist (…) ein Mann mit Ecken und Kanten, der gerne in den Infight geht. Er sagt klar und gerade heraus, was er denkt. (…) Wenn ich ihn mit einigen ­Adjektiven beschreiben soll, dann kommen mir die folgenden in den Sinn: beharrlich, konsequent, direkt, ungeschminkt, zupackend, lösungs- und zielorientiert.» Weiter schrieb Amsler, «der BBZ-Rektor schaut gut zu seinen Leuten und fordert auch viel von ihnen».

Ob Rektor Schläpfer, der im Dezember 64 Jahre alt wird, nun gehen muss oder nicht, ist noch nicht entschieden. Die Kantonsregierung hat ein Personalverfahren gegen ihn eingeleitet, das, je nach Quelle, nur am Rande oder gar nicht mit den Ergebnissen der Untersuchung zu tun hat. Per Ende Mai, also noch diese Woche, soll das Verfahren abgeschlossen sein. Heute Dienstag trifft sich die Regierung zu ihrer wöchentlichen Sitzung.

Noch offen ist, was Erwin Gfeller tun wird. Als Präsident einer der beiden Kommissionen, und vor allem als Präsident der heftig kri­tisierten Untersuchungskommission hätte er allen Grund, einen Schlussstrich zu ziehen. Entschieden, sagt er, habe er sich noch nicht.

 

Kommentare (1)

Beat Rüedi-Külling Di 28.05.2019 - 07:49

Ich weiss sehr wohl, dass diese Causa mit dem Hallauer Pilot-Projekt "tablet-school", zumindest vordergründig, nichts zu tun hat - ausser, dass der Verantwortliche in beiden Fällen hoffnungslos überfordert scheint.

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