Wie gefährlich ist der Winter für Tiere?

Kay Uehlinger | 
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Auch Vögel - wie dieses Rotkehlchen - können sich im Winter erkälten. Symbolbild: Pixabay

Wir wärmen uns drinnen, wenn es draussen kalt ist. Tiere, die viel Zeit in der Kälte verbringen, können sich unter Umständen erkälten. Wie gefährlich ist das für Mensch und Tier?

Nicht nur der Mensch hat mit Grippe und Erkältung zu kämpfen. Auch die Tiere in unserer Region können durch die kühlen Wetterbedingungen einen Schnupfen bekommen. Wie offenbart sich eine Erkältung bei Tieren und ist eine solche gefährlich für den Menschen? Wir haben mit verschiedene Experten gesprochen.

Kühe husten

Obwohl sich Kühe durch ihre dicke Haut im Winter wohler fühlen als im warmen Sommer, sind sie nicht vor einer Erkältung geschützt. «Wenn Kühe zu lange an der feuchten Luft stehen oder nicht vor Zugluft geschützt sind, können sie sich durchaus erkälten», sagt Christoph Graf, Präsident des Schaffhauser Bauernverbandes. Bemerkbar mache sich eine Erkältung, wenn eine Kuh anfangt zu husten. Betroffen seien «vor allem Jungkälber». Wie oft sich Kühe erkälten, sei nicht bestimmbar. «Es gibt Winter da gibt es mehrere Vorfälle und solche, in welchen keine Probleme auftreten», meint Graf.

Wenn sich eine Kuh erkälte und man nicht umgehend handle, könne es für das Tier auch lebensgefährlich werden - und zwar, wenn sich aus dem anfänglichen Husten eine Lungenentzündung entwickle. Graf räumt aber gleich ein: «Dass so ein Fall eintrifft, ist zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich». Wichtig sei es, dass die Tiere einen Unterstand haben, um sich bei Feuchtigkeit wieder trocknen zu können.

Katzen und Hunde geben ihre Leiden ungern zu

Auch Haustiere wie Hunde und Katzen könnten sich erkälten. Auch hier sei die Ursache meistens feuchte Luft und Zugluft, erklärt Kantonstierarzt Peter Uehlinger. Kälte mache ihnen nicht viel aus, da sie ein dickes Winterfell besässen. «Viele Erkältungen werden aber auch durch andere kranke Tiere übertragen», so der Tierarzt. Katzen und Hunde seien sehr geschickt im Verbergen ihrer Krankheit. «Es dauert oft längere Zeit, bis ein Besitzer merkt, dass sein Haustier ein Leiden hat», sagt Uehlinger. Die häufigsten Symptome seien verstopfte Atemwege. Diese erkenne man, wenn die Tiere sich zum Beispiel weigern zu fressen oder sich öfters zurückziehen.

Katzen und Hunde können aber auch lebensbedrohliche Krankheiten wie den Katzenhusten und den Zwingerhusten bekommen. Vor allem bei Jungtieren eine gefährliche und teilweise tödliche Krankheit. Katzen und Hunde können Menschen mit einer Erkältung anstecken. Gleiches gilt auch bei Mensch zu Tier. Bei Erkältungen wird geraten, ein Weile lang Abstand von seinem geliebten Vierbeiner zu nehmen.

Für den Winter gemacht

Andere Tiere haben hingegen überhaupt keine Probleme mit dem Winter. Die Damhirsche im Munotgraben seien sehr wetterbeständig, erklärt Munotwächterin Karola Lüthi. Im Winter würde ihnen ein dickes, struppiges Fell wachsen, welches sie vor der Kälte schütze. Sie würden auch draussen schlafen wenn es schneie. «Man sieht am Morgen danach noch die grünen Flecken auf der sonst verschneiten Wiese», schmunzelt die Munotwächterin. «Die Hirsche können natürlich krank werden, aber ein Husten oder ähnliches habe ich noch nie beobachtet», schildert Lüthi.

Erkältungen führen bei Vögeln zu Atembeschwerden

Auch Vögel seien durchaus von Grippeviren betroffen, wobei insbesondere die Atemwege befallen werden. Eine Erkrankung könne wie beim Menschen zum Beispiel durch eine zu hohe Stressbelastung auftreten. "Die Todesrate durch die meisten Grippeviren ist bei Vögeln aber gering", erklärt Livio Rey, Mediensprecher der Vogelwarte Sempach. Aufnahmen von Käfigvögeln zeigen, dass sie wie Menschen Erkältungssymptome haben, also zum Beispiel inaktives Verhalten, Geräusche beim Atmen und Ausfluss aus den Nasenlöchern.

Darum bekommen Enten im Winter keine kalten Füsse

Beobachtet man im Winter die Enten am Rheinufer, wundert man sich schnell, weshalb ihre Füsse nicht auf dem nassen Boden festfrieren – oder sie einfach eiskalte Füsse bekommen. Enten kriegen tatsächlich kalte Füsse, aber es macht ihnen nichts aus – ganz im Gegenteil: Kalte Füsse sind für Enten überlebenswichtig. Hätten sie Federn an ihren Füssen, kämen sie schnell ins Schwitzen. Für Enten  ist das ein unnötiger Energieverschleiss, welcher dazu führen würde, dass sie ständig fressen müssten, um die verlorene Energie wieder zurückzuerlangen.

Ihr Geheimnis ist das sogenannte «Thermomat-System». Enten leiten gerade so viel Blut in die Füsse, damit diese eine Temparatur von konstant null Grad haben. Angst vor Frostbeulen oder Erfrierungen müssen sie dennoch nicht haben, denn die fedrigen Geschöpfe besitzen ein eigenes «Frostschutzmittel» in ihrem Organismus. Spezialsalze, welche sich im Blut lösen, senken den Gefrierpunkt des Blutes um einige Grad. Jetzt bleibt nur noch die Frage offen, wie die Enten das von den Füssen her kommende eiskalte Blut im Körper aufnehmen können. Da Arterien und Venen nahe aneinander liegen, erwärmt das abfliessende Blut jenes das wieder in den Oberkörper fliesst. Enten sind also wahre Meister, wenn es um kalte Füsse geht.

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