Warum so viele Asiaten Schaffhausen besuchen

Ralph Denzel | 
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Vor allem asiatische Touristen kommen gerne in die Region. Bild: Selwyn Hoffmann

Im Sommer ist Schaffhausen fest in der Hand von asiatischen Touristen - das ist kein Zufall. Für viele ist die Region ein Sehnsuchtsort - und ein Ende des Zustroms aus Asien ist nicht abzusehen.

Die U-Bahn von Tokio ist ein ungemütlicher Ort. Die Menschen sind gehetzt, die oft zitierte asiatische Höflichkeit scheint hier ein Fremdwort. An kaum einem anderen Ort wird der Platzmangel der Millionenmetropole in Japan so deutlich wie hier. Jeder hat schon die Bilder gesehen, wie Bahnangestellte die Pendler grob in die übervollen U-Bahnwägen drücken, damit diese losfahren können. Dicht an dicht gedrängt, den Atmen eines anderen im Nacken – eine unangenehme Vorstellung, aus der man wohl gerne entfliehen möchte.

Einziger Lichtblick in dieser Enge ist dabei wohl oft ein Bild, welches wie ein Kontrast zu diesem engen, ungemütlichen Ort scheint: Ein Schloss ragt erhaben über einem wild fliessenden Fluss, unter einem blauen Himmel und saftigen, grünen Bäumen am Ufer. Weisse Schaumkronen schwimmen auf dem Wasser – ein Schweizer Naturerlebnis, wie es auf Englisch auf dem Bild heisst.

Mit diesem Bild wirbt «Schaffhauserland Tourismus» in Japan. Bild: ZVG

Zu sehen sind Schloss Laufen und der Rheinfall. Diese Idylle weckt in den Japanern eine Art Sehnsucht oder wie es Victor Xu, der Sales-Repräsentant für «Schaffhauserland Tourismus» in China, bezeichnet: «Die idyllischen Landschaften, Berge und Wasser – das sind märchenhafte Bilder für Asiaten.»

Kein Wunder, dass vor allem in den Sommermonaten Schaffhausen fest in der Hand von asiatischen Touristen zu sein scheint. 

Die Schweiz ist attraktiv

Ein märchenhaftes Idyll, Sauberkeit und Sicherheit – das sind Kernforderungen, die Asiaten gerne erleben möchten, wenn sie in den Urlaub fahren, wie uns Denise Ulrich von «Schaffhauserland Tourismus» erklärt. «Die Schweiz gilt in Asien als attraktives Reiseland.» Zusammen mit St. Gallen-Bodensee Tourismus sei man daher besonders aktiv im Bemühen, eben diese Leute auch anzusprechen und in die Region zu locken.

Trotzdem bleiben diese oft nur sehr kurz in der Region, wie Victor Xu zu berichten weiss. Denn ebenso oft reisen asiatische Touristen noch in Gruppen, die ein relatives straffes Programm abarbeiten. Wie dieses aussieht, weiss Denise Ulrich: «Im Groben sieht ein Besuch bei uns in der Region so aus: Besuch des Rheinfall, Besuch der Stadt, Abendessen und Übernachtung. Danach vielleicht noch nach Stein am Rhein und eine Bootsfahrt auf dem Rhein – und dann geht es weiter nach St. Gallen».

Anders sieht es bei den FIT-Reisenden aus. FIT steht dabei für «Fully Independent Traveller», also vollständig unabhängige Reisende. «Insbesondere im Sommer bleiben diese Leute gerne länger in der Region um mehr zu entdecken», so Victor Xu. Diese Gruppe wächst immer mehr und wird auch immer wichtiger für den Tourismus in der Region.

Was Asiaten an Schaffhausen fasziniert

Was macht aber Schaffhausen so reizvoll für die Touristen aus Asien? Laut Denise Ulrich spielen dabei mehrere Faktoren eine Rolle: Einmal gelte die Schweiz für Asiaten als attraktives Reiseland. Aber gleichzeitig «suchen diese auch authentische, lokale Angebote». Vor allem die Region Schaffhausen bietet dies. «Unsere Region hat Potential, weil die Gäste etwas Neues, <Unentdecktes> sehen möchten.» Das sei ein Vorteil im Vergleich zu Orten wie Zürich, Luzern oder Interlaken. Einer der grössten Anziehungspunkte in der Region ist natürlich dabei der Rheinfall. «Der Rheinfall ist im asiatischen Markt ein Begriff», so Denise Ulrich. Victor Xu sieht vor allem die Natur in der Region als einer der grossen Anziehungspunkte für Touristen aus Asien. «Die Schweiz ist natürlich», fasst er zusammen. Daher wird nun auch versucht, zusammen mit lokalen Partnern, die Leute auch in die Bereiche «um den Rheinfall herum» zu locken.

Aber auch das geänderte Reiseverhalten der asiatischen Gäste spielt «Schaffhauserland Tourismus» zu. War es früher so, dass oft nur eine Person in die Ferne reisen konnte, sind es mittlerweile ganze Familien, die es in die Schweiz zieht. «Nun reisen mehr und mehr Familien zusammen», erklärt Victor Xu. Für die Vermarktung der Region in Asien investieren «Schaffhauserland Tourismus» zusammen mit «St. Gallen Bodensee Tourismus» sowie einzelne Anbieter gemeinsam rund 100‘000 Franken. Mit Erfolg, steigen doch die Übernachtungszahlen immer höher. Das kommt letztlich der gesamten Region zu gute, denn: «Die Gäste generieren Wertschöpfung in der gesamten Region. Sie erzählen ihre Erlebnisse weiter und kommen wieder», so Victor Xu.

Dieses Bild entstand am Bahnhof in Tokio. Bild: ZVG

Bei unserer schönen Region wohl auch wenig überraschend.

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