Die lange Geschichte von Schaffhausen als Olma-Gastkanton

Daniel Zinser | 
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Mit über 40 000 Polaroidaufnahmen hinterliess der Kanton Schaffhausen an der Olma 1995 einen bleibenden Eindruck. Aufnahme aus der Zeitung vom 18. Juli 1998, Bruno Bührer.

2020 wird sich Schaffhausen zum fünften Mal als Gastkanton an der Olma präsentieren. Wir blicken zurück auf eine besondere Beziehung

Im Jahr 2020 darf sich Schaffhausen an der Olma in St. Gallen als Gastkanton präsentieren. Der Auftritt an der grössten Publikumsmesse der Schweiz wird den Kanton und Sponsoren rund 1,15 Millionen Franken kosten. Eine Million Franken soll aus dem Lotteriefonds kommen. Vorausgesetzt das Parlament stimmt dem Unterfangen zu und bewilligt den Kredit. Für unseren Kanton wäre es nach 1951, 1970, 1981 und 1995 bereits der fünfte Auftritt an der Olma.

Schon in der Anfangsphase der Messe war die Beziehung zu den Schaffhausern besonders gut. Die «Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung» wurde anfänglich von der Stadt St. Gallen getragen, aber bereits 1943 waren fünf Ostschweizer Kantone und das Fürstentum Liechtenstein am Unternehmen beteiligt. Darunter auch der Kanton Schaffhausen. Zehn Jahre später wurde eine eigene Trägerschaft verwirklicht. Mitglieder der neuen Messe-Genossenschaft wurden die Kantone Schaffhausen, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Thurgau, Glarus, Graubünden sowie das Fürstentum Liechtenstein und die Stadt St.Gallen. Den ersten Gastauftritt an der Messe hatte der Kanton Schaffhausen aber bereits zwei Jahre zuvor. Mit dem für 2020 geplanten Auftritt ist dieser aber nicht zu vergleichen. Zumindest aus finanzieller Sicht nicht.

1951: 3000 Franken für Prämien

1995 war auch die SIG an der Olma präsent, wie diese Werbung aus der Zeitung zeigt.

Nachdem andere Ostschweizer Kantone in den Vorjahren verschiedene Viehschauen durchgeführt haben, ist 1951 Schaffhausen an der Reihe. Für die Übernahme der Produkten- und Viehschau beantragt der Regierungsrat damals 10'000 Franken. Übernehmen müssen die Schaffhauser die Prämien für die auszustellenden Zucht- und Masttiere in der Höhe von 3000 Franken, ausserdem zahlen sie einen Pauschalbetrag in der Höhe von 7000 Franken. An der Messe selbst präsentiert sich der Kanton vor allem mit dem Fleckvieh seiner Bauern. Für diese sei es eine Ehre gewesen, nur erstklassiges Qualitätsvieh aller Kategorien an die Olma zu bringen ist in den Nachberichten zur 9. Olma zu lesen.

1970: Mehr Geld gesprochen um Beziehungen zu verbessern

19 Jahre nach dem ersten, kommt der Kanton Schaffhausen zu seinem zweiten Gastaufritt an der St. Galler Messe, die unterdessen eine beachtliche Grösse erreicht hat und jährlich rund 400'000 Besucher anzieht. Im Vorfeld gibt die Finanzierung dieses Mal mehr zu reden. Für den sogenannten Schaffhausertag will die Regierung zuerst 15'000 Franken sprechen. Später entscheidet man sich aber, diesen Budgetposten auf 30'000 Franken zu verdoppeln, um das wegen der Hochrheindiskussion «abgekühlte Klima mit St. Gallen» etwas freundlicher zu gestalten. Eine Besprechung mit der Olma-Leitung hat zuvor ergeben, dass der Kanton rund 30'000 Franken aufwenden muss, wenn er nicht zu bescheiden bleiben wolle. Den Medienberichten zu Folge war der folgende Olma-Auftritt ein voller Erfolg in allen Beziehungen. So titelt das St. Galler Tagblatt «Schaffhausen erobert St. Gallen» und auch Messedirektor Osterwalder hatte nur lobende Worte für die Schaffhauser übrig.

1981: Sonderschau «Schaffhausen – die grüne Region am Rhein»

Auch der Rhein war an der Olma 1981 ein wichtiges Thema. Bild aus der Zeitung vom 9. Oktober 1981, B. Bührer

Nur elf Jahre später steht der Kanton Schaffhausen wieder im Zentrum der Olma. Für den Auftritt an der Messe engagiert sich der Kanton mit einem Beitrag von 340'000 Franken. Das Kernstück der Schaffhauser Präsenz ist dabei die Sonderschau «Schaffhausen – die grüne Region am Rhein». Die Ausstellung bietet dem Besucher einen breiten Überblick über die wirtschaftliche Bedeutung unseres damaligen Kantons. Der Rebe und dem Wein sind ein eigener Teil der Ausstellung gewidmet.

1995: Günstiger als die anderen - trotzdem mit einem Weltrekord

Dieses Bild von Bruno Bührer aus der Zeitung vom 16. Oktober 1995 zeigt den traditionellen Umzug durch die St. Galler Altstadt.

Im Jahr 1995 kommt es zum bisher letzten Gastauftritt unseres Kantons an der Olma. Dafür haben sich die Schaffhauser etwas ganz besonderes ausgedacht. Die grösste Fotoausstellung der Welt, mit über 40‘000 Polaroid-Aufnahmen sorgt für viel Aufmerksamkeit. Tausende Aufnahmen zeigen verschiedenste Schaffhauserinnen und Schaffhauser in ihrem Alltag. Kosten tut das Projekt rund 500'000 Franken. Wie Initiator und Werber Mäni Frei 2016 dieser Zeitung erzählt, wurden die Koffer mit den Kameras an Gemeinden und Vereine geschickt, zusammen mit einer Anleitung und einem Beispielbild. Waren die Fotos geschossen, kam der Koffer wieder zurück. Die fertigen Bilder wurden entnommen, die Walzen der Kameras gereinigt, das Filmlager aufgefüllt und der Abfall entsorgt. Dann ging der Koffer an den nächsten Verein. Das Ziel, Fotos aller 70'000 Schaffhauserinnen und Schaffhauser zusammenzukriegen, wurde zwar nicht erreicht, trotzdem übertraf der Rücklauf die Erwartungen. Einen Weltrekord gab es obendrauf. In der Ausgabe 1997 des Guinnessbuchs ist die Sammlung als «Grösste Polaroidgalerie» der Welt verzeichnet.

Die Polaroid-Aufnahmen sind auch heute noch gut erhalten, wie dieses Bild aus dem Jahr 2016 zeigt. Bild: Zeno Geisseler

Im Vergleich zu den Jahren davor war der Auftritt des Kantons Schaffhausens deutlich günstiger. So kosteten der Gastauftritt des Fürstentum Liechtensteins 1994 1.2 Millionen Franken. 2020 will also auch der Kanton Schaffhausen für seinen Olma-Auftritt so viel Geld ausgeben. Wir sind gespannt.

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