Warum es auf der J15 immer wieder kracht

Zeno Geisseler | 
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Unfälle mit Verletzten und Toten in den Jahren 2011 bis 2018 auf der J15 zwischen Schaffhausen und Thayngen. Quelle Astra171

Drei Unfälle in kurzer Zeit, davon ein tödlicher, sind auf der J15 zwischen Schaffhausen und Thayngen in den letzten Wochen passiert. Hat die Strasse ein Problem? Oder sind es die Autofahrer?

Eine Unfallserie lässt aufhorchen. Zwischen Ende März und Mitte April ist es auf der J15 zwischen Herblingen und Thayngen zu drei Verkehrsunfällen gekommen. Beim ersten starb eine Frau, beim zweiten wurden mehrere Personen, darunter Kinder, verletzt, und beim dritten erlitt eine Frau Verletzungen. Hat Schaffhausen, wie es Tele Top meldete, ein Problem mit einer «Todesstrecke»?

Mehr Frontalkollisionen

Auf der Website des Bundesamts für Strassen (Astra) sind sämtliche Verkehrsunfälle mit Verletzten seit 2011 auf einer Karte eingezeichnet (siehe rechts). Es gab auf der J15 insgesamt 38 Unfälle mit Verletzten, 32 davon leicht. Und nur einen einzigen tödlichen Unfall. Von einer «Todesstrecke» kann also sicher nicht gesprochen werden.

Aber vielleicht von einer besonders unfallträchtigen Strasse? Für Martin Tanner, den Chef der Schaffhauser Verkehrspolizei, ist das Jahr 2008 ein Wendepunkt. «Bis 2008 konnte man auf der J15 überholen, es kam immer wieder zu schweren Unfällen. Als die Strasse 2008 saniert wurde, wurde eine durchzogene Sicherheitslinie angebracht», erzählt er. Hat sie etwas genützt? Tanner hat für die SN die Zahlen zusammengetragen: Zwischen Mitte 1998 und Mitte 2008 gab es 86 Unfälle mit 53 Ver­letzten und 2 Toten. Und es gab 8 Frontalkollisionen. Zwischen Mitte 2008 und Ende ­April 2018 gab es 85 Unfälle mit 49 Verletzten und 1 Toten. Anzahl Frontalkollisionen? 24.

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Unfälle sind auf der J15 von 1998 bis Ende April 2018 von der Polizei registriert worden. 3 Personen verloren bei den Unfällen ihr Leben. 39 wurden schwer verletzt, 63 leicht.

Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass es mehr Frontalcrashs gab, obwohl ein Überholverbot eingeführt wurde? Und warum gab es nicht deutlich weniger Unfälle und Verletzte? «Das ist die Folge des Verkehrszuwachses», sagt der Schaffhauser Kantonsingenieur Dino Giuilani. «2001 zählten wir noch 14 800 Fahrzeuge täglich, 2018 waren es knapp 21 500, also fast 50 Prozent mehr. Das Unfallrisiko nimmt überproportional zur Verkehrszunahme zu, und das macht uns Sorgen.»

Auf den Karten sind die Unfälle ziemlich regelmässig verteilt. Eine Ausnahme sind die paar Hundert Meter direkt beim Zoll. Dort gibt es laut Astra verhältnismässig viele Zusammenstösse, die J15 ist dort allerdings mehr eine städtische Strasse als eine Überlandstrasse: Es gibt Kreuzungen, Fussgängerstreifen, Tankstellen und ­Läden, und es herrscht Tempo 50.

Die singende Sicherheitslinie

Für Tanner und Giuliani ist vor allem der Abschnitt zwischen Anschluss Herblingen und Ausfahrt Thayngen von Belang. Das ist dort, wo der Verkehr mit 80 rollt. Auf dieser Strecke gibt es keinen klaren Unfallschwerpunkt. Eine kleine Häufung gab es früher beim inzwischen geschlossenen Rastplatz Moos und aktuell bei der Abzweigung Kesslerloch. Der Kanton überlegt sich nun, die Strecke zwischen Kesslerloch und Anfang 50er-Zone beim Zoll Thayngen auf 70 oder 60 zu reduzieren, entschieden ist aber noch nichts. Eine weitere Überlegung ist es, auf der Sicherheitslinie einen Rippelbelag anzubringen. Überfährt man die ­Linie, hört man ein lautes Geräusch.

Das alles aber sind nur kosmetische Eingriffe. Nimmt der Verkehr weiter zu, muss der Bund, der ab 2020 die Strasse übernimmt, die J15 auf vier Spuren ausbauen, vielleicht sogar mit Tunnel (die SN berichteten). So, hofft der Kanton, könnten auch die Unfallzahlen im Griff behalten werden.

Bis so ein grosser und teurer Ausbau kommt, dürften aber noch mindestens zwanzig Jahre vergehen: Der Zeithorizont liegt im Jahr 2040.

Kommentare (1)

Eduard Looser Di 19.11.2019 - 13:28

Auf der Autostrasse zwischen der Ausfahrt Rapperswil und der Ausfahrt Schmerikon hatte es früher auch viele Unfälle. Seit aber dort Gummi-Töggel in der Mitte der Fahrbahn angebracht wurden, gibt es praktisch keine Unfälle mehr. Warum haben die Verkehrsverantwortlichen von Schaffhausen das nicht schon bemerkt? Jetzt wäre es an der Zeit, diese billige aber effektive Massnahme auch auf der J15 zwischen Schaffhausen und Thayngen zu realisieren!

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