Bücher sind immer noch beliebt

Die Schaffhauser Jugend schätzt Bücher auch im Zeitalter von Handys und Computern. Von der Buchwoche wissen viele aber nichts.
Jugendliche an der Buchwoche
Anna Naeff hat von der Buchwoche gehört, als sie im Bücherfass einkaufen war. Die 25-Jährige, die gerne mal ein Buch liest und auch politisch tätig ist, hat jedoch nicht vor, die diesjährigen Veranstaltungen zu besuchen. «Wenn ein Autor, den ich kenne, zu Gast wäre, dann würde ich auch dabei sein», sagt sie.
Nur einer von ihnen hat schon mal etwas von der Buchwoche gehört. Die Kantischüler (v. l.) Jonatan Nagel (17), Yannic Bolli (16), Ben Tschigg (17), Flurin Herzig (16) und Lionel Perrinjaquet (16) sind der Welt der Bücher aber nicht grundsätzlich abgeneigt. «Ich muss viele Bücher für die Schule lesen, aber einige lese ich auch freiwillig», sagt Herzig, «kürzlich war es ‹Die Schwarze Spinne› von Jeremias Gotthelf.» Für die Jugendlichen ist das Handy trotzdem noch wichtiger als Bücher. «Ich glaube, dass es zwei völlig verschiedene Unterhaltungsfaktoren sind», sagt Tschigg. Deswegen sei es auch schwierig, Vergleiche zu ziehen.
von Kay Fehr
Die Schaffhauser Buchwoche ist in vollem Gange. Am Montag wurde sie mit einer – gut besuchten – Lesung von Zsuzsa Bánk eröffnet.
Heute Abend wartet ein weiterer Höhepunkt auf die Buchliebhaber: Jonas Lüscher, Gewinner des Schweizer Buchpreises 2017, stellt sein Buch «Kraft» auf der Fassbühne vor. Es darf mit einem ähnlich grossen Andrang gerechnet werden wie bei Bánk – allerdings auch mit einem dementsprechend hohen Altersdurchschnitt. Ein jüngeres Publikum konnte man für die Buchwoche offenbar noch nicht begeistern, waren bisher doch die meisten Besucher von fortgeschrittenem Alter.
Zu wenig Werbung für Junge
Hört man sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schaffhauser Altstadt um, so fällt auf, dass vielen die Buchwoche kein Begriff zu sein scheint. «Ich hab noch nichts von einer Buchwoche gehört», sagt die 14-jährige Brooke Schmid. Sie lese selbst gerne Bücher, allerdings weniger oft als früher. Ihre Kollegin Mugesha Suresha, ebenfalls 14, sagt: «Zwar lese ich gerne ab und zu ein Fantasybuch. Handy, Computer und Fernsehen haben das Lesen aber teilweise ersetzt.» Somit sind Lesungen nicht sonderlich attraktiv für sie.
Auch Manuel Tambasco, 22-jährig, wusste nicht, dass die Buchwoche grade stattfindet, obwohl er schon davon gehört hat. «Ich lese selbst sehr viel, besonders von italienischen Autoren.» Er schätzt Krimis und Biografien, aber auch Magazine. «Mir ist es wichtig, dass ich ein Buch in der Hand halten kann», sagt Tambasco.
Zwei junge Frauen, die sich im Caffè Spettacolo ein warmes Getränk genehmigen, hätten sich im Vorfeld mehr Werbung und Informationen gewünscht. Dass zum Beispiel Lesungen stattfinden würden, hätten sie nicht gewussten – aber sie fänden es grundsätzlich interessant.
Nicht ausreichend Zeit
Nicht anders klingt es an der Kantonsschule Schaffhausen. «Ich kannte die Buchwoche nicht. Auch im Deutschunterricht haben wir sie nicht behandelt», sagt Bettina Widmer. Die 15-Jährige besucht die erste Klasse und liest selbst gerne ab und zu ein Buch, zum Beispiel «Harry Potter». Ihre Freundin Selina Schmid sagt: «Ich lese lieber ein Buch, als am Handy zu sein.» Das Smartphone sei lediglich praktischer, wenn man unterwegs sei.
Zeit ist auch bei anderen Schülern ein wichtiger Faktor. «Kurz vor Weihnachten hat man so viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, man kann sich kaum entscheiden», sagt Flurin Herzig, 16 Jahre alt. Dass die Buchwoche stattfindet, wusste der Jugendliche nicht, obwohl auch er gerne liest. Einen vermehrten Einsatz von Werbemitteln, beispielsweise in Bussen oder Zügen, wäre sinnvoll gewesen, um ihn und seine Mitschüler auf das Event aufmerksam zu machen.
Die 25-jährige Anna Naeff hat schon von der Buchwoche gehört. «Ich habe mir einige Bücher gekauft und im Geschäft dann die Werbung dafür gesehen», sagt sie. An einen Anlass gehen würde sie aber nur, wenn sie ein Autor oder ein Thema speziell interessieren würde.
Lesungen, wie sie an der Buchwoche gehalten werden, sprechen nach wie vor ein eher älteres Publikum an.
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