Von Tischtennis bis zur Malstube
Mit ausgefallenen Ideen warben die Aussteller an der Schaffhauser Herbstmesse. Dabei stachen einige Stände besonders ins Auge.
Nachgefragt
«Keine radikalen Veränderungen»
Erstmals hatte Jlona Vlach dieses Jahr die Gesamtleitung der Schaffhauser Herbstmesse inne. Im Interview mit den SN blickt sie überaus zufrieden auf die vergangenen fünf Messetage. Auch wenn sich die Organisatoren noch nicht in die Karten blicken lassen wollen, kündigt Vlach an, dass Ideen für Neuerungen bereits vorhanden seien.
Frau Vlach, die erste Messe mit Ihnen als Hauptverantwortliche geht zu Ende. Was ziehen Sie für eine erste Bilanz?
Jlona Vlach: Eine positive. Es ist alles reibungslos gelaufen. Wir konnten viele Besucherinnen und Besucher begrüssen. Wir hatten zudem einen tollen Ausstellermix.
Können Sie bereits etwas zur Zahl der Messebesucher sagen?
Es sind etwas mehr gewesen als im letzten Jahr. Ich rechne mit rund 32 000 bis 33 000 Besucherinnen und Besuchern.
Woran liegt es, dass wieder mehr Leute auf die Breite gekommen sind?
Das weiss ich nicht (lacht). Ich denke, dass uns auch das wechselhafte Wetter der vergangenen Tage in die Karten gespielt hat: Das war perfektes Messewetter. Dann kommen hoffentlich aber auch mehr Besucher, weil es viele attraktive Aussteller hatte.
Dieses Jahr waren 70 Prozent der Aussteller aus der Region. Ist Ihnen auch der Branchenmix besser gelungen?
Ich würde darauf mit einem Ja antworten. Wenn man durch die Hallen läuft, dann stellt man fest, dass es wahrscheinlich für jede und jeden ein Angebot hat. Das ist das Erfolgsrezept dieser Messe.
Wandelt sich der Sinn der Messe? Ist es nur noch eine Erlebnismesse, oder kaufen die Leute auch noch ein?
Ich bin jeden Tag mehrmals durch die Messehallen gelaufen. Die Feedbacks, die ich dabei erhalten habe, sind gut: Die Aussteller verkaufen. Ich glaube, dass es der Mix aus Erlebnis und Verkauf ist, der den Erfolg macht. Das ist den Ausstellern zu verdanken: Sie machen viele attraktive Dinge, die die Leute dazu bewegt, stehen zu bleiben – und daraus kann sich ein Verkaufsgespräch entwickeln.
Das klingt alles sehr gut. Mussten Sie nie Feuerwehr spielen?
Nein. Es gibt die üblichen Pro-bleme, etwa dass der Strom irgendwo einmal ausfällt oder eine Tür klemmt.
Es gibt eine Warteliste von Ausstellern. Wächst die Messe doch noch, damit Sie auch diese berücksichtigen können?
Das Konzept für nächstes Jahr haben wir noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet. Es gibt aber immer eine natürliche Rotation von Ausstellern, weil nicht alle jedes Jahr kommen.
Planen Sie also, Veränderungen an der Herbstmesse vorzunehmen?
Wir haben Ideen. Diese sind aber noch nicht spruchreif. Es sind aber keine radikalen Veränderungen. Das ist eine traditionelle Messe, die sich in ihrer Form bewährt hat. Etwas Zusätzliches oder anderes ist aber das, was die Leute schätzen und sie wieder neugierig macht.
Interview Dario Muffler
von Ronja Bollinger
An der Herbstmesse war viel los. Tausende Besucher schlenderten durch die Gänge der Messehallen und verweilten ab und zu an einem Stand. Dabei stellten sich einige der rund 180 Aussteller besonders geschickt an beim Anlocken von Besuchern. Sei dies durch einen lustigen Wettbewerb, einen detailreich eingerichteten Stand oder interessante Produkte. Die folgenden fünf Aussteller fielen dabei im Speziellen auf.
Eine Halle wird zum Spielfeld
Verschiedene Aussteller aus dem Klettgau hatten sich auf originelle Weise zusammengeschlossen: zum «Chläggiopoly». Die Idee funktionierte so, dass man zu Beginn der Halle eine «Chläggiopoly»-Spielkarte erhielt. Darauf waren verschiedene Felder wie bei einem «Monopoly»-Spiel. Jedes Feld gehörte zu einem Aussteller aus dem Klettgau.
Anschliessend konnte man sich beim Besuch eines Ausstellers das betreffende Feld lochen lassen. Wenn man zehn Messestände besucht und somit zehn Felder gelocht hatte, konnte man die Karte ausfüllen und an einem Gewinnspiel teilnehmen. Die Idee zu diesem Zusammenschluss hatten David Laube von der Kurt Schwaninger AG und Lasse Pfenninger von der Pfenninger Maler AG.
Eine gemütliche Malstube
Aufgefallen ist auch die Malstube «Herzlichkeiten». Das lag vor allem an dem mit Liebe zum Detail eingerichteten Messestand. In der Mitte befand sich eine grosse Werkbank, offene Farbeimer standen herum, liebevoll eingerichtete Regale, ein schmucker Spiegel, Kerzenständer und ein Kronleuchter. Der ganze Stand sah aus wie eine gemütliche Malstube und lud zum Stehenbleiben ein.
Passenderweise wurde auch gearbeitet: An der Werkbank schliffen und malten Edith Schneider (links) und Sarah Schwaninger an einer kleinen Nachttischkommode. Die Lust, selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen, wurde geweckt, was natürlich das Ziel war. Schliesslich warben die beiden Damen dafür, in ihrer Malstube in Neunkirch vorbeizukommen und dort an einem eigenen Möbelstück zu arbeiten.
Zielgenauigkeit gefragt
Am Messestand der Rinatol Schmierstoffe und der Ess + Müller AG wurde scharfes Geschütz aufgefahren, um die Besucher an ihren Stand zu locken. Um ein Geschenk mit nach Hause nehmen zu können, mussten die Besucher mit einer Spielzeugpistole auf vier Zielschieben zielen – und diese natürlich treffen. Zu gewinnen gab es zum Beispiel schwarz-gelb gestreifte Mützen oder Duschgels.
Um den Preis ging es aber den wenigsten Besuchern. Vielmehr wollten sie sich gegen jemanden in der Zielgenauigkeit messen. Wer trifft wohl mehr? Wer kann besser mit einer Spielzeugpistole umgehen? Dabei zog das Spielzeug aber nicht nur Jugendliche an. Auch die Erwachsenen und Junggebliebenen erfreuten sich an dem kleinen Kräftemessen.
Modernste Technik
Tischtennis spielen kann wohl jeder. Viel braucht es dazu schliesslich nicht: einen Tisch, einen Ball, zwei Schläger und zwei Spieler. Am Messestand des Augenoptikers Roost wurden nicht nur herkömmliche Brillengestelle präsentiert, sondern auch modernste Technik: eine Virtual-Reality-Brille.
Als Besucher konnte man sich diese aufsetzen und erblickte dabei einen Tischtennistisch, der umgeben von Bäumen war. Wenn man den Kopf etwas drehte, erkannte man, wie detailgetreu die Grafik gestaltet war. Im Hintergrund konnte man das Lindliufer erkennen. Um nun Tischtennis spielen zu können, erhielt man einen Schläger, der in Wahrheit nur aus einem schwarzen Griff bestand, durch die Brille aber zu einem Tischtennisschläger wurde. Man hatte 30 Sekunden Zeit, möglichst viele Bälle durch drei Ringe, die über dem virtuellen Tisch hingen, zu schiessen. Das Resultat wurde anschliessend in eine Tabelle eingetragen, und mit etwas Glück konnte man sogar den Highscore knacken.
Anschaulicher Umweltschutz
Der Messestand des WWF hatte sich etwas Kreatives ausgedacht, um den Besuchern das Prinzip des ökologischen Fussabdruckes anschaulich zu erklären. Darunter versteht man die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil eines Menschen zu ermöglichen. Das bedeutet: Je kleiner dieser Abdruck, desto weniger belastet ein Mensch die Umwelt. Zur Veranschaulichung: Würde jeder Mensch auf der Welt so viele Ressourcen benötigen wie ein durchschnittlicher Schweizer, brauchte es 3,3 Erden.
Gezeigt wurde dies anhand eines aus verschiedenen beweglichen Feldern bestehenden Fussabdruckes. Daran konnten die Besucher ihren persönlichen Mobilitätsfussabdruck herausfinden – also wie belastend unser Verhalten beim täglichen Pendeln und jährlichen Reisen ist.
Für einen Flug nach New York mussten die Besucher ganz schön viele Felder des Fussabdrucks aufdecken. Mit dem Zug pendeln entsprach aber wesentlich weniger Feldern. So wurde gezeigt, wie belastend das eigene Verhalten denn für die Umwelt ist und wie viel ein einziger Langstreckenflug ausmachen kann.