Ansichten zum Erotikstudio

Tito Valchera | 
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Ein dünne rote Lichterkette hängt über dem Eingang des Erotikstudios Fly in Herblingen. An der Tür hängt eine Tafel mit den Öffnungszeiten. Bild: Tito Valchera

Enttäuschung, Unverständnis und Besorgnis: Das neu eröffnete Erotikstudio Fly betrachten die Herblinger mit gemischten Gefühlen.

«Ich möchte die Gesichter derer sehen, die Einsprache erhoben haben», sagt eine Frau, die gegenüber dem neuen Bordell in Herblingen wohnt. Seit knapp einer Woche befindet sich nun in der Liegenschaft im Höfli 3 das Erotikstudio Fly. Nachdem Bauunternehmer Pius Zehnder sein im Sommer eingereichtes Bauprojekt für ein Demenzwohnheim wegen Einsprachen zurückgezogen hatte, vermietete er die Liegenschaft, die ihm gehört, an eine Bordellbesitzerin. Dies hat im Quartier, wie auch beim Quartierverein, zu Misstönen geführt.

Eine Nachbarin betont, dass sie nichts gegen das neue Erotikstudio habe. «Prostitution ist ein Beruf wie jeder andere auch», sagt sie. Aber sie frage sich schon: Wie sieht es im Sommer aus? Warten dann die Frauen draussen auf ihre Kunden?

Mario Zanol hat lange in Herblingen gewohnt und ist derzeit auf Besuch. Sein Mitleid hält sich in Grenzen: «Die Anwohner sind selber schuld, dass es nun da ist.»

«Hätten wir miteinander geredet»

Einer der Anwohner, die Einsprache gegen das Projekt Demenzwohnhaus erhoben haben, sagt gegenüber den SN: «Man darf nicht einfach einen Glaspalast bauen, egal für wen.» Er hatte Einwände gegen das Bauvolumen des geplanten Heims. Der Anwohner bereut unterdessen, dass das Projekt Demenzwohnheim gescheitert ist: «Im Nachhinein denke ich: Hätten wir lieber miteinander geredet, doch nun ist es zu spät.» Gegen das Erotikstudio als solches habe er nicht direkt etwas. Doch es gebe viele Kinder im Quartier. Daher könne die neue Situation nicht ganz unproblematisch werden, gibt er zu bedenken.

Ein Ehepaar, das in der Nähe wohnt, findet grundsätzlich zu Bauvorhaben im Dorfkern: «Wenn jemand baut, dann sollte er sich wie jeder andere auch an die Regeln halten.» Das Paar kennt den Sachverhalt rund um die Einsprachen allerdings nicht genau. Über das Erotikstudio sagen sie nur: «Wenn sich das Geschehen lediglich in den vier Wänden abspielt, sollte es ja kein Problem sein.» Sie glauben auch nicht, dass es wegen der Kundschaft sehr viel mehr Autoverkehr im Quartier geben wird.

Irmgardt Rohner wohnt in der Nähe des neuen Etablissements und ist ganz klar gegen das Rotlichtstudio: «Die neue Situation ist unhaltbar!» In ihrem schönen Quartier wolle sie kein solches Etablissement. Und ein anderer Nachbar merkt an: «Ich glaube nicht, dass das Erotikstudio sich lange halten wird. Die Kundschaft ist hier im Wohnquartier nicht unbemerkt und unbeobachtet, sondern wird regelrecht vorgeführt.» Das werde Kunden wohl längerfristig davon abhalten, das Etablissement zu besuchen.

Wo jeder seine Meinung hat, gibt es aber auch solche, die bei dem ganzen Durcheinander schon gar nicht mehr wissen, worum es gerade geht. So sagt das Betreiberpaar des Restaurants ­Adler: «Wir haben mittlerweile die Übersicht über die Ereignisse verloren.»

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