Gnade und ein Zeichen vom Himmel

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Hauptact am Samstagabend war Emeli Sandé. Bei der Outfitauswahl war sie farbentechnisch klar die Mutigste mit ihrem bunten Auftritt. Bild: Selwyn Hoffmann

Der allerletzte Abend zeigte, dass sich Schweizer Bands im internationalen Vergleich nicht verstecken müssen und der Nachwuchs nicht schläft.

von Lia Pescatore

  • Petrus liess an diesem Abend Gnade walten. Regenjacken konnten getrost zu Hause gelassen werden. Schon fast übermütig schleckten einige Leute bei immer noch frostigen 19 Grad an ihrer Glace, die wagemutigsten sogar noch im kurzärmeligen T-Shirt.
     
  • Den Start machten die Gewinner des «Kammgarnstars»-Wettbewerbs, The Rising Lights. In der Traube aus treuen Fans, die sich nahe an der Bühne versammelt hatten, konnte man achtmal das Bandlogo, gedruckt auf ­T-Shirts und Jacken, entdecken. Bei den anderen Konzerten suchte man eine solche Konzentration an Fanshirts vergeblich.
     
  • Einen Gänsehautmoment gab es bei der Nummer City of Gold von Seven. Im Song verarbeitet er den Verlust eines Freundes durch Suizid. Kaum stimmte Seven den Refrain an, sickerten erste Sonnenstrahlen über die vis-à-vis der Bühne gelegenen Hauszinnen herab, als wär’s ein Zeichen vom Himmel.
     
  • Die Animation des Publikums ist eine Kunst für sich. Seven forderte zum Beispiel das Publikum auf, in die Knie zu gehen. Ein cleverer Schachzug, wenn man möglichst viele Menschen zum Mitmachen bewegen will. Denn wenn die ganze Schar am Boden kauert, ist nicht der ausgestellt, der mitmacht, sondern der, der sich ziert – so zwingt man auch den letzten Verweigerer wortwörtlich in die Knie.
     
  • Für Pegasus war das Konzert ein Heimspiel. Oder wie es der Moderator Alex Blunschi ausdrückt: «Pegasus sind keine Bieler, die sind eigentlich Schaffhauser.» Die Leute stimmten schon von selbst ab dem ersten Song mit ein. Die Band scheute den direkten Kontakt mit dem Publikum nicht und wagte einen Abstecher durch die Menge auf die kleine Bühne in der Mitte des Geländes. Dies sorgte vor allem beim jüngeren, weiblichen Publikum für einige aufgeregte Kreischer.
     
  • Der Bühnenwechsel war für die Technik eine Herausforderung. So brauchte der Ton ein wenig länger als der Sänger Noah Veraguth selber, um zurück auf die Hauptbühne zu gelangen – die ersten Gitarrenakkorde konnte man nur an der Handbewegung erahnen.
     
  • In Sachen Outfits war Emeli Sandé klar die Mutigste. Während sich andere Musiker in Schwarz-Weiss oder gedeckte Farben gekleidet hatten, trug sie einen bunten Pulli mit dem Aufdruck eines felligen Wesens, das man auch bei genauem Hinsehen nicht eindeutig einordnen konnte. Ihre Songs präsentierte sie mit starker Stimme und viel Gestik, allerdings erinnerte der Auftritt manchmal an eine Predigt.
     
  • Die auf die Bildschirme übertragenen Kameraaufnahmen zeigten die Künstler hautnah. So kam es, dass Emeli Sandé in «Clown» sang: «I put make-up on my face, but there’s no way you can feel it from so far away», während die Zuschauer beste Sicht auf ihren verschmierten Lippenstift hatten.
     
  • Auf den allerletzten Song des Abends, «Next to me», folgte ein fulminantes Feuerwerk, das kurz vor Mitternacht den Schlusspunkt des Festivals besiegelte.

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