Kampf um Parkplätze beim Landhaus

Dario Muffler | 
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Das Schild zeigt es deutlich: Der Platz beim Landhaus ist für Busse. Für Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer ist es in der Nähe des Bahnhofs die einzige Möglichkeit, um ihre Schüler auf- und abzuladen. Bild: Selwyn Hoffmann

Der Haltestreifen beim Landhaus in Schaffhausen sorgt für erhitzte Gemüter. Buschauffeure und Fahrlehrer enervieren sich gleichermassen.

Fahrschüler in Schaffhausen kennen den Haltestreifen beim Landhaus hinter dem Bahnhof Schaffhausen bestens. Dort beginnen und beenden in der Regel nämlich viele Fahrlehrer ihre Lernfahrten. In Spitzenzeiten zählt man bis zu zehn Autos, die mit einem «L» und mit «Fahrschule» beschriftet sind. Anhalten darf man, ja. Nur ist es eigentlich ein Carparkplatz. Kommt es da nicht zu Konflikten? Romeo Bettini, Bereichsleiter Sicherheit und Öffentlicher Raum der Stadt Schaffhausen, verneint: «Es ist uns bekannt, dass dort auch Fahrlehrer und nicht nur Cars anhalten. Ein Problem ist es aber nicht.»

«Nicht mehr nach Schaffhausen»

Das sieht Jürg Biegger nicht so. Der Veranstalter von nostalgischen Reisen beklagt sich über die Missstände. Er sagt: «Wenn ich mit einem Car ankomme, dann ist der Platz zugeparkt.» Mehrmals habe er das erlebt. Die Konsequenz, die Biegger daraus zieht: Er besucht Schaffhausen nicht mehr. «Weil ich weiss, dass ich dort Schwierigkeiten habe, einen Platz für meinen Bus zu finden», begründet er. Ende Mai war Biegger nach längerer Zeit wieder in Schaffhausen. «Ich musste mir einen Platz freihupen», sagt er. Bereits vor etwa fünf Jahren habe er sich an die Stadt gewandt. In einem den SN vorliegenden Brief an den damaligen Stadtpräsidenten Thomas Feurer beklagt er, dass Fahrlehrer polizeilich begünstigt würden. Geändert habe sich nichts.

Einer, der Bieggers Entrüstung nachvollziehen kann, ist Erich Schlatter, Geschäftsführer der Neuhauser Firma Rattin. «Dass der Parkplatz von Fahrlehrern vollgeparkt ist, ist auch mir ein Dorn im Auge», sagt er. Die Chauffeure seiner Firma seien zwar weniger betroffen, weil sie frühmorgens abführen. Dennoch sagt Schlatter: «Der Platz wird missbraucht.» Auch er habe bereits mit dem Stadtingenieur das Gespräch gesucht, um diese Situation zu überprüfen. «Wenn der Halte­streifen voll ist, müssen die Chauffeure ihre Fahrgäste auf der Strasse aussteigen lassen», sagt Schlatter.

«Es ist uns bekannt, dass dort auch Fahrlehrer anhalten. Ein Problem ist es aber nicht.» Romeo Bettini, Bereichsleiter 

«Es funktioniert»

Bettini ist erstaunt über die Kritik. «Ich hatte bisher von keinem Busunternehmen Reklamationen», sagt er. Damit es dazu auch nicht komme, gebe es eigentlich eine Abmachung zwischen der Stadtpolizei und den Fahrlehrern. «Wenn ein Bus kommt, dann müssen die Fahrlehrer Platz machen», sagt Bettini. «Zudem müssen die Fahrlehrer im oder beim Auto bleiben. Entfernen sie sich, werden sie gebüsst.» Bettini bilanziert: «Es funktioniert gut.»

Dieser Ansicht ist auch Danijel Slivar. Er ist seit 15 Jahren Fahrlehrer und kennt die Situation in Schaffhausen. «Wenn Busse hinfahren, dann machen wir sofort Platz», sagt er. Pro­bleme mit Buschauffeuren? Fehlanzeige. «Nur einmal habe ich eine Situation erlebt, in der ein Chauffeur ausgestiegen ist und sich aufgeregt hat», sagt Slivar. Eine andere Fahrlehrerin erzählt, dass man mit Touristencars keine Probleme habe.

Das Problem: Private

Das Problem ist ein anderes, beklagen sich die Fahrlehrer. Während der Zeit um den Feierabend wollen viele noch schnell jemanden auf- oder abladen oder beim nahegelegenen Geldautomaten vorbei. «Es stehen sehr viele private Autos auf dem Streifen, sodass nicht einmal wir mehr Platz haben», sagt Slivar. Damit würde den Fahrschulen eine der wenigen Haltemöglichkeiten geraubt, die es in der Nähe des Bahnhofs gebe. Seit der Aufhebung des alten Busbahnhofs und der Überbauung des Bleiche-Areals gibt es keinen zentralen Platz mehr für die Fahrschulen. Bettini zum Umstand: «Wir zeigen uns sowohl bei Cars, die länger als 30 Minuten parkieren, als auch bei Privatautos und Fahrlehrern kulant.»

Die aktuelle Situation sei ein Ärgernis, hört man darum. Der Präsident des Fahrlehrerverbands Schaffhausen, Nicolas Schäfli, kennt die Herausforderung, einen geeigneten Halteplatz zu finden. «Aktuell ist die Situation sehr unglücklich», sagt er. «Um den Bahnhof herum gibt es bis auf den Streifen beim Landhaus nichts Gescheites.» Schäflis Eindruck: «Wir sind überall etwas im Weg.» Seit Kurzem dürfen Fahrschulen nicht mehr bei der Untergrundsammelstelle beim Münster anhalten. «Sie parkieren jetzt auf einem Parkplatz und müssen dafür Gebühren zahlen», sagt Schäfli. Der Grund für das Verbot: Der Rhyfallexpress hält dort an.

In nächster Zeit wird sich an der Situation der Fahrlehrer wohl nichts ändern. Die Hoffnung bleibt. «Genial wäre natürlich, wenn wir bei den Bussen und Taxis halten könnten», sagt Schäfli.

Kommentare (1)

Felix Hunziker-Blum Mo 12.06.2017 - 12:07

Die Situation rund um den Bahnhof ist vor allem für jene unhaltbar, die jemanden am Bahnhof ein- oder aussteigen lassen wollen. Würden die Fahrlehrer nicht jeweils 15-20 Minuten oder länger beim Landhaus halten, ihre Kaffee- resp. Rauchpause einschalten, Theorie mit ihren Fahrschülern abhalten etc. wäre es auch für die Fahrlehrer einfacher. Und auch für die "normalen" Zubringer zum Bahnhof hätte es dann Platz, genauso wie für die Cars.

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