Frost verursacht Millionenschäden

Jean-Claude Goldschmid | 
Noch keine Kommentare

Bis zu einem Totalausfall der Ernte reichen die neuesten Schadensprognosen für die Schaffhauser Weinlese. Dies nach dem neuerlichen Frost in der Nacht auf letzten Samstag.

«Es ist eine Katastrophe», sagt Paul Richli vom Osterfinger Rebgut Hirschen. «In Hallau und Wilchingen beträgt der Frostschaden an den Reben 100 Prozent.» Er sei jetzt über 70-jährig und habe so etwas noch nie erlebt. Die Schäden im Kanton würden in die Millionen gehen, meint der Rebbauer. Seine Existenz sei zwar nicht gefährdet – diejenige mancher Kollegen allerdings schon. In Hallau war die Temperatur in der Nacht auf Samstag auf minus 5,8 Grad gesunken.

Peter Zitt, Präsident der Rebbaugenossenschaft Buchberg, schätzt den Schaden im südlichen Kantonsteil aufs Ganze gesehen auf «80 Prozent oder mehr». Und auch im Reiat sieht es nicht besser aus: Thomas Stamm von Wein Stamm beziffert den Schaden an den Hauptaugen (Haupttrieben) im Thaynger Stoffler auf über 90 Prozent, in der Thaynger Flüe auf über 80 Prozent. Im oberen Kantonsteil sehe es etwas besser aus: Aber auch in seinen Weinbergen östlich von Stein am Rhein seien zwischen 70 und 80 Prozent der Haupt­augen zerstört, und in Richtung Hemishofen betrage der Schaden immer noch deutlich über 50 Prozent. «Das ist mehr als ein Jahrzehnte-Ereignis», glaubt Stamm. Und wirklich: Laut Beat Hedinger, dem Geschäftsführer des Schaffhauser Blauburgunderlands, ist ein so schwerer Schaden an den Reben seit den 1950er-Jahren nicht mehr vorgekommen. Hedinger spricht von 80 Prozent erfrorenen Hauptaugen. Das Problem sei nicht nur die Kälte gewesen. Es habe auch bis weit in die Nacht hinein geregnet, und diese Feuchtigkeit habe den Pflanzen, die von den letzten zwei Frostnächten vom 19. bis 21. April bereits geschwächt gewesen seien, ebenfalls schockierend stark zugesetzt.

Die wenigsten Winzer sind versichert

«Es ist wirklich brutal», so Hedinger weiter. Der Frost habe für die Weinbauern wirtschaftliche Schäden in siebenstelliger Höhe zur Folge. Man könne Frostschäden prinzipiell zwar schon versichern, nur würden die wenigsten Rebbauern aber davon Gebrauch ­machen.

Auch dem Blauburgunderland als Verband werden 2018 finanzielle Mittel fehlen, da diese gemäss den Erträgen von 2017 berechnet werden. Und mit den fehlenden Einkommen der Rebbauern würden dem Kanton letztlich auch Steuereinnahmen fehlen, sagt Hedinger. Selbst Verkäufer von landwirtschaftlichen Maschinen würden die Ertragseinbussen indirekt spüren.

Hans-Walter Gysel vom kantonalen Landwirtschaftsamt erinnert zwar daran, dass man die Traubenblüte im Juni abwarten müsse, bevor man den Ertragsausfall endgültig beziffern könne. Aber auch er spricht jetzt schon von «massiven Schäden», selbst wenn der 2017er-Wein qualitativ immer noch gut werden könne. Die Frostnacht und ihre Folgen waren auch das Thema Nummer eins am Tag der offenen Weinkeller in der ­Region.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren