Den Weidling sicher steuern

Einen Weidlingsfahrkurs führt der Pontonierverein Schaffhausen durch. Die jugendlichen Teilnehmer lernen, das Boot auf fliessendem Gewässer zu lenken.
Von Moritz Bolli
Gründonnerstag kurz vor 19 Uhr abends: Es herrscht Betrieb beim Vereinshaus der Pontoniere Schaffhausen am Ende des Rheinweges an der Rabenfluh. Die aktiven Pontoniere richten gerade ihre Boote. Sie werden später zu Trainingszwecken einen vom Fahrchef vorgegebenen Kurs auf der Rheinstrecke zwischen der Badi Flurlingen und der Flurlingerbrücke absolvieren. Neben den Aktiven sind auch einige Jugendliche auszumachen, die ebenfalls das Geschirr, also Ruder und Stachel, vom Materialdepot zu den Weidlingen am Wasser tragen. Sie werden gleich am Weidlingsfahrkurs teilnehmen.
Einführung in den Sport
Zuerst gibt Beat Oster – er gehört zu den als Ankerrödler bezeichneten Senioren im Verein – einen Einblick in den Pontoniersport. Er erklärt, dass es zum Beispiel Einzel- und Sektionsfahren gibt. Hier muss ein Zweierteam mit einem Boot von Posten zu Posten stacheln und rudern. Sowohl die Zeit als auch die Präzision wird bewertet. Bis man aber so weit ist, bedarf es noch einiger Übung.
In drei Jahren zum Profi
Dann übernimmt Paul Gasser das Zepter. Er wird den Weidlingsfahrkurs leiten. Die acht Knaben und das eine Mädchen werden auf die drei bereitliegenden Weidlinge verteilt, und in jedem Boot fährt ein erfahrener Pontonier mit. Ein Weidling wird normalerweise von zwei Personen gesteuert. Der Vorderfahrer sorgt für den Antrieb mit Stachel oder Ruder. Der hinten stehende Steuermann hält das Boot auf Kurs und gibt Kommandos. «Wenn einer gewieft ist, lernt er in drei Jahren, einen Weidling allein zu steuern», erklärt Gasser.
Die vier Anfänger, die heute dazugekommen sind, versuchen das erste Mal, einen Weidling zu bedienen. Die anderen Teilnehmer waren schon letztes Jahr dabei und haben so natürlich einen Wissensvorsprung. Der Kurs ist so aufgebaut, dass im ersten Jahr die Grundlagen gelernt werden. Das bedeutet, dass man lernt, den Weidling als Vorderfahrer zu bedienen. Das ist die einfachere der beiden Positionen im Boot. Ebenfalls werden die wichtigsten Knoten wie Schiffer, Weber oder Mastwurf gelernt. Im zweiten Jahr folgt die Ausbildung zum Steuermann. Erst danach lernt man, einen Weidling allein zu manövrieren.
Schwieriger als gedacht
Die drei Weidlinge werden losgebunden, und die Kursteilnehmer machen sich auf den Weg flussaufwärts. Abwechslungsweise versuchen sie, das Boot beim Stacheln gerade zu halten. Beim Übersetzen auf die andere Rheinseite muss das Boot in einem 45-Grad-Winkel zur Fliessrichtung gehalten werden. Das ist schwieriger, als man denkt. Gasser und Oster geben Tipps, helfen und demonstrieren, wie es geht. Die Jugendlichen, die letztes Jahr schon dabei waren, geben schon die richtigen Kommandos. «Breit geben» zum Beispiel bedeutet, den Weidling vom Ufer weg in Richtung offenes Wasser zu lenken. Hat man das Ufer hinter sich gelassen, folgt der Ruf: «Ruder!», und der Stachel wird beiseitegelegt und das Ruder zum Einsatz gebracht.
«Wir wollen die Freude, auf dem Wasser zu sein, vermitteln», sagt Oster. Wenn die Jugendlichen ihre Fortschritte erkennen würden, komme auch das Interesse weiterzumachen. Ende Sommer, zum Abschluss des Kurses, folgt die Jungpontonierprüfung. Dann können die Teilnehmer das Gelernte unter Beweis stellen.
Einstieg noch möglich
Der Kurs findet immer donnerstags von 19.00 bis 20.15 statt. «Ein Einstieg ist auch nach den Frühlingsferien noch möglich», stellt Gasser klar. Knaben und Mädchen ab dem 12. Lebensjahr sind willkommen. «Doch man kann auch ein bisschen jünger sein», sagt der Kursleiter. Allerdings muss man schwimmen können und gross genug sein, einen Weidling stehend zu rudern.
Neben dem Ausüben des Pontoniersports sollen auch neue Kontakte geschlossen werden. Denn das Vereinsleben wird gross geschrieben bei den Pontonieren. So finden sich an diesem Gründonnerstag die Vereinsmitglieder ein, um nach der Ausfahrt bei Bier und Wurst den Abend gemütlich zu verbringen. Für die jungen Kapitäne gibt es natürlich Softdrinks.
Pontoniere
Pontoniersport: Der Pontoniersport ist eine traditionelle Wassersportart. Er wird vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) unterstützt. Hauptsächlich wird mit Übersetzbooten und Weidlingen auf Flüssen und Seen gerudert und gestachelt.
Weidlingsfahrkurs: Vom 13. April bis zum 7. September führt der Pontonierverein Schaffhausen einen Weidlingsfahrkurs durch. Er richtet sich an alle Knaben und Mädchen ab dem 12. Altersjahr. Jeweils donnerstagabends findet der Kurs beim Pontonierhaus Rabenfluh statt. Ein Einstieg ist auch nach den Ferien möglich.