Keine Lust auf Ferien in der Türkei

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Eine verlassene Bank in der südtürkischen Stadt Marmaris. Die Schaffhauserinnen und Schaffhauser bevorzugen andere Destinationen. Bild: Key

Die Türkei war lang eine beliebte Feriendestination. Heute wird sie als Reiseziel trotz Tiefstpreisen gemieden. Das zeigt eine Umfrage unter Reiseanbietern.

von Moritz Bolli

Meldungen über politische Unruhen oder drohender Terrorismus wirken sich negativ auf die Buchungszahlen aus. Zumindest kommt man zu diesem Schluss, wenn man bei den lokalen Reiseanbietern nachfragt. Beliebte Reiseziele werben für sich mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis oder mit Exklusivität. Doch nicht alle Destinationen sind bei den Schaffhauserinnen und Schaffhauser gleich beliebt. Die Türkei zum Beispiel, lang ein sehr beliebtes Reiseziel, wird heutzutage fast komplett gemieden. Der Putschversuch letzen Sommer und die anstehende Abstimmung über die umstrittene Verfassungsreform führten zu politischen Spannungen im ganzen Land. Zudem kam es im Herbst letzen Jahres in Antalya und an Neujahr in Istanbul zu Anschlägen. Das spüren die Reiseanbieter nun deutlich.

Jonas Sulzberger vom Reisebüro Marc Sulzberger berichtet, dass Buchungen für die Türkei derzeit an einer Hand abzuzählen seien. Und das, obwohl die Preise im Keller seien. Ferien in der Türkei würden im Moment nur von Leuten gebucht, die das Land schon bereist hätten. Neukunden hätten zurzeit kein Interesse an der Türkei, so Sulzberger weiter.

Keine Reisewarnung

Die Abstimmung über das Referendum findet am 16. April statt. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) warnt, dass rund um diesen Tag mit Spannungen zu rechnen sei. Es könne zu Ausschreitungen kommen. Von einer Reise in das Land wird aber von offizieller Stelle nicht explizit abgeraten. Aufgrund der kritischen Berichterstattung im Ausland sind laut EDA auch Proteste gegen Ausländer nicht ausgeschlossen. Das Departement empfiehlt darum, erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen und Kundgebungen jeder Art zu meiden. «Auch wir überlassen es dem Bauchgefühl der Kunden, ob sie in die Türkei reisen wollen», sagt Sulzberger. Er selbst plane eine dreitägige Studienreise in die Südtürkei, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Gerade die Südtürkei sei in den letzten Jahren ein sehr beliebtes Reiseziel gewesen. Besonders für Familien böten die dortigen Hotels viele Attraktionen, so Sulzberger weiter. An diesen Orten leide nun das Tourismusgewerbe sehr am Fernbleiben der Feriengäste. Hotelplan, der grösste Schweizer Ferienanbieter, verzeichnete schon für die Sommerferien 2016 einen Rückgang bei den Buchungen von 70 Prozent.

Auch Christian Sigg vom Reiseanbieter Rolf Meier Reisen in Neuhausen bestätigt das Ausbleiben von Buchungen für Ferien in der Türkei. «Das kann sich ändern, sobald die Leute preissensitiver werden, also günstig ein Last-Minute-Angebot buchen möchten», meint Sigg. Auch er spricht von aktuell sehr tiefen Preisen.

Ferien in Nordafrika

Tunesien sei im Moment, ähnlich wie die Türkei, kein beliebtes Reiseziel, und zwar aus den gleichen Gründen. Anders sehe es in Ägypten aus. «Die Nachfrage nach Ferien in Ägypten steigt wieder», berichtet Sigg. Eine sichere Nachfrage gebe es für Reisen nach Marokko. Das kann auch Kurt Zürcher, Geschäftsführer von Let’s go Tours in Schaffhausen, bestätigen. «Gerade letzte Woche kam ich aus Marokko zurück und habe es als sehr sicher erlebt.» Das Land sei gut organisiert. Laut Zürcher ist das Sicherheitsdispositiv am Flughafen Casablanca beispielhaft. Marokko eigne sich besonders gut für Individualreisen und werde auch bei Surfern zunehmend beliebter.

Doch wohin zieht es die ferienhungrigen Schaffhauser nun? Laut Sulzberger reisen Personen vermehrt an das westliche Mittelmeer anstatt in die Türkei. Länder wie Spanien oder Italien, aber auch Inseln wie Malta oder Zypern seien beliebt. Oder sie fliegen gleich in die andere Himmelsrichtung. «Sehr populär sind die nordischen Länder wie Skandinavien, Island und die Britischen Inseln», berichtet Sigg.

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