Wetter 2016: Zu warm und wechselhaft

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Ein Wärmeüberschuss von 1,5 Grad, mehr Niederschlag und mehr Sonnenschein als normal – dies sind die wichtigsten Merkmale des Wetters des letzten Jahres.

VON ANDREAS UEHLINGER

Was noch bis zum Ende der Achtzigerjahre als aussergewöhnlich galt, ist seither zur Normalität geworden: die zu hohen Jahrestemperaturen. Auch im vergangenen Jahr setzte sich der Trend fort mit einem Wärmeüberschuss von 1,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel.

Schon der Jahresanfang war aussergewöhnlich. Der Januar war der drittwärmste der Neuhauser Messungen seit 1971, und auch der Folgemonat war von unzeitgemässer Wärme geprägt. Die kalte Jahreszeit verschob sich in den Frühling zu einem sogenannten Märzwinter mit tiefen Temperaturen und Schnee im ersten Monatsdrittel.

Die ganze Palette von Wetterka­priolen – von fast sommerlichen Verhältnissen bis hin zu Schneeflocken – bescherte der April unserer Region. Ein Wintereinbruch mit arktischer Kaltluft zum Monatsende verursachte in der Nacht zum 28. April Bodenfrost mit nachhaltigen Folgen bei gewissen Pflanzenkulturen. Unbeständigkeit als Hauptmerkmal bestimmte auch die Maiwitterung. Infolge starker Bewölkung gab es zur Zeit der Eisheiligen keine Schäden.

Auch der Sommer verzeichnete einen Wärmeüberschuss, der jedoch deutlich unter jenem von 2015 lag. Der Übergang zum Herbst wurde kaum wahrgenommen, viel eher als Fortsetzung der warmen Jahreszeit mit Höchsttemperaturen gegen 30 Grad im September. Die typisch herbstlichen Verhältnisse verschoben sich in den Oktober.

Die Summe der Jahresniederschläge liegt deutlich über dem Mittelwert. Grosse Überschüsse, zur Hauptsache als Regen, gab es zum Jahresanfang, aber auch im späteren Frühling und zu Beginn des Sommers. Trockene Verhältnisse bestimmten den Spätsommer und die ersten Herbstmonate, wo sie anstehende Erntearbeiten sowie die Weinlese begünstigten. Die grösste Trockenheit mit kaum messbaren Niederschlägen brachte jedoch das Jahresende.

Die Jahressumme von Sonnenscheinstunden, in Anbetracht der Wechselhaftigkeit überraschend, übertrifft ebenfalls den Normalwert. Hohe Zahlen verzeichneten Spätsommer und Frühherbst sowie das Jahresende, während zur Hauptwachstumszeit im Frühling ein Fehlbetrag resultierte.

160 Fachleute unterwegs

Auch im digitalen Zeitalter wird das Pflanzenwachstum als massgeblicher Indikator für die Klimabeurteilung bezeichnet. Alljährlich sind landesweit ­160 Fachleute unterwegs, um nach einheitlichen Vorgaben die Wachstumsphasen von Wild- und Kulturpflanzen zu beobachten. Die Resultate werden bei Meteo Schweiz zu einem Vegetationsindex verarbeitet. Dieser zeigt, dass sich 2016 die Vegetation sehr früh entwickelte, was wiederum Rückschlüsse auf die Witterung erlaubt. Bereits Anfang Februar blühten in unserer Region die Haselsträucher. Die Kälteeinbrüche im März und April reduzierten den Vorsprung auf rund eine Woche, und im Mai lag die Vegetationsentwicklung etwa im Durchschnitt der langjährigen Beobachtungen (Allgemeine Blüte der Rosskastanie am 9. Mai).

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