Und plötzlich steht der Papst vor dir

Tobias Erlemann | 
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Koch und Gardist: André van den Heuvel (l.) war 2015 und 2016 anlässlich der Vereidigungszeremonie der Schweizergarde als Gastkoch im Vatikan tätig. Bild: zvg

Ein persönliches Gespräch mit Papst Franziskus? Der Jestetter André van den Heuvel erlebte das geistliche Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche hautnah.

Heute ist es wieder so weit, dann ist «Schweizer Tag» im Vatikan. Die Vereidigung der Schweizer Gardisten steht auf dem Programm, alljährlich ein grosser Event im Zwergstaat. Seit über 500 Jahren sorgt die Schweizergarde unter anderem für die Sicherheit des Papstes. Einer, der diese Veranstaltung vor Ort miterlebte, ist der Jestetter André van den Heuvel. Als Gastkoch war der Deutsch-Holländer 2015 und 2016 beim Anlass mit dabei. Über drei Tage werden dabei die Gaumen der zahlreichen Gäste verwöhnt. Vom Drei-Gang-Menü für 25 Personen über einen Apéro für 400 Menschen bis hin zum Abend-Buffet für satte 1200 Gäste. Die Töpfe in der Küche des Vatikans sind in dieser Zeit ordentlich am Glühen. Für van den Heuvel war dieser Einsatz aber nicht etwa ein Stressprogramm, sondern vielmehr eine Ehre. «Solch eine Möglichkeit bekommt man nicht oft in seinem Leben. Dafür habe ich auch gerne Urlaubstage in Anspruch genommen, um mithelfen zu können.»

Für diesen selbstlosen Einsatz wurde dem Jestetter dann auch gedankt, bekam er doch eine ganz spezielle Führung durch den Vatikan. «Ich kam in Räume rein, wo normal keiner Zutritt hat», berichtet van den Heuvel. Denn sein persönlicher Guide war kein Geringerer als Christoph Graf, der Kommandant der Päpstlichen Schweizergarade. Graf wurde im Februar 2015 von Papst Franziskus für diesen Posten ernannt. «Christoph Graf war so glücklich, dass ich extra für den Anlass Ferientage opferte, dass er mich zwei Stunden persönlich durch den Vatikan führte», berichtet der 36-Jährige begeistert. Und: Graf versprach dem Deutsch-Holländer auch, dass er ein kurzes Treffen mit dem Papst ermög­lichen wolle.

Kontakt mit dem Papst

Von Angesicht zu Angesicht mit Papst Franziskus? Dieses Highlight wurde für den Jestetter auch wirklich wahr. Entgegen dem Protokoll tauchte der Papst beim Abend-Galadinner auf, spontan gab der 80-Jährige ein Stelldichein – die Chance für van den Heuvel für ein Treffen. Schnell wurde der gelernte Koch noch instruiert, wie das Kirchenoberhaupt zu begrüssen sei, dann ging es raus aus der Küche direkt zum Papst. Noch 20 Meter, noch 10 Meter, und plötzlich reichte Papst Franziskus dem 36-Jährigen wirklich die Hand, für einige Minuten konnte van den Heuvel mit dem Pontifex maximus entspannt auf Deutsch sprechen. Entspannt deshalb, weil der Heilige Vater ganz normal und einfach daherkomme, wie der gebürtige Schwabe berichtet.

Nach dem Plausch wurde dann der erste Gang serviert, der Papst genoss einen gemischten Salat mit Räucherlachs. Beachtlich hierbei, dass der 80-Jährige sich noch am Tag danach an diese Begebenheit erinnerte, als van den Heuvel ein zweites Mal persönlich Kontakt hatte mit Papst Franziskus: «Er bedankte sich bei mir für das leckere Essen und konnte sich genau an mich erinnern. Toll, bekommt er doch tagtäglich Dutzende Menschen vorgestellt. Das zeigt, wie der Papst sich um die Menschen bemüht.»

So bekam van den Heuvel einen ganz persönlichen Einblick in das Leben des geistlichen Oberhauptes. Auf dessen Menüplan stehen dann auch einfache Speisen wie Risotto, Pizza und Nudeln – eben ganz italienisch. «Der Papst gibt sich nicht wie ein VIP, sondern ist ganz der Ordensmann», offenbart der Familienvater.

Auch in diesem Jahr hätte der Jestetter wieder als Gastkoch in den Vatikan reisen können, berufliche Verpflichtungen verhindern diesmal aber einen Einsatz. Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. «2018 bin ich hoffentlich wieder dabei. Für dieses Erlebnis werde ich gerne wieder Urlaubstage opfern», sagt der Deutsch-Holländer mit einem Augenzwinkern.

Schweizergarde: Für die Sicherheit des Papstes zuständig

Die Päpstliche Schweizergarde ist das einzige verbliebene päpstliche Militärkorps in Waffen. Sie sichert den Apostolischen Palast, die Zugänge zur Vatikanstadt sowie die Zugänge zur Sommerresidenz des Papstes im Städtchen Castel Gandolfo und ist für die persönliche Sicherheit des Papstes – auch auf Reisen – verantwortlich. Das Korps wurde im Jahre 1506 durch Papst Julius II. gegründet. Seit nunmehr über 500 Jahren ist die Schweizergarde also im Vatikan ansässig. Jeweils am 6. Mai eines Jahres findet die Vereidigung der neuen Gardisten statt. Bereits am Tag zuvor beginnen die Festivitäten. Der 6. Mai deshalb, weil dies der Tag des «Sacco di Roma» ist, der Plünderung Roms im Jahr 1527, bei welcher 147 von 182 Gardisten getötet wurden. Im Jahr 2017 werden nun 40 neue Gardisten vereidigt, welche folgenden Schwur ablegen: «Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben. Ich übernehme dieselben Verpflichtungen gegenüber dem Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhles. Ich verspreche überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und ­Gehorsam. Ich schwöre es, so wahr mir Gott und unsere heiligen Patrone helfen.» In jedem Jahr ist auch ein Gastkanton zugegen. Heuer ist dies Obwalden, welches mit der gesamten Kantonsregierung und 150 Bürgern vor Ort ist.

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