Kadaver wird pathologisch untersucht

Andreas Grossmann | 
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Der Rüdlinger Bauer Martin Keller, dessen Schweine Montagnacht freigelassen wurden, ist besorgt um seine Tiere. Es finden zahlreiche Rangkämpfe statt, eines ist sogar gestorben.

«Heute Morgen lag eine Sau tot in der Bucht. Mein Mann hat noch einmal die Polizei verständigt, damit der Schaden aufgenommen wird», erklärt Dorli Keller, die Frau des Bauers, dessen 98 Schweine in der Nacht auf Dienstag von einer unbekannten Täterschaft unkontrolliert auf die angrenzende Wiese freigelassen wurden. Dort brachen zirka 20 Tiere durch den Zaun, der von den Tätern zuvor aufgespannt worden war.

«Heute Morgen lag eine Sau tot in der Bucht.»

Dorli Keller, Bäuerin

Die Kellers haben aufreibende Nächte hinter sich. Geräusche oder Ähnliches hätten Sie nicht gehört, sagt Martin Keller. Sie erfuhren erst vom Vorfall, als Feuerwehr und Polizei bei ihnen vorfuhren. Das Schlafzimmer befindet sich auf der gegenüberliegenden Hausseite. Als Martin Keller schliesslich beim Stall ankam, hatte die Feuerwehr die frei laufenden Schweine bereits eingekreist. In der dunklen Nacht wusste man nicht sofort, ob man alle ausgerissenen Tiere gefunden hatte. Die Feuerwehr und Martin Keller machten sich deshalb mit Taschenlampen auf die Suche. «Alle 98 Sauen wurden hinausgetrieben. Normalerweise schlafen sie drinnen im Stroh. Im Auslaufstall fressen und bewegen sie sich», sagt Dorli Keller. Die Schweine sind bei den Kellers in vier Bereiche aufgeteilt. «Ich habe die Schweine von drei verschiedenen Züchtern», sagt Martin Keller. «Die Schweine eines Züchters waren auf zwei Bereiche aufgeteilt, die restlichen beiden Gruppen separat in einem Bereich.» Auch der Aussenstall besteht aus vier Abteilungen. Er ist nach aussen hin fest abgegrenzt. Durch ein Gatter liess der Übeltäter die Schweine nachts auf die Wiese, die er zuvor mit einem leichten Zaun abgesteckt hatte. «Ein solcher Zaun ist für Schweine völlig ungeeignet, sie merken, dass er sich bewegen lässt und rütteln daran», sagt Martin Keller. So brachen einige Schweine zur Strasse hin durch – gefährlich für Mensch und Tier, denn auf der Buchbergerstrasse herrscht auch nachts Verkehr.

Rangordnung geriet durcheinander

«Es gab ein riesiges Chaos. Auch nachdem man die Schweine wieder zusammengetrieben hatte, waren sie in den vier Ab­teilungen immer noch durchmischt und kämpften miteinander: grosse gegen kleine, starke gegen schwache. Die machten sich fast kaputt», so Dorli Keller. Wenn sich die Tiere mischen, muss die Rangordnung neu definiert werden. Nachdem die Feuerwehr weg war, blieb Martin Keller noch längere Zeit bei seinen Tieren, versuchte sie zu beruhigen und einzugreifen, wenn es Kämpfe gab. Ein Schwein sei so aufgeregt gewesen, dass es kaum mehr normal atmen konnte. Man habe es von den anderen trennen müssen, sagt Dorli Keller. «Wir sind sehr aufgewühlt. Wir können einfach nicht begreifen, wie man so etwas machen kann. Wir haben keine Ahnung, wer das getan haben könnte. Das ist reine Tierquälerei. Offenbar will man uns vorschreiben, wie wir die Tiere zu halten haben. Im Dorf werden wir allerdings von niemandem angefeindet.»

Die Kellers kennen keine anderen Bauern, denen Ähnliches passiert ist. Ob es ein oder mehrere Täter waren, ist zurzeit unklar. «Einen Zaun ziehen und danach alle Tiere raustreiben kann auch eine einzelne Person», so Martin Keller. Diverse Tiere trugen Verletzungen davon, teils von der Durchbrechung des Zauns, teils durch die Kämpfe. Den unverletzten Schweinen geht es den Umständen entsprechend. Der Zaun ist an der betroffenen Stelle kaputt. «Der Vorfall wird mich noch tage-, wenn nicht sogar wochenlang beschäftigen», sagt Martin Keller. «Der Schaden ist enorm. Die Tiere sind nun durchmischt, wir können die alte Aufteilung unmöglich wiederherstellen. Die Tiere gleichen sich zu stark. Ich kann die Gruppen nicht klar unterscheiden. Also muss die Rangordnung neu bestimmt werden.» Schweine hätten feinfühlige Nasen. Ein Kampf beginne meist mit Beschnuppern am Schwanz oder hinter den Ohren. Die letzten Tage schaute Keller immer mal wieder bei den Tieren vorbei. Er ist unsicher, hat die letzten Nächte wenig geschlafen.

Am Mittwochmorgen stiess er auf den genannten Kadaver. Vermutlich ein Herzversagen aufgrund der Aufregung. Cindy Beer, Mediensprecherin der Polizei Schaffhausen, bestätigt, dass das tote Tier gemeldet wurde. Es soll nun in der Pathologie in Zürich untersucht werden. Derzeit sei noch unklar, ob es der Schadensumme hinzugefügt werden müsse, so Beer, da ein Zusammenhang zu den Vorfällen von Montagnacht nicht bewiesen sei. «Bei solchen Untersuchen geht es darum, die Todesursache festzustellen und allenfalls mit dem Kriminalfall in Verbindung zu bringen. Zeitlich besteht ein Zusammenhang. Aber das Tier könnte auch unabhängig von den Ereignissen gestorben sein», sagt Peter Uehlinger, Kantonstierarzt.

Das Täterschreiben haben die Bauern selbst gar nicht zu Gesicht bekommen. Die Polizei hat es sofort an sich genommen. Im Nachhinein seien sie über den Inhalt informiert worden, sagt Martin Keller. Cindy Beer dazu: «Das Vorgehen, einen solchen Brief ungeöffnet dem Kommissariat für Kriminaltechnik zu übergeben, ist üblich. Die Spurensicherung soll dadurch nicht beeinträchtigt werden.» Weitere Neuigkeiten zum Fall gebe es noch nicht. Herr Keller habe inzwischen einen Strafantrag gestellt. Jetzt gelte es, die Ermittlungen abzuwarten.

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