Schaffhauser Polizei ist tief betroffen

Andreas Kurz | 
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Die Tötung von zwei Polizisten in Deutschland geht auch den Berufskollegen in Schaffhausen nahe. Bild: Roberta Fele

In Deutschland wurden zwei junge Polizisten bei einer Routinekontrolle von mutmasslichen Wilderern erschossen. So ein Vorfall rüttle auf, sagt der stellvertretende Kommandant der Schaffhauser Polizei.

Der Fall schockierte bis über die Landesgrenzen hinaus. Diese Woche wurden in Deutschland eine 24-jährige Polizeianwärterin und ihr 29-jähriger Kollege bei einer Routinekontrolle erschossen. In der Zwischenzeit hat die deutsche Polizei zwei Männer festgenommen. Sie vermutet, dass die beiden schossen, weil sie der Wilderei überführt worden waren – im Auto lagen Kadaver von erlegten Tieren.

Ravi Landolt, stellvertretender Kommandant der Schaffhauser Polizei und Chef der Sicherheitspolizei, sagt, bei ihm hätten die Ereignisse in Deutschland eine tiefe Betroffenheit ausgelöst. Im deutschsprachigen Raum habe man gute Kontakte untereinander. Die Polizeien funktionierten ähnlich. Man könne sich die Ausgangssituation deshalb gut vorstellen. «Es war eine Routinekontrolle, das ist unsere tägliche Arbeit», sagt Landolt. Die Polizisten würden darauf trainiert, bei solchen Situationen wachsam zu sein. «Dass man dabei beschossen wird, ist ein absolutes Worst-Case-Szenario.»

«Jagdgewehre gehören zu den gefährlichsten Waffen.»

Ravi Landolt, Stv. Kommandant Schaffhauser Polizei

Dass die Polizisten anscheinend wegen eines relativ geringfügigen Delikts wie Wilderei erschossen wurden, gebe zu denken. «Je geringfügiger das Delikt ist, desto überraschter ist man, wenn es zu einem solchen Vorfall kommt», sagt Landolt. Bei einer normalen Verkehrskontrolle sei man zwar auch wachsam. Aber selbst wenn man dabei auf Drogen oder Deliktsgut stosse, rechne man nicht gleich mit einem Beschuss. «Das kommt ganz selten vor», sagt Landolt. So ein Vorfall wie in Deutschland rüttle deshalb auf. Glücklicherweise seien die Polizisten in Schaffhausen sehr diszipliniert, was das Tragen von Schutzwesten anbelange. Auf Patrouillendienst seien sie immer mit einer Weste unterwegs. Diese würde auch bei Pistolenschüssen schützen, gegen Jagdgewehre hingegen nicht. «Jagdgewehre gehören zu den gefährlichsten Waffen überhaupt», sagt Landolt. «Sie haben auch noch auf lange Distanz eine hohe Geschossenergie.»

Bodycams: Polizei wartet noch ab

Gewalt gegen Polizisten komme in Schaffhausen zum Glück meist auf einer tieferen Stufe vor, sagt Landolt. Was immer häufiger werde, seien verbale Angriffe und Beleidigungen. Es gebe aber auch Einsätze, bei denen es zu körperlicher Gewalt komme. Bei einer Verhaftung sei man eher darauf vorbereitet. Schwieriger sei es, wenn Polizisten unvermittelt angegriffen würden. Beispielsweise wenn sich bei einer Personenkontrolle Dritte einmischten. Bei gewissen Einsätzen wisse man schon im Voraus, dass eine Zweier-Patrouille nicht ausreiche. Etwa, wenn in einer Gasse Betrunkene herumpöbelten. «Da sind wir dann mindestens zu viert vor Ort», sagt Landolt.

Um Angriffe gegen Polizisten besser dokumentieren zu können, testen einzelne Schweizer Polizeikorps derzeit sogenannte Bodycams. In Schaffhausen verfolge man diese Entwicklung, sagt Landolt. Es gebe unter den Polizisten auch eine gewisse Skepsis, schliesslich würden die Kameras auch das eigene Handeln aufzeichnen. «Die bisherigen Erfahrungen zeigen aber, dass Bodycams die Polizisten eher entlasten als belasten», sagt Landolt. Da der Problemdruck in Schaffhausen nicht besonders gross sei, könne man gut noch abwarten. Aktuell fehle auch die gesetzliche Grundlage dazu.

«Wir sind froh, dass wir in Schaffhausen noch einigermassen haltbare Zustände haben», sagt Landolt. Gleichzeitig stelle er fest, dass Entwicklungen im Ausland schneller ins «kleine Paradies» Schaffhausen kämen. So hätten Amokläufe lange als rein amerikanisches Phänomen gegolten. Mittlerweile kämen sie auch in europäischen Metropolen vor. «Wir müssen deshalb aufmerksam sein.»

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