Ein Engagement in Afrika wirft Fragen auf

Gemeinsam mit drei weiteren Städten investiert die Stadt Schaffhausen in ein Projekt im Kongo. Sie verlässt sich dabei auf das Urteil der Winterthurer Stadtregierung. In Frauenfeld wurde Kritik an der Hilfeleistung laut.
Mit Reden, viel Applaus, einer Pressekonferenz und einem Essen feierte der Kanton Schaffhausen letzte Woche die Preisträger des jährlich vergebenen «Schaffhauser Preises für Entwicklungszusammenarbeit». Wer den mit 25 000 Franken dotierten Preis erhalten will, muss ein rigoroses Verfahren durchlaufen und zudem einen engen Bezug zum Kanton nachweisen.
Mit weitaus weniger Lärm hat die Stadt Schaffhausen fast doppelt so viel Geld in die Auslandshilfe investiert: Im Spätsommer 2016 haben sich Vertreter von Schaffhausen, St. Gallen, Winterthur und Frauenfeld getroffen und entschieden, zusammen gut eine Viertelmillion Franken in ein Hilfsprojekt in der Demokratischen Republik Kongo zu investieren.
Hilfe für Schwangere
Das Geld geht an die Kimongo-Hilfe in Winterthur. Diese wurde 2006 als Stiftung eingetragen und widmet sich seither Hilfsprojekten im Bezirk Kimongo im Westen der Demokratischen Republik Kongo. Das von den Schweizer Städten unterstützte Projekt umfasst den Aufbau einer Maternitéstation. Dort sollen Schwangere und Gebärende medizinisch versorgt werden. Präsident der Kimongo-Hilfe ist der Winterthurer Pfarrer Willy Mayunda. Er stammt selbst aus dem Kongo. Die vier Städte geben der Stiftung insgesamt 275 000 Franken, davon entfallen 108 000 Franken auf Winterthur, 84 000 Franken auf St. Gallen, 48 000 Franken auf Schaffhausen und 35 000 Franken auf Frauenfeld.
Die Summe ist für die Kimongo-Stiftung ein verhältnismässig grosser Betrag. 2015 nahm die Organisation rund 67 000 Franken ein, im Jahr davor waren es 65 000 Franken gewesen. In neun Jahren hat die Stiftung insgesamt rund eine halbe Million Franken für Projekte ausgegeben.
Von der Gabe aus Schaffhausen hat die Stadtregierung nicht viel Aufhebens gemacht. Nur indirekt, über Medienmitteilungen der Städte Winterthur und St. Gallen, ist die Spende bislang bekannt geworden.
Das Geld aus Schaffhausen stammt nicht aus der laufenden Rechnung, es handelt sich also nicht um Steuergelder: Es kommt aus dem Heinrich-Schlatter-Fonds, einem Gefäss, das auf einen wohlhabenden Bürger zurückgeht, der 1907 starb. In diesem Fonds befinden sich laut Auskunft von Stadtpräsident Peter Neukomm noch rund 850 000 Franken; das Geld wird für Hilfsaktionen im In- und Ausland eingesetzt.
Missionierung in Abrede gestellt
Das Kimongo-Projekt hat im Kanton Thurgau für Fragezeichen gesorgt. Thomas Gemperle, ein Frauenfelder Stadtparlamentarier der SVP, kritisierte, dass das Projekt keinen Bezug zu seiner Stadt habe und der Beitrag unüblich hoch sei. Zudem müsse die Frage gestellt werden, ob das Geld zur Missionierung eingesetzt werde. Das hatte die «Thurgauer Zeitung» berichtet.
Pfarrer Mayunda sagt gegenüber den SN, dass auf keinen Fall bei den Patientinnen missioniert werde. «Die Stiftung ist keine kirchliche, sondern eine privatrechtliche Organisation, welche ihre Projekte den Angehörigen aller Religionen und auch konfessionslosen Menschen zugänglich macht.» Weiter sei die Kontrolle der Gelder durch regelmässige Besuche und Inspektionen gewährleistet sowie durch die Projektverantwortlichen des Bistums Boma, das heisst, durch den Bischof selbst und seinen Generalvikar.
Die Stadt Schaffhausen hat laut Neukomm das Projekt selbst nicht vertieft überprüft, sondern verlässt sich auf das Urteil von Winterthur. «Die Stiftung ist nach den Erfahrungen des Winterthurer Stadtrats ein verlässlicher Partner, der Gewähr für einen seriösen Einsatz der Gelder bietet», sagt Neukomm. «Willy Mayunda garantiert persönlich für den korrekten Einsatz der Mittel.»