«‹Ich liebe Dich› funktioniert immer»

Einblick in die Welt der Internetkriminalität gab die Ökonomieprofessorin Sita Mazumder am gestrigen Anlass der Schaffhauser OBT Treuhand.
Das Darknet stellt sich Yvonne Ried, Leiterin von OBT Schaffhausen, als Tummelplatz für Kriminelle vor, als einen riesigen, anonymen Raum, der viel Spielraum für Ungesetzliches bietet. Sita Mazumder beschäftigt sich mit Themen wie Sicherheit und Künstliche Intelligenz. Als Professorin unterrichtet und forscht sie an der Hochschule Luzern, zudem führt sie ihre eigene Beratungsfirma, ist Mitglied in zahlreichen Verwaltungsräten und internationale Referentin. Am traditionellen Neujahrsapéro der Schaffhauser OBT Treuhand führte sie gestern Abend die Gäste in die Welt der Internetkriminalität und zeigte, welche Rolle die Informationstechnik (IT) dabei spielt.
Delikte werden ins Internet verlagert
«Internetkriminalität ist nicht regional, sondern global», so Mazumder. Der Grad der Vernetzung nimmt fast täglich zu und somit auch die Angriffspunkte. «Mittlerweile kann ein Mobiltelefon alles, was früher ein Laptop konnte.» Für geschäftliche und private E-Mail- und Bankkonti werde häufig das gleiche Passwort benutzt, so Mazumder: «Das ist sehr bequem – und das schätzen auch Diebe.»
Klassischer Hackertatbestand ist das unbefugte Eindringen in ein fremdes Datenverarbeitungssystem. Aber immer mehr Delikte verlagern sich ins Internet oder werden unter Zuhilfenahme sozialer Netzwerke verübt. Folgen können Diebstahl des geistigen Eigentums, Reputationsverlust und finanzielle Verluste sein. Niemand sei gegen Internetkriminalität gefeit, so Mazumder: «Ich bin selbst schon auf einen exzellent gemachten Newsletter reingefallen.» Ihr daraus resultierender Rat: «Nie aus dem E-Mail heraus direkt auf ein Konto zugreifen, sondern sich immer separat einloggen.»
Internetkriminalität sei aber nur in zweiter Linie ein IT-Problem, das schwächste Glied sei der Mensch: «‹Ich liebe Dich›, funktioniert immer», sagt Mazumber. «Ob Liebe, Sex oder Geld, sobald Sie das im Betreff versprechen, klickt der Mensch drauf.» Wichtig sei, sich dessen bewusst zu sein und sich so gut wie möglich zu wappnen: «Überlegen Sie, was schützen wollen. Und was Sie brauchen, um trotzdem weiterarbeiten zu können, wenn Daten abhandenkommen und Ihre Systeme eine Zeit lang nicht funktionieren.» Denn es gebe nur zwei Arten von Unternehmen, so Mazumber: «Jene, die gehackt wurden. Und die, welche es noch nicht bemerkt haben.»
Kryptowährungen umrechnen
Yvonne Ried, Leiterin von OBT Schaffhausen, gab ihren Gästen nach der Begrüssung und der Vorstellung des sechsköpfigen Treuhand-Teams einen Überblick über Neuerungen in verschiedenen Bereichen, die zu Jahresbeginn in Kraft getreten sind. So löst die neue geräteunabhängige Abgabe für Radio und Fernsehen die bisherige Empfangsgebühr ab. In der Schweiz ansässige Unternehmen mit – weltweit – weniger als einer halben Million Franken Gesamtumsatz sind indes von dieser Abgabe befreit. Und – die Anwesenden könnten sich freuen, so Ried: «Der Missstand bei der Verrechnungssteuer wurde endlich korrigiert.» Neu darf der Steuerzahler die Verrechnungssteuer auch nachträglich zurückfordern, sofern die Einkünfte oder das Vermögen nicht vorsätzlich verschwiegen wurden.
Weiter wies Ried auf die Umrechnung von Kryptowährungen bei der MwSt.-Abrechnung hin: «Auf der Webseite der MwSt.-Verwaltung sucht man vergeblich nach Umrechnungskursen für solche digitalen Währungen.» Die Kurse könnten jedoch auf sogenannten Kryptobörsen abgefragt werden, etwa hier, informierte Yvonne Ried.
Beim Apéro riche waren die meistgehörten Worte Datensicherheit und Darknet.